Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
dazwischen angesiedelt ist - jung genug, um für die jüngere Larson attraktiv zu sein, und alt genug, um das Interesse der älteren Peterson zu wecken.«
Sie redeten noch einige Minuten über den Killer, dann sprach Lucas das Thema Sloan an: »Sein Frau sagt, er würde auf eine Depression zusteuern. Mit zunehmender Geschwindigkeit.«
»Euer Job ist die Ursache. Das weißt du am besten.«
Lucas hatte vor einigen Jahren unter einer ausgeprägten Depression gelitten. Sie war seitdem nicht wieder aufgetreten, aber an schlechten Tagen spürte er die Bestie im Hintergrund lauern.
»Er will den Dienst quittieren«, sagte Lucas.
»Das ist keine schlechte Idee«, erwiderte Elle. »Das Eintreten in den Ruhestand kann manchmal der Auslöser für eine Depression sein, aber in Sloans Fall … Euer Job verlangt zu viel. Nicht viele Menschen können das durchstehen, und die, die es fertig bringen, laufen Gefahr, nach einiger Zeit auf einen Zusammenbruch zuzusteuern. Sie neigen dann zur Selbstbehandlung mit Tabletten oder Alkohol. Oder sie verwandeln
sich in Monster. Das ist alles sehr komplex, Lucas. Sloans Frau sollte ihn dazu bringen, zum Arzt zu gehen, wenn es wirklich immer schlimmer wird.«
»Ich werde ihr helfen, ihn dazu zu bringen, falls er auf einen Zusammenbruch zusteuern sollte«, sagte Lucas. »Er weiß, was damals mit mir passiert ist - ich habe ihm gesagt, dass ich mich bei einem Rückfall mit Antidepressiva zuschütten würde. Ich werde es wirklich nicht wieder auf mich nehmen, mir so etwas noch einmal ohne ärztliche Hilfe aus den Rippen zu schwitzen.«
»Dein Verhalten damals war so dumm …«, sagte sie.
»Ich mag den Gedanken einfach nicht, dass Chemikalien mein Gehirn beherrschen.«
»Wenn man eine Depression hat, beherrschen bestimmte körpereigene Chemikalien das Gehirn«, sagte sie nachdrücklich. »Man setzt dann einfach nur andere Chemikalien ein, um sie niederzukämpfen.«
»Ja, ja …« Lucas’ Handy klingelte. »Das ist wahrscheinlich Sloan.«
Er traf Sloan im Odyssey, einem griechischen Bierlokal mit Billardhalle in der Nähe der Lake Street Bridge auf der Minneapolis-Seite des Mississippi. Sloan sah sehr müde aus; Lucas meinte, eine Runde Billard würde ihm helfen, die Müdigkeit zu überwinden, aber Sloan schüttelte den Kopf. »Keine Lust dazu«, sagte er. »Spendier mir lieber ein Bier.«
Sie holten sich zwei große Leinies und gingen damit zu einer Nische. Zwei Männer, offensichtlich harte Burschen, spielten im Hintergrund Billard. Sie trugen Lederwesten und schmutzige Jeans, in deren Gesäßtaschen dicke, mit Messingketten an den Gürteln befestigte Brieftaschen steckten. Sie wirkten schmierig, und das war gewollt: Es waren verdeckte Ermittler der Stadtpolizei von Minneapolis. Sie ignorierten Lucas und Sloan.
Sloan sagte: »Also, irgendwas ist im Busch. Was ist es?«
Lucas sagte: »Angler unten im Le Sueur County haben eine Leiche aus dem Minnesota River gezogen. Genauer gesagt, sie hatten zunächst nur ein Stück von einer verwesten Hand an der Angel. Sporttaucher haben dann den Rest der Leiche geborgen. Sie war in eine schwere Kette gewickelt. Der Gerichtsmediziner sagt, sie habe seit einem Monat im Fluss gelegen.«
Sloan kam zu einer Folgerung: »Wieder so eine Rice-Sache? Der Killer hat als Ersten einen Mann umgebracht?«
»Nein. Es war, ehm, Charlie Pope.«
Sloan sah Lucas lange Zeit über sein Bier hinweg an. Er schien belustigt zu sein, und lächelnd sagte er: »Du willst mich wohl verarschen.«
»Genau das Gleiche habe ich vor rund einer Stunde zu Hopping Crow gesagt.«
Sloan trank einen Schluck, wischte sich den Mund ab, seufzte und sagte: »Ich werde auf jeden Fall den Dienst quittieren …«
»Ich habe mit Elle gesprochen, als ich dich nicht erreicht habe. Sie sagte, das würde die Verwirrung auflösen. Der Mann, nach dem wir jetzt suchen müssen, ist clever, gut organisiert, wahrscheinlich auch gut aussehend. Vermutlich Mitte dreißig …«
Er fasste den Rest für Sloan zusammen, der dann fragte: »Aber was ist mit Mrs. Bird? Sie hat Pope doch an diesem Telefon stehen sehen.«
»Auch meine Überlegung«, sagte Lucas. »Wir waren es.«
»Wie bitte?«
»Wir haben sie infiziert. Das ist die einzige Möglichkeit, die ich mir denken kann.«
Sloan schloss die Augen, überlegte und nickte schließlich widerstrebend. »Sie hat den ganzen Tag nichts anderes
gemacht als ferngesehen. Sie bekam nie Besuch. Popes Gesicht erschien alle fünfzehn Minuten auf dem
Weitere Kostenlose Bücher