Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
Übereinstimmung betrachten können. Als aber Adam Rice auf die Art ermordet wurde, wie es Biggie Lighter getan haben würde - das Abschneiden des Penis -, wären wir auf den Zusammenhang aufmerksam geworden. Irgendjemand von uns jedenfalls.«
Sloan kratzte sich am Ohr. »Hmm, daran habe ich nicht gedacht.«
»Weil wir auf Nebengleisen rumfuhren«, sagte Lucas. »Der Kerl hat uns wie ein Bahnhofsvorsteher auf Nebengleise dirigiert.«
Wieder eine Weile später sagte Sloan: »Ich will noch zwei Worte zu deiner Rock’n’ Roll-Liste sagen …«
»Rock’n’ Roll sind drei Wörter.«
»Zwei Wörter: Lou Reed.«
»Lou Reed … Du meinst ›Walk on the Wild Side‹?«
»Ja. Es steht nicht auf deiner Liste. Ich habe es vor kurzem mal gehört, als ich krank im Bett lag, und da dachte ich: »Mein Gott, das muss auf die Liste!«
»Du magst ja Recht haben, aber die Liste ist eh schon zu lang«, erwiderte Lucas. »Ich muss anfangen, Songs rauszustreichen. Ich habe überlegt, ob ich nur einen Song pro Gruppe oder Interpreten in die Liste aufnehmen soll - aber damit komme ich nicht zurecht. Einige der besten Songs würden außen vor bleiben.«
»Du hast aber noch andere Sachen nicht aufgenommen.«
»Was zum Beispiel?«
»›Mustang Sally‹«
»Oh, Scheiße …«
»Und du hast noch die Wahl zwischen Wilson Pickett und Buddy Guy«, sagte Sloan.
»Diese Wahl kann ich nicht treffen …«
»Tja, mein Freund: Das Leben nagt an dir, und dann musst du sterben.«
Sloan hatte begonnen, St. John’s »Fledermaushöhle« zu nennen, und als sie den Hügel hinauffuhren, ging die Bezeichnung Lucas durch den Kopf. Der Komplex wirkte äußerlich nicht wie eine Fledermaushöhle, aber er vermittelte das Gefühl, eine zu sein - wie ein ländliches Spukschloss in England, nur größer.
»Wir sagen nichts von Pope«, erklärte Lucas, als sie aus dem Truck stiegen.
»Natürlich nicht. Wir reden nur über den zweiten Mann.«
Sie wurden zum Büro des Direktors geführt; bei ihrem ersten Besuch war Lawrence Cale bei einem Angelurlaub gewesen, sie kannten ihn also noch nicht. Er war ein großer, schlanker Mann mit beginnender Glatze, Mitte fünfzig, und er trug eine Brille mit dicken Gläsern, die seine Augen unnatürlich vergrößerten. Er erinnerte Lucas an den Farmer auf Grant Woods Gemälde American Gothic. Er kaute auf einem Zahnstocher herum.
»Mein Stellvertreter hat mir berichtet, dass Sie bei Ihrem ersten Besuch bei einigen Patienten, ehm, ernsthafte Aufregung hervorgerufen haben«, sagte er, nachdem er Lucas und Sloan auf Besucherstühle komplimentiert hatte.
Lucas nickte. »Das ist richtig. Sie hatten zum Teil regelrechte Schreikrämpfe, als wir gingen.«
»Das ist nicht witzig«, entgegnete Cale. »Es kann Tage, manchmal sogar Wochen dauern, bis wir sie wieder zur Ruhe bringen.«
»Das ist Ihr Problem«, sagte Lucas. Er hatte die Schnauze voll von dieser Patienten -Scheiße. »Diese drei Männer sind
verantwortlich dafür, dass drei normale, nette Menschen zu Tode gefoltert wurden.«
Sloan kramte ein Foto aus seiner Aktentasche und schob es über den Schreibtisch. »Das war einmal eine Frau namens Carlita Peterson. Sie war Lehrerin an einem College. Ihre Innereien haben wir noch immer nicht gefunden.«
Cale sah sich das Foto kurz an und schob es dann kommentarlos zurück. »Ich habe veranlasst, dass Chase, Lighter und Taylor in Isolationszellen gebracht wurden. Sie sehen dort niemanden außer dem Hauspersonal. Kein Radio, kein Fernsehen. Jedes Gespräch mit ihnen wird aufgezeichnet, und wir hören uns die Bänder täglich an. Wir erlauben ihnen, zwei Bücher am Tag zu lesen. Sie bestimmen das Genre, wir wählen die Bücher aus, und so kann niemand eine Nachricht mit Hilfe der Bücher übermitteln. Und wir überprüfen die Bücher natürlich noch mal, bevor sie in die Zellen gebracht werden.«
»Und wie ist es, wenn sie die Bücher wieder abgeben? Was geschieht dann mit ihnen?«
»Wir überprüfen sie natürlich auch dann, vor allem auf Codes. Wir kennen uns da aus, winzige Stiche über Buchstaben und so was. Wir passen sehr genau auf, dass wirklich nichts über die Bücher nach draußen gelangt.«
»Okay. Werden Sie uns begleiten?«
»Nein, Sam O’Donnell und Dick Hart bringen Sie hin. Sie kennen diese Männer gut. Und es ist besser, wenn sie mich nicht sehen. Ich habe die Entscheidung für ihre Verlegung in die Isolationszellen getroffen, und wenn ich mitkomme, werden sie sofort auf mich einreden,
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