Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
sich, und dann spürte er einen festen Tritt gegen seinen Oberschenkel. Ich verliere diesen Kampf, zuckte es durch seinen Kopf, und er entsicherte die 45er und drückte ab, blind, hoffte, den Mann wenigstens für eine Sekunde abzulenken, lange genug, um die Waffe gezielt einsetzen zu können.
Und es funktionierte; der Mann fuhr bei der Detonation des Schusses herum, rannte weg, und Lucas sah jetzt seinen Unterkörper in rund drei Metern Entfernung, und er schrie: »Stehen bleiben, oder ich schieße! Ich lege Sie um!«
Der Mann lief weiter, und Lucas rollte sich in Schussposition, feuerte einen Schuss auf die Beine des Mannes ab, traf nicht, aber der Mann blieb abrupt stehen und rief: »Nicht schießen! Ich gebe auf! Nicht schießen!«
Lucas rappelte sich hoch. Blut strömte auf seinen Anzug und das Hemd, und ein wilder Schmerz zuckte von seinem Gesicht bis hinunter zum Hals.
»Kommen Sie her«, befahl er dem großen Mann. »Kommen Sie her, und dann runter auf die Knie, runter auf die Knie …«
Und in einiger Entfernung hörte er Youngie rufen: »Davenport, Davenport …«
»Hier drüben …«
Der große Mann hatte sich hingekniet, mit dem Rücken zu Lucas, die Hände im Nacken gefaltet. Er schien so etwas schon öfter erlebt zu haben.
»Schau mich an, Charlie«, sagte Lucas.
»Wen soll ich anschauen?«, knurrte der Mann. Er hatte
Übergewicht und einen Kopf wie ein Holzklotz, breite Schultern und muskulöse Arme wie ein Bodybuilder, und er war fast kahlköpfig. Er drehte den Kopf zur Seite. »Wer zum Teufel ist Charlie?«
Lucas, immer noch stark blutend, hielt die Pistole auf den Mann gerichtet, und er hörte, wie Youngie durch den Mais preschte, und er rief noch einmal: »Hier drüben!«
Youngie tauchte auf, die Pistole zum Himmel gerichtet, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf Lucas und den knienden Mann. »Was ist passiert? Haben Sie eine Schussverletzung?«
»Nein, er hat mir auf die Nase geschlagen. Tut verdammt weh. Ist wahrscheinlich gebrochen. Legen Sie dem verdammten Arschloch Handschellen an. Scheiße, das Blut versaut meinen ganzen Anzug.«
Youngie legte dem Mann Handschellen an und zerrte ihn auf die Füße, und Lucas steckte die 45er in das mit Blut verklebte Holster. Die Brieftasche des Mannes war am Gürtel befestigt, und Youngie löste den Verschluss, öffnete die Brieftasche und warf einen Blick auf den Führerschein des Mannes. »Bobby Clanton, Wohnort Albert Lea.«
»Ich will einen Anwalt«, sagte Clanton.
»Du kannst mich mal«, knurrte Lucas. Er schob Clanton in Richtung Scheune. »Marschier los, du Mistkerl.« Zur Unterstreichung seines Befehls trat er Clanton in den Hintern, und Clanton stolperte und wäre beinahe gestürzt.
»Sie brauchen einen Arzt«, sagte Youngie zu Lucas.
»Ja, ja, der steckt mir verdammte Stäbchen in die Nasenlöcher, und das verursacht mehr Schmerzen, als ich jetzt habe …« Er trat Clanton noch einmal in den Hintern.
Youngie hatte die beiden Kid-Cops hinter dem vierten Mann hergeschickt und ein halbes Dutzend weitere im Dienst befindliche
Deputys über Funk angefordert. »Sobald die Leute eintreffen, kümmern wir uns um die beiden noch fehlenden Männer«, sagte er zu Lucas. »Ich hoffe, die beiden schleichen sich weiter durch das Maisfeld den Hang hinunter, und zwar so langsam, dass wir die Gegend um das Feld noch vorher absperren können. Wenn sie erst einmal aus dem Maisfeld raus sind, könnte es schwierig werden, sie zu erwischen. Sie könnten in einer Stunde fünf Meilen hinter sich bringen, falls sie gute Läufer sind.«
»Wo ist dieses Labor?«, fragte Lucas. »Sie haben mir ja ›Amphetaminlabor‹ zugerufen …«
»Ja, ich konnte es riechen, habe aber noch nicht nachsehen können. In der Scheune, denke ich. Sie sind ja von dort rausgestürmt.«
»Herstellung einer verbotenen Droge, Widerstand gegen die Staatsgewalt, tätlicher Angriff auf einen Cop … Bobby muss mit fünfzehn Jahren in Stillwater rechnen, noch mehr, wenn er vorbestraft ist. Er hat bestimmt Vorstrafen, und dann kann er der Freiheit für immer Lebewohl sagen.« Er trat Clanton zum dritten Mal in den Hintern.
Clanton stolperte, fasste sich wieder, blieb stehen, sah Youngie an. »Sie lassen es zu, dass ein festgenommener Verdächtiger misshandelt wird?«
»Halt’s Maul«, blaffte Youngie, aber als Clanton weiterging, sah er Lucas stirnrunzelnd an und schüttelte den Kopf: keine Arschtritte mehr. Lucas nickte, legte dann den Zeigefinger auf die Seite seiner
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