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Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman

Titel: Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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verstecken. Es sein denn …
    Ein zweiter Mann oder eine Frau versteckten ihn. Und steuerten ihn …
    Oder er hatte sich nach dem zweiten Mord so weit abgesetzt, dass die Nachricht von der Fahndung nach ihm nicht bis zu ihm vorgedrungen war. Vielleicht arbeitete er als Putzmann oder Müllmann oder Fließbandarbeiter irgendwo in Florida.

    Das wäre möglich, aber Charlie war im oberen Mittelwesten verwurzelt. Er war ein Irrer, aber er war ein Kleinstadtjunge. Er hatte eine Scheu davor, in Großstädten zu leben, und er hatte Angst vor den Menschen, mit denen er es dann zu tun bekommen würde. Und er schien nicht den Grips zu haben - oder den Willen -, diese Ängste zu verdrängen.
    Ein Dorftrottel.
    Lucas seufzte und legte den Stift auf den Schreibtisch. Ein zweiter Mann - oder eine Frau. Ein Gedanke, der einem den Schlaf rauben konnte.

ZEHN
    R uffe Ignace hatte Nachtdienst. Nicht viel zu tun, Füße auf dem Schreibtisch, darauf warten, dass die Zeitung in den Druck ging. Sein letzter Triumph, die Serienmörder-Story, hatte nicht dazu geführt, dass die anderen Reporter ihn respektvoll geschont hätten, als es darum ging, einen Ersatz für den in Urlaub gegangenen Nachtdienstredakteur zu finden.
    Die Einteilung zu diesem Dienst löste stets einen internen Kampf unter den Reportern aus.
    Ignace war auf herrische Weise für diesen Job bestimmt worden. »Sie haben«, sagte sein Teamchef, »die erforderlichen Kenntnisse. Oder soll ich etwa den Musikkritiker über ein Feuer schreiben lassen, das im letzten Moment vor dem Umbruch ausbricht? Und Sie sind Single und haben keine feste Beziehung, oder?«
    »Aha, haben Sie mich deshalb gestern gefragt, ob ich eine feste Freundin hätte?«
    Ein Muskel zuckte an der Kinnlade des Teamchefs. »Nun, ehm … ja.«
    »Sie hinterhältiger Mistkerl.«
    Die Bezeichnung »hinterhältiger Mistkerl« trug nicht zur Verbesserung seiner Lage bei, und so saß er nun hier, um elf abends, und wartete auf das Dienstende. Er war jetzt der »Nur-für-den-Fall-Mann«. Nur für den Fall, dass der Präsident ermordet wurde, nur für den Fall, dass Terroristen das Target Center attackierten, nur für den Fall, dass einer der Vikings-Spieler wegen Drogenbesitzes verhaftet
wurde. Man wollte nicht, dass die Zeitung in solchen Fällen kurz vor dem Erscheinen schlampige Arbeit lieferte.
     
    Ignace saß also mit den Füßen auf dem Tisch da und las im Idiot’s Guide to Etiquette, den er auf dem Tisch eines anderen Reporters gefunden hatte. Als das Telefon läutete, nahm er an, man würde ihn in letzter Minute noch zur Überarbeitung eines Artikels auffordern.
    Eine raue, kehlige Männerstimme fragte: »Sind Sie, Entschuldigung, ich weiß nicht, wie man’s ausspricht, Rough Ignacy?«
    »Mein Name ist Roo-fay Ig-nas«, sagte Ignace indigniert. »Und wer sind Sie?«
    »Ich bin der alte Charlie Pope, und ich rufe an, um Ihnen für den Bericht zu danken.«
    Ignace nahm die Füße vom Tisch und richtete sich auf: »Wer spricht da wirklich? Bist du’s, Jack, du Arschgeige?«
    Ein wisperndes Kichern: »Nix da, ich bin’s, der alte Charlie Pope.«
    Ignace legte schnell einen Notizblock und einen Stift bereit. »Okay, alter Charlie Pope, dann erzählen Sie mir doch mal irgendwas zu den Morden, das nicht in der Zeitung stand.«
    Eine Pause, dann: »Es hat nicht in der Zeitung gestanden, dass ich Adam Rice den Schwanz abgeschnitten hab.«
    »Was?«
    »Ich hab ihm den Schwanz abgeschnitten«, wisperte die Stimme. »Sie haben das nicht in der Zeitung gebracht.«
    »Die Cops haben nichts davon gesagt - und ich glaube nicht, dass es wirklich passiert ist.«
    »Glauben Sie mir, Ruffe.« Der Wisperer klang jetzt kalt, hart.
    »Wir haben auch nicht berichtet, wie und womit Sie den
Jungen umgebracht haben. Also, womit haben Sie es gemacht?«
    »Er kommt im Schlafanzug die Treppe runter. Ich hatte gar nicht gewusst, dass er da oben war, und dann fing er an wegzurennen. In einer Ecke hat ein Aluminiumbaseballschläger gestanden, und als der Junge in die Küche gerannt ist, hab ich den Schläger genommen und ihm eins über den Kopf gezogen, kurz bevor er die Hintertür erreicht hat. Dann bin ich zurückgegangen und hab mich wieder um Daddy gekümmert.«
    Die Wucht dieser Worte drückte Ignace zurück in den Sessel. »Mit einem Baseballschläger …«
    »Ja. Als ich rausging, hab ich den Schläger mit dem Unterhemd von Rice abgewischt, damit keine Fingerabdrücke nicht drauf sind. Ich hab da noch nicht gewusst, dass sie mir

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