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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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anderen Studenten mit dem Namen Leopold Grant gehört. Wenn es einen anderen Arzt mit demselben Namen auf demselben Tätigkeitsgebiet geben würde, hätte ich davon gehört - auf jeden Fall, wenn er Beiträge zur Fachliteratur geliefert hätte.«
    »Haben Sie eine Idee, wie dieser so genannte Leopold Grant an Ihre Personalakte gekommen sein könnte?«, fragte Lucas. Er blätterte die »Leo-Grant-Akte« von St. John’s durch. »Ich habe hier ein Referenzschreiben von einem Douglas Carmichael. Gibt es diesen Mann? Er firmiert unter …«
    »… Chefarzt der Psychiatrie am West Bend Hospital. Er existiert tatsächlich. Das Schreiben hat sicher den offiziellen Briefkopf, oder?«
    »Ja.«
    »Da Sie diese Referenzen und alle möglichen anderen Unterlagen haben, gehe ich davon aus, dass da jemand Zugang zu den Personalakten am West Bend Hospital hatte«, sagte Grant. »Haben Sie diesen Leo Grant getroffen? Wie sieht er aus?«
    »Recht attraktiv«, antwortete Lucas. »Etwa eins achtzig bis eins fünfundachtzig groß, dunkles Haar, dunkle Augen.
Schlank, drahtig, hohe Wangenknochen. Gut gekleidet. Er ist sehr eloquent und macht einen intelligenten Eindruck.«
    »O Mann … Hat er ein Tattoo am Oberarm? Irgendwas mit Stacheldraht?«
    »Verdammte Scheiße!« Lucas ließ den Telefonhörer auf den Schoß sinken und legte die Hände über die Augen. Die Prostituierten im Rockyard hatten dieses Tattoo erwähnt … Er hatte nie wieder darüber nachgedacht. Wenn er alle Verdächtigen aufgereiht und befohlen hätte, die Ärmel hochzurollen, wäre Peterson noch am Leben …
    Er nahm den Hörer wieder ans Ohr und hörte, dass Grant fragte: »Hallo, sind Sie noch dran?«
    »Ja, Entschuldigung, mir ist gerade etwas eingefallen. Eine Zeugin hat einmal einen Mann mit so einem Tattoo zusammen mit einem der Opfer gesehen. Verdammter Mist!«
    »Wenn es der Mann ist, von dem ich denke, dass er es ist, haben Sie ein großes Problem«, sagte Grant. »Wir hatten mal einen Patienten namens Roy Rogers in der Psychiatrie in West Bend. Roy Rogers war nicht sein echter Name, aber wir konnten nicht rausfinden, wie er tatsächlich lautete. Er hatte einen Mann in Denver ermordet, einen Obdachlosen. Es ging um den Besitz eines Radios. Rogers kniete sich auf den Mann und hätte ihm mit einer Glasscherbe beinahe den Kopf abgetrennt. Die Cops meinten, es müsse rund fünf Minuten gedauert haben, bis er die Tat vollbracht hatte - er fing im Nacken an und schnitt schließlich den Hals des Mannes fast ganz durch.«
    »Der von uns gesuchte Killer hat die Kehlen aller drei Opfer durchtrennt … Man hat diesen Roy Rogers irgendwann wieder freigelassen?«
    »Nein - er ist geflohen. Ich bin bei einer Ärztetagung in Chicago einem Kollegen begegnet, der mir davon erzählt hat. Roy war anscheinend in einem Sicherheitstrakt untergebracht,
aber jemand vergaß, eine Tür abzusperren, und er marschierte durch einen Trakt mit mechanisch zu verschließenden Türen und am Ende raus auf den Hof. Die Wärter meinen, er sei im Laderaum des Lastwagens eines Lebensmittellieferanten ins Freie gelangt. Danach blieb er verschwunden.«
    »Ist er intelligent?«, fragte Lucas. »Und wissen Sie, ob er irgendeine Verbindung zu Kalifornien hatte?«
    »Er ist sehr intelligent - nach den alten Standards wäre er als Genie eingestuft worden. Wir bezeichnen das heute nicht mehr so, aber er ist wirklich sehr intelligent.«
    »Aha. Ich danke Ihnen …«
    Der Leo Grant in Cancun war in Schwung gekommen, seine Stimme war jetzt angespannt, und Lucas realisierte, dass sie tatsächlich wie die Stimme des falschen Leo Grant klang: »Tatsache ist, dass es sich bei diesem Mann, wie immer auch sein wahrer Name lautet, um ein Musterbeispiel zur Thematik ›unerwünschte Kinder‹ handelt - sofern man seinen Berichten glauben kann … Nach seinen Aussagen ist er in einem verschlossenen, fensterlosen Zimmer aufgewachsen. Als ich ihn näher dazu befragte, gewann ich den Eindruck, dass dieses Zimmer kaum größer als ein begehbarer Wandschrank gewesen sein kann. Er wurde nicht gequält oder sexuell missbraucht, man hat ihn einfach weggeschlossen. Wenn man ihm glauben kann, hat er ein wahres Martyrium durchlebt.«
    »Wie viel haben Sie ihm denn geglaubt?«, fragte Lucas.
    Grant dachte einen Moment nach und sagte dann: »Was die Zeit des Heranwachsens angeht, glaube ich das meiste davon. Er sagt, als er neun oder zehn gewesen sei - er wusste nicht einmal, wie alt er damals tatsächlich war -, seien die Cops

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