Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
glaube, es ist so still hier unten, dass sie die Vibrationen vorbeigehender Leute spüren. Wenn wir herkommen, starren sie uns oft durch das Glas entgegen. Auf den Videobändern der Zellenkameras hingegen schauen sie kaum einmal auf die Fenster. Sie sehen ja nichts.«
»Öffnen Sie die Einwegscheibe«, bat Lucas.
Hart drückte auf einen Knopf, und die Glasscheibe glitt langsam zur Seite. Sobald sie sich zu bewegen begann, stand Taylor auf und kam zum Fenster. »Aha, Sie sind’s«, sagte er, als er Lucas und Sloan erkannte.
»Ja, wir müssen mit Ihnen reden«, erwiderte Lucas. »Wir würden gerne einen Namen von Ihnen erfahren. Den Namen des Mannes, den Sie auf die Menschheit losgelassen haben.«
Taylor wiegte den Kopf hin und her, grinste und zeigte dabei seine gelben Zähne. »Ich glaub nicht, dass Sie mir dafür genug zu bieten haben.« Seine Stimme klang über die Sprechanlage wie die eines Roboters.
»Ich will Ihnen sagen, was wir zu bieten haben«, entgegnete
Lucas. Taylor verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich gegen den Rand der Panzerglasscheibe. »Der Distriktanwalt der Bundesjustizverwaltung hat entschieden, dass bei Ihren Opfern - den Opfern des Mannes, den Sie zu Mordtaten in die Welt hinausgeschickt haben - der Tatbestand des Kidnappings vorliegt. Das ist ein Verbrechen, dessen Ahndung der Bundesjustiz zukommt. Die Opfer wurden entführt und ermordet. Darauf steht die Todesstrafe. Wenn wir Sie in Zusammenhang mit dem Killer bringen und Anstiftung zum Serienmord nachweisen … Nun, dann brauchen Sie sich keine Gedanken mehr zu machen, im Knast sitzen zu müssen.«
»In Minnesota gibt’s die Todesstrafe nicht.«
»Das stimmt - aber wir reden hier von der Bundesbehörde, vom FBI. Dort hat man definitiv diese Möglichkeit.«
Taylors Blick schien sich für einen Moment nach innen zu kehren, dann zuckte er die Achseln. »Das kann sich eine Weile hinziehen … Sagen Sie mir, hat unser Junge sich die nächste Frau gegriffen? Hat er sie so richtig gehetzt?«
»Hey, Sie können uns nicht schocken«, sagte Sloan. »Wir haben es unser Leben lang mit Idioten Ihrer Art zu tun gehabt. Hören Sie sich den Rest der Sache an.«
»Na schön …«
»Wir machen unser Angebot nicht nur Ihnen, sondern auch Lighter und Chase«, sagte Sloan. »Derjenige, der uns den Namen sagt, kommt davon. Die anderen beiden werden nach Illinois überführt und kriegen die Giftspritze. Einer von Ihnen wird sich das überlegen und reden. Er kann dann den anderen beiden zum Abschied zuwinken.«
»Sie regen mich echt auf«, sagte Taylor mit monotoner Stimme und ohne Änderung des Gesichtsausdrucks. Er sah ostentativ auf seine Fingernägel. »Ich halt’s kaum mehr aus.«
»Okay«, sagte Lucas. Er streckte die Hand zum Knopf
aus, mit dem die Einwegscheibe verschlossen wurde. »Genießen Sie die nächsten paar Monate hier drin, oder wie lange es auch dauern wird …«
Jetzt veränderte sich Taylors Gesichtausdruck. »Was soll das heißen?« blaffte er. »Die Vorschriften sagen, dass wir nicht länger als zwei Wochen hier drin eingesperrt sein dürfen.«
Hart schüttelte den Kopf. »Das stimmt nicht ganz. Zwei Wochen gelten, wenn Sie Einsicht und Reue zeigen. Jeder Tag, an dem Sie das nicht tun, kann als neuer Verstoß gegen die Gefängnisordnung gewertet werden. Wahrscheinlich kommen Sie hier nicht raus, bis Ihr Killer - Ihr Junge, wie Sie sagen - gefasst ist.«
»Oder bis Sie in ein Bundesgefängnis in Illinois überführt werden«, sagte Lucas. Er drückte auf den Schließknopf, wartete auf einen Einspruch Taylors, aber während die Einwegscheibe zuglitt, blieb Taylor still. Dann sagte er mit hoher Babystimme: »Ich weiß, dass Sie noch da draußen sind …«
O’Donnell seufzte und schaltete die Sprechanlage ab. »Wen als Nächsten?«
Sie gingen zu Biggie Lighters Zelle. Biggie war nackt, und er masturbierte gerade. »Haut ab! Ich brauch beim Wichsen meine Ruhe!« Er deckte mit der freien Hand seine Aktion gegen die Überwachungskamera ab.
»Wir wollen Ihnen ein besonderes Angebot machen«, sagte Lucas. Biggie unterbrach seine Tätigkeit nicht für eine Sekunde, während Lucas ihm die Drohung mit der Todesstrafe unterbreitete.
Biggie sagte: »Hey, wissen Sie was? Dass Sie mir zusehen, geilt mich echt auf. Prima Sache.«
»Ich werde auch zusehen, wenn man Ihnen die Giftspritze verpasst«, erwiderte Lucas, wandte sich ab und sagte zu Hart: »Schließen Sie das Fenster.«
Während das Fenster zuglitt, schrie
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