Kaltes Fieber - Ein Lucas-Davenport-Roman
als die Bewegungen von Mihovils Zunge im Zentrum ihrer Existenz, und ihr Selbst, ihr Ich, zerstob zu einem Nichts …
VIERZEHN
L ucas war mit dem Lexus zur Arbeit gefahren, da die weichere Federung seiner Nase besser bekam. Nun setzte er die Blaulichtlampe auf die Magnethalterung auf dem Dach, schaltete sie ein, gab die Adresse von Carlita Petersons Haus in das Navigationssystem am Armaturenbrett ein und fuhr los, schlängelte sich viel zu schnell durch den Verkehr auf der I-35 und ließ St. Paul fast in Rekordzeit hinter sich.
Als der Verkehr nicht mehr so stark war, suchte er in seiner Aktentasche auf dem Beifahrersitz nach Ignace’ Niederschrift des Telefongesprächs mit Pope. An irgendeiner Stelle war irgendwas nicht richtig. Er wusste nicht, was es war - einfach nur so ein ungewisses Gefühl.
Er fand das Papier, klemmte es mit den Daumen auf die Mitte des Lenkrads und las es noch einmal durch. Keine Bestätigung des ungewissen Gefühls. Aber beim ersten Durchlesen hatte er es empfunden …
Er nahm sein Handy aus der Tasche und rief Sloan zu Hause an: »Pope hat Ignace angerufen und gesagt, er habe sich eine Frau namens Carlita Peterson aus Northfield gegriffen und sei mit ihr auf dem Weg nach Norden.«
»O nein.« Ein Husten. »Was genau hat er gesagt?«
Lucas las ihm die Niederschrift vor, blickte abwechselnd auf das Papier und den Verkehr, durch den er sich schlängelte. Sloan sagte: »Du solltest rausfinden … Also, wenn das Haus auf diese Carlita Peterson registriert ist, bedeutet das wahrscheinlich, dass sie alleinstehend oder geschieden ist und als Single in dem Haus wohnt. Damit haben wir nun
schon drei Singles. Wir wissen, dass Rice in Bars nach Anschluss suchte, und Larson pflegte nach der Arbeit in diesen Chaps-Club zu gehen. Ich wette, Pope stöbert seine Opfer in Bars und an ähnlichen öffentlichen Orten auf …«
Lucas dachte darüber nach: Northfield war eine Universitätsstadt an der I-35, nicht weit von Faribault entfernt, wo Rice Besuche in der Rockyard-Bar gemacht hatte. Wenn man Lucas gesagt hätte, ein irrer Sexualstraftäter habe sich in Faribault herumgetrieben, und Lucas solle seine Vermutung äußern, wo diese Sexbestie vermutlich beim nächsten Mal zuschlagen würde, dann hätte er wahrscheinlich auf Northfield getippt. Unter den zweitausend Collegestudentinnen würde er leicht ein Opfer finden, und die Läden, Bars und Cafés boten gute Möglichkeiten, unauffällig herumzustreifen.
»Hört sich logisch an«, sagte er zu Sloan. »Was meinst du, besteht die Möglichkeit, dass Angela Larson lesbisch war oder lesbische Kontakte hatte?«
»Keiner der Befragten hat so etwas geäußert. Sie hatte einen Freund … Was steckt hinter dieser Frage?«
»Ich denke wieder einmal an den zweiten Mann - oder die zweite Frau«, antwortete Lucas. »Könnte es nicht sein, dass sie, die zweite Frau, Pope die Opfer zuführt und er dann die Morde begeht? Niemand würde ihn in diesem Fall jemals in einer Bar sehen. Und wenn sie die Fahrten macht, würde man ihn niemals am Steuer eines Wagens sehen.«
»Ja, sicher, aber das gilt genauso, wenn’s ein zweiter Mann ist - er macht sich als Heterosexueller an die Frauen ran oder als Homosexueller an die Männer.«
»Aber Larson wurde nie mit Männern im Chaps gesehen«, sagte Lucas. »Laut der Unterlagen, die du mir gegeben hast, kehrte sie dort fast immer nur ein, um ein Gläschen zu trinken und sich mit dem Barkeeper zu unterhalten. Und eine
Frau neigt eher dazu, mit einer anderen Frau aus einer Bar nach draußen zu gehen oder in einen Wagen zu steigen als mit einem Mann.«
»Ich werde das überprüfen«, sagte Sloan. »Ich setze ein paar Jungs darauf an, Fragen in dieser Sache zu stellen.«
»Wir haben jetzt zwei Personen, die mit einem College in Verbindung stehen. Beides Frauen, eine Studentin, die andere Lehrerin.«
Sloan dachte einen Moment nach und sagte dann: »Ich sehe nicht, dass da viel dahinter stecken könnte.«
»Ich eigentlich auch nicht, aber wir sollten weiter darüber nachdenken«, erwiderte Lucas. Und dann, nach kurzem Zögern: »Wie geht’s dir?«
»Besser. Ich habe diese Hustenanfälle, bei denen ich das Gefühl habe, meine Rippen würden brechen, aber ansonsten fühl ich mich ganz gut. Vielleicht gehe ich morgen wieder zum Dienst …«
Nach dem Ende des Gesprächs wurde Lucas klar, dass er leichtfertig gehandelt hatte - es war gefährlich, gleichzeitig zu lesen, zu telefonieren und mit hoher Geschwindigkeit den
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