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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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während die Bänder auf dem Fernseher dahinter abliefen - insgesamt viermal. Die Angestellten der Klinik kamen und gingen in der abgehackten, hektischen Folge des Schnelldurchlaufs, was an die Bewegungen von Schauspielern in alten Stummfilmen erinnerte; hin und wieder verlangsamte Lucas die Abspielgeschwindigkeit, um sich bestimmte Aktionen genauer anzusehen.
    Die einzigen beiden Personen, die tatsächlich in eine Isolierungszelle gingen, waren Beloit und ein anderer Arzt namens Rosen, stets im Schutz zweier kräftiger Pfleger unter der Zellentür, und sie gingen nie in eine der Zellen der »Großen Drei«, nur in die vierte Zelle, in der der Mann einsaß, der einen anderen Patienten attackiert hatte. Die Ärzte gingen in die Zelle, verpassten dem Mann eine Insulinspritze und gingen wieder. Routine.
    O’Donnell und Sennet waren öfter bei der Essenausgabe dabei, öffneten die Einwegscheiben, redeten mit den »Großen Drei«, während diese die Mahlzeiten entgegennahmen. Im Verlauf der dreitägigen Aufzeichnung konnte Lucas verfolgen, wie Chase’ Zustand sich veränderte: von ruhig zu manisch zu völligem Wahnsinn, dann zu abflauender Tobsucht und schließlich zum schizophrenen Normalzustand. O’Donnell bewegte sich so, dass die Sicht der im Flur installierten Kamera auf das Tablett mit dem Essen blockiert war. Lucas
erkannte das beim zweiten Durchlauf der Bänder. Absicht? Lucas machte sich eine Notiz.
    Sennet plauderte nur mit den Insassen, machte manchmal nicht einmal das, sondern stand nur bei dem Essenszusteller, während die Mahlzeit in die Zelle geschoben wurde. Hin und wieder machte er sich Notizen auf einem Klemmbrett.
    Grant tauchte nur einmal auf, zusammen mit Hart. Er hatte ein Notebook dabei, öffnete es aber nicht; zog seine schicke Sportjacke aus, rollte die Hemdsärmel hoch, redete mit Biggie; ging auf die Kamera zu, folgte Hart zu Chase’ Zelle, redete dabei mit Hart; sagte nichts zu Chase, beobachtete nur, wie der Mann ruhelos in der Zelle herumlief.
    Kurz bevor die beiden Ärzte das Einwegfenster zu Chase’ Zelle schlossen, sagte Grant zu Hart: »Seine Persönlichkeit zerfällt. Wir müssen ihn da rausholen.«
    »Ich glaube nicht, dass man uns das tun lässt, solange dieser Folterkiller noch frei rumläuft.«
    Hart stützte sich mit einer Hand gegen die Panzerglasscheibe. Lucas spulte das Band zurück: Hart hatte das mehrmals getan, bei verschiedenen Zellen. Konnte er eine Nachricht auf die Innenfläche seiner Hand geschrieben haben? Das schien weit hergeholt zu sein, aber Lucas notierte es sich dennoch.
    In den Personalakten entdeckte er nichts Auffälliges; er würde sie am Morgen dem Koordinierungsbüro zur Auswertung übergeben.
    In der Nacht konnte er zunächst nicht einschlafen. Immer wieder kreisten die Aufzeichnungen der Bänder in seinem Kopf herum. Irgendwas wanderte irgendwie in die Zellen, direkt vor seinen Augen. Wie?
    Oder war es so, wie Sloan vermutet hatte? Waren die Morde im Voraus bis ins kleinste Detail geplant und bedurfte es nur eines Codes, um die Nachricht von der Ausführung
zu übermitteln? Dann brauchte man nur … Lucas versuchte sich vorzustellen, wie so ein Code aussehen könnte.
    Wie zum Beispiel, dass Grant seine Jacke auszog.
    Wie zum Beispiel, dass Hart die Hand gegen die Scheibe stemmte.
    Wie zum Beispiel, dass Sennet oder O’Donnell irgendein Schlüsselwort verwendeten. Oder etwas so Einfaches wie ein Augenkontakt, begleitet von einem Nicken oder Lächeln.
    Irgendetwas dieser Art musste es sein, und es geschah direkt vor seinen Augen, aber er konnte es nicht sehen.

NEUNZEHN
    D er Mann mit der Wisperstimme war beunruhigt. Er hatte gedacht, sich leicht noch zehn Opfer greifen zu können, oder fünfzehn oder zwanzig … Und sich dann absetzen und woanders neu damit anfangen zu können. Er hatte mit dem Gedanken gespielt, seinen Tod in dem ihm eigenen Stil vorzutäuschen, nur wegen der damit verbundenen Situationskomik. Es so zu gestalten, dass er weiterhin Leute umbrachte, ihre Leichen jedoch gut versteckte. Keine zur Schau gestellten Leichen mehr - der Folterkiller war offensichtlich nicht mehr unter den Lebenden …
    Es wurde brenzlig. Die Cops waren ihm auf den Fersen - dieser gottverdammte Pope hatte ihm das eingebrockt. Er war wieder aufgetaucht wie ein Gespenst in einer Gruselgeschichte. Wenn das nicht passiert wäre …
    Ohne diesen Zwischenfall, ohne diese verdammten Angler, würden die Cops noch jahrelang nach Pope suchen. Er hatte die Aktivitäten da

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