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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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gekommen und hätten ihn in ein Waisenhaus gebracht. Vermutlich war er schon als Baby in diesem Wandschrank eingesperrt. Er sagt, nach einiger Zeit sei er dann aus dem
Waisenhaus weggelaufen und danach am Strand von Venice aufgewachsen. Das Kernproblem bei Roy war …«
    Grant brach ab, und Lucas drängte ihn ungeduldig: »Ja? Was?«
    »Roy hat keine echte eigene Persönlichkeit«, sagte Grant. »Das ist nicht hundertprozentig richtig, aber Sie sollten ihn sich so vorstellen. Er nimmt die Persönlichkeit von Menschen an, die ihn am meisten beeindrucken. So hat er wohl auch den Betrug an der forensischen Klinik, an der er sich jetzt aufhält, durchziehen können. Während der Behandlungszeiträume in West Bend redete und verhielt er sich so, als sei er ein Mitglied der Ärzteschaft. Hatte er es mit Pflegern zu tun, redete und verhielt er sich wie ein Pfleger. Einmal, bei einer Gruppentherapie mit einem Mann, der wegen Mordes an seiner Ehefrau angeklagt war … Nun, ich beobachtete, wie er im Verlauf von nur zwei Sitzungen die Persönlichkeit dieses Mannes annahm. Er eignete sich das Gehabe, die Sprechweise, die Gesten, die Gesichtsausdrücke dieses Mannes an. Es war, als ob dieser andere Mann in ihn hineingegossen worden sei.«
    »Das erklärt vieles«, sagte Lucas. »Hören Sie, Dr. Grant, ich werde diesen falschen Leo Grant sofort festnehmen. Wir wären Ihnen dankbar, wenn Sie herkommen könnten, um uns bei seiner Vernehmung zu unterstützen. Der Staat Minnesota bezahlt Ihnen natürlich Ihre Auslagen und ein Honorar …«
    »Das lässt sich machen«, erwiderte Grant. »Natürlich ist das ein Schock. Ich würde gern mit den Angestellten der Klinik sprechen, und ich würde Roy gern wiedersehen. Einfach nur, um mir seine Geschichte anzuhören.«
    »Okay …«
    »Wissen Sie, wie es dazu kam, dass er sich den Namen Roy Rogers zugelegt hat?«, fragte Grant.
    »Nach diesem Cowboy-Typ?«

    »Nein. Nun ja, indirekt schon. Er nannte sich so nach einem Fast-Food-Restaurant. Sagte, es sei das beste Restaurant gewesen, in dem er je gegessen habe, bevor er in den Knast wanderte.«
     
    Lucas rief Sloan an: »Es ist Leo Grant. Ich erzähl dir alles auf dem Weg zu seiner Festnahme.«
     
    Jenkins antwortete auf Lucas’ Anruf und sagte, er sei gerade dabei, einen Happen zu essen. Shrake war bei ihm. »Wir fahren nach St. John’s«, sagte Lucas. »Ihr beiden kommt mit.«
    »Hat es einen Durchbruch gegeben?«
    »Ja. Ich hole zunächst mal Sloan in Minneapolis ab …« Sie kamen überein, sich an einer Tankstelle in Shakopee im Süden des Stadtzentrums zu treffen.
    »Hören Sie, Shrake und ich haben uns über Ihre Rocksong-Liste unterhalten«, sagte Jenkins. »In diese Liste muss unbedingt ›Fuck the Police‹ von NWA rein.«
     
    Das Rathaus von Minneapolis war ein hässliches Gebäude. Es bestand aus aufeinander geschichteten Steinquadern in einer Farbe, die Lucas einmal bei einem Jagdausflug gesehen hatte - der Farbe eines Haufens frischer Hirschscheiße. Sloan stand auf dem Gehweg davor. Lucas hielt an, und Sloan sprang in den Truck.
    »Nun erzähl schon«, sagte er.
    Also berichtete Lucas ihm alles, und Sloan war angemessen erstaunt. Er sagte: »Ich habe auch alles vergessen, was diese Nutten und das Tattoo angeht. Es schien alles so … vage zu sein.«
    »Es müsste so was wie ein Cop-Computerprogramm geben«, sagte Lucas. »Wie ein Spreadsheet in einem Tabellenkalkulationsprogramm. Man gibt alle Fakten ein, die man hat, dazu alle Annahmen und Vermutungen, die man wiederum
je nach Glaubwürdigkeit staffelt. Dann gibt man alle Verdächtigen ein, und das Programm sagt einem schließlich, was man tun soll. Wenn’s so was geben würde, käme es nicht dazu, dass man was Wichtiges vergisst …«
    »Wir würden unsere ganze Zeit damit verbringen, irgendwelche Scheiße in das Programm einzugeben«, sagte Sloan.
    »Ja, aber wir hätten daran gedacht, alle Verdächtigen die Ärmel hochrollen zu lassen … Verdammte Scheiße!«
     
    Auf dem Weg aus der Stadt sprachen sie über die Einzelheiten des Falls. An der Tankstelle in Shakopee mussten sie fünf Minuten auf Jenkins und Shrake warten; nach ihrem Eintreffen erklärte Lucas ihnen, worum es ging, dann setzten sie die Fahrt nach Süden fort. Zwanzig Meilen weiter fragte Sloan: »Meinst du nicht, wir sollten den Sheriff verständigen?«
    »Nein, das machen wir nicht. So was spricht sich zu schnell rum. Wir müssen Grant überraschend stellen und ihm Handschellen anlegen, ehe jemand auch

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