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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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überflüssig, aber es diente dazu, eventuelle Bedenken zu zerstreuen: Wer einen Einstich sterilisiert, hat bestimmt nicht vor, den Probanden umzubringen …
    Charlie setzte sich auf einen Stuhl, und der Killer riss die Papierfolie mit dem Alkoholläppchen auf, wischte damit über Charlies Armbeuge, nahm dann die Spritze aus dem Kasten und injizierte den Inhalt in die Vene.
    »Hat sich eher angefühlt, als ob Sie was reingespritzt als was abgezapft hätten«, sagte Charlie.
    »Hmm. Sagen Sie, Charlie, ich hoffe, Sie haben keine Drogen genommen? Kokain, Amphetamin, Gras oder so was - das wäre schlecht für Sie.«
    »Bei Gott, ich hab nicht mal Geld für verdammte Zigaretten.«
    Der Killer legte die Spritze zurück in den Medizinkasten, deutete dann auf Charlies Couch und sagte: »Setzen Sie sich hin, wir müssen noch den Fragebogen ausfüllen, dann verschwinde ich, und Sie können schlafen gehen.«
    Charlie ließ sich gehorsam auf die Couch fallen. Der Killer zog einen Papierbogen aus der Tasche, schaute darauf und fragte dann: »Haben Sie Verabredungen mit Frauen gehabt?«
    Charlie glotzte ihn an. »Verabredungen mit Frauen? Sie wollen mich wohl verarschen. Jeder in der Stadt weiß, weshalb ich im Knast war …« Sein Blick wurde unstet, er
gähnte, murmelte: »Mit mir würde sich keine verdammte Frau verabreden … Mein Gott, ich werd schläfrig. Muss an dem abgezapften Blut liegen.«
    Entweder daran oder an der Überdosis Barbiturat, die ich dir gerade verpasst habe, dachte der Killer belustigt. Genug, um ein Pferd zu töten. Charlie versuchte sich aufzurichten, schwankte, sank dann zurück auf die Couch. »Ich kann mich nicht … Ich kann nicht …«
    Er war weggetreten. Das Herz des Killers schlug jetzt ein wenig schneller. Er war geisteskrank, aber nicht immun gegen Angst; sein ganzes bisheriges Leben war von Angstzuständen geprägt gewesen. Bis hierhin könnte er sich noch irgendwie aus der Sache rausreden, ging es ihm durch den Kopf. In fünf Minuten ging das nicht mehr, wenn er seinen Plan zu Ende führte. Er beugte sich vor, sah prüfend auf Charlies schlaffes Gesicht. Nun denn …
    Er zog die Gummihandschuhe an, nahm das Skalpell, kniete sich neben Charlies Körper, drehte den Arm zu sich hin und schnitt Charlies kleinen Finger ab. Charlie zuckte kurz zusammen, lag dann wieder schlaff da. Der Killer wickelte ein Mulltuch um den Stumpf des Fingers, wartete, bis es sich mit genügend Blut vollgesogen hatte, legte den Finger dazu und rollte das Tuch zusammen. Dann griff er zu dem Nylonseil.
    Er ermordete Charlie mit dem Seil. Das Barbiturat hätte zwar vollauf genügt, aber er wollte keine Zeit vergeuden, sich nicht länger als nötig im Wohnwagen aufhalten. Also stellte er sich hinter Charlie, legte ihm das Seil um den Hals und zog zu, so fest er nur konnte. Zog und zog und zog … Nach etwas mehr als einer Minute begann Charlies Körper leicht zu zittern, was knapp eine Minute andauerte, wie der Killer registrierte, und er zog weiter, immer weiter.
    Schweißtreibende Arbeit, einen Menschen mit einem Seil zu ermorden. Als ob man sich mit aller Kraft an ein Seil
klammern muss, das einen an einem steilen Skihang aufwärts zieht. Er war kräftig, aber seine Arme zitterten, als das Werk getan und Charlie tot war. Man brauchte viel länger, als das in Filmen dargestellt wurde. Als Psychotherapeut, als medizinischer Profi, hätte er sich das eigentlich denken können, überlegte er, und er kicherte bei diesem Gedanken vor sich hin.
    Nachdem er nun sicher war, dass Charlie nicht mehr unter den Lebenden weilte, schaute er sich die Hand mit dem amputierten Finger an. Die Blutung hatte aufgehört. Er steckte das Mulltuch mit dem aufgesaugten Blut und dem Finger in einen Plastikbeutel und legte ihn auf den Küchentisch. Die verstümmelte Hand zog er nach unten und legte sie auf Charlies Hose, direkt auf die Geschlechtsteile.
    Während er das alles erledigte, dachte er darüber nach, was er da gerade gemacht hatte. Vor Charlie hatte er vier Männer ermordet, alle obdachlose Gammler, aber er hatte das nicht aus Lust am Töten getan. Die Morde hatten zwar einen Adrenalinstoß ausgelöst, aber dieser nicht unangenehme aufgeputschte Zustand war von einer quälenden Kälte im Körper begleitet gewesen, als ob er eine Überdosis Eis geschluckt hätte. Drei der Männer hatten etwas besessen, das der Killer haben wollte: Geld, Drogen, Nahrungsmittel, Kleidungsstücke, ein Radio. Der vierte Mann hatte den Killer angegriffen,

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