Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
sagte, ich soll mich mit Ihnen in Verbindung setzen …«
»Was gibt’s denn?«
»Wir haben hier diesen Mann … Vor ein paar Wochen ist ein Mann namens Charlie Pope aus St. John’s, der geschlossenen psychiatrischen Klinik für Sexualstraftäter, entlassen worden. Er war wegen Vergewaltigung einer Frau in St.Paul und dem Versuch, sie zu erwürgen, verurteilt worden. Es gab auch den Verdacht, dass er vor längerer Zeit eine weitere Frau oder sogar zwei Frauen getötet haben könnte.«
»Ich erinnere mich nicht an den Fall.«
»Ist schon Jahre her. Und im Zusammenhang mit dem Fall, der zu seiner Verurteilung und der Gefängnisstrafe geführt hat, hat er ja keinen Mord begangen …« Fox verwendete mehrere Minuten darauf, Popes Lebenslauf vorzutragen, und fügte zum Schluss an: »Ehrlich, dieser Mann ist ein Irrer. Er sagt nicht viel, aber er ist irrer als jeder Psychopath, den ich kenne.«
»Und diesen Typ hat man laufen lassen?«
»Man hatte ihn nur wegen dieser einen Vergewaltigung verurteilen können, und seine Strafe näherte sich dem Ende. Man konnte ihn sowieso nicht über diesen Zeitpunkt hinaus festhalten und entschloss sich, ihn ein paar Monate früher zu entlassen - er wollte unbedingt raus -, machte aber den Deal mit ihm, dass er sich zum langfristigen Tragen einer elektronischen Fußfessel bereit erklärte. Er lebte in einem Wohnwagen hier in Owatonna. Vor zwei Wochen hat er die Fußfessel durchtrennt. Als ich deswegen hinfuhr, war er spurlos verschwunden.«
»Der Wohnwagen war aber noch da?«
»Ja. Ich habe ihn versiegelt und den Manager des Wohnparks gebeten, ihn im Auge zu behalten. Ich weiß bis heute nicht, wohin Pope verschwunden ist oder was mit ihm passiert sein könnte. Jedenfalls dachte ich, die Sache hätte vielleicht was mit Ihrem Problem zu tun.«
»Sehr gut, dass Sie angerufen haben«, sagte Lucas.
»Ich hätte mich schon nach dem Larson-Mord mit Ihnen in Verbindung gesetzt, aber ich habe erst vorhin durch den Bericht in der Star - Tribune davon erfahren.«
»Okay. Geben Sie mir Ihre Telefonnummer - ich habe in zehn Minuten eine Besprechung mit einem Vertreter der Mordkommission von Minneapolis; es könnte sein, dass ich zu Ihnen nach Owatonna komme und ein paar Cops von hier mitbringe. Brauchen wir einen Durchsuchungsbefehl für den Wohnwagen?«
»Nicht, wenn ich dabei bin«, sagte Fox. »Ich würde mich freuen, Sie hier zu treffen.«
»Ich rufe Sie innerhalb der nächsten Stunde zurück und gebe Ihnen Bescheid«, erwiderte Lucas.
»Noch eine Sache«, sagte Fox. »Popes DNA befindet sich in der Datenbank der Staatspolizei. Das hat man vorsichtshalber gemacht, ehe er aus St. John’s entlassen wurde.«
Lucas machte noch schnell einen Anruf in St. John’s, dann kam Sloan herein, dicht gefolgt von einer leicht verlegen wirkenden Elle Kruger. Sie trug Straßenkleidung, was in letzter Zeit immer häufiger der Fall war; die traditionelle Nonnentracht, sagte sie, gebe ihr zunehmend das Gefühl, von den Mitmenschen für affektiert gehalten zu werden. »Ich war mir nicht sicher, ob ich überhaupt kommen sollte«, sagte sie und schaute sich im Büro um, fasste insbesondere Carol prüfend ins Auge. Elle kam zweimal im Monat zum Dinner zu Lucas und Weather nach Hause, und sie hatte sich mit Weather angefreundet, aber sie war noch nie in Lucas’ neuem Büro gewesen.
»Ich bin froh, dass du gekommen bist«, sagte Lucas. Er wies auf die bequemen Sessel und setzte sich selbst hinter den Schreibtisch. »Ich habe gerade den Anruf von einem Bewährungshelfer bekommen …«
Er erzählte ihnen, was Mark Fox berichtet hatte. Als er
fertig war, sagte Sloan: »Dieser Pope ist also kurz vor dem Mord an Larson verschwunden … Das ist die beste Spur, die wir bis jetzt hatten. Wieso haben wir von dieser Sache nichts gehört?«
»Der übliche bürokratische Mist«, erwiderte Lucas. »Mängel im System des Informationsaustauschs. Fox wusste nichts von Larson, niemand von uns wusste was von Pope, und die Zeit verstreicht … Wie auch immer, ich habe gerade Popes Akte in St. John’s angefordert.« Zu Elle: »Sloan hat dich über die Rice-Morde informiert?«
»Nicht über alle Details. Mich haben die Verhaltensmuster des Mörders natürlich besonders interessiert.«
»Noch eine wichtige Sache«, sagte Lucas. »Adam Rice hat offensichtlich versucht, sich gegen den Killer zur Wehr zu setzen, und wir haben Blut und Hautpartikel unter seinen Fingernägeln gefunden. Wenn das Blut nicht von Rice
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