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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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eben.«
    Bei uns wurde ebenso getratscht wie im Ultrakauf. Nur zwischen van der Fluh und seiner Marketingabteilung gab es offenbar wenig Austausch. Oder spielte man bloß mit verteilten Rollen?
    Droch sah mich an. »Du murmelst vor dich hin wie eine Geistesgestörte. Du brütest etwas aus.«
    »Ich brüte nur. Ob etwas dabei herauskommt, weiß ich noch nicht.« Das war die reine Wahrheit und nichts als die Wahrheit.
    »Ich gehe heute Mittag mit Zuckerbrots Vertretung essen.«
    Ich war verblüfft. »Warum?«
    »Vielleicht kann ich dir ja mit einigen Informationen dienen?«
    »Seit einiger Zeit sind alle Leute so entgegenkommend. Etwas dagegen, dass ich da misstrauisch werde?«
    Er grinste. »Ich habe sie angerufen, um zu erfahren, wann Zuckerbrot von seiner Kur zurückkommt. Und da hat sich herausgestellt, dass es sich bei seiner Vertretung um ein sehr nettes Mädchen handeln dürfte. Zuckerbrot hat ihr einiges über mich erzählt, sie wusste auch von unseren regelmäßigen Mittagessen, und da habe ich ihr vorgeschlagen, heute beim Mittagessen seinen Platz einzunehmen.«
    »›Nettes Mädchen‹ wird der interimistischen Leiterin der Mordkommission 1 wenig gefallen, ich warne dich.«
    Es gab mir einen kleinen Stich. Die Frau war viel zu jung für ihn. Ich rief mich zur Ordnung. Er wollte mit ihr essen gehen, er wollte sie nicht heiraten. Er war schon verheiratet. Eben. Abgesehen davon war ich seit einem halben Jahr mit Oskar zusammen und sehr glücklich, und zuvor war ich mit Joe zusammen gewesen, auch recht glücklich. »Viel Spaß!«, rief ich ihm nach, als er schon durch den Gang davongerollt war und gerade seine Zimmertür öffnete. Sollte er doch tun, was er wollte. Wer weiß, vielleicht schauten wirklich ein paar Informationen heraus. Obwohl die Schneyder nicht so aussah, als würde sie irgendetwas preisgeben. Sie war überhaupt viel weniger liebenswert als ihre virtuellen Kolleginnen im Fernsehen. Aber das würde Droch schon noch herausfinden. Armer Droch.
    Ich lag in der Badewanne. Auf einem Sessel stand ein Glas mit eiskaltem Pinot Grigio, neben dem Glas saß Gismo und starrte misstrauisch auf die Schaumbläschen, die in allen Farben schillerten und sich dann ganz leise in nichts auflösten. Mein Badezimmer misst knappe vier Quadratmeter, eine kleine, gut gewärmte Höhle. Um nachzudenken, ist ein warmes Schaumbad fast ebenso gut wie zu kochen. Bloß dass ich heute und hier zu keinem Ergebnis kam. Welches Motiv hätte van der Fluh, um etwas mit dem Tod von Heller zu tun zu haben? Warum aber, wenn er nichts damit zu tun hatte, wollte er mich von meinen Recherchen abhalten? Ging es ihm nur um den Ruf von Ultrakauf? Allerdings hatten wir den Homestory-Termin schon vor dem Mord vereinbart. Weil er wusste, dass Heller sterben würde? Unwahrscheinlich. Man denke bloß an sein Anwesen, besser an das seiner Frau: Warum sollte er sich die Mühe machen, irgendwelche kriminellen Dinger zu drehen oder zu unterstützen? Er lebte doch auch so gar nicht schlecht. Der Schein konnte trügen. Vielleicht hatte er eine junge Freundin, der Trend zu kostspieligen Zweitfrauen war bei erfolgreichen Fünfzigern weiterhin ungebrochen. Eine Trophäe mehr, die den Mann in den so genannten besten Jahren nun endgültig bestätigen, glücklich und zufrieden machen sollte. Vielleicht hatte er mehrere Freundinnen. Aber wie hing das wieder mit Heller zusammen? Womöglich war es gar nicht seine Frau, die er uns vorgestellt hatte, sondern seine Haushälterin, und seine Frau lag seit Wochen im angeblichen Kartoffelacker. Wer kannte die Frau schon, die die letzten dreißig Jahre mit ihm in Deutschland verbracht hatte? Ihre Eltern waren tot, hatte sie erzählt. Heller hatte davon erfahren. Van der Fluh kannte Heller kaum. Wer weiß, ob er da nicht gelogen hatte. Vielleicht hatte der Direktor seine Frau ermordet und seine Haushälterin und … Ich musste eingenickt sein. Auf einem Kartoffelacker tanzten van der Fluh, seine Frau, Heller und ein paar Nymphen Ringelreihen. In der Mitte stand die rote Karin in wallendem Gewand und murmelte über einer Schale mit Hühnerkeulen verzweifelt Zaubersprüche. Ich war wie eine Kartoffel mit Wurzeln an den Boden gefesselt. Neben mir spross eine Distel, der Blütenkopf war eindeutig Vesnas Kopf. Van der Fluh kam herübergehopst und wollte sie ausreißen.
    Ich war wohl tiefer in die Wanne gerutscht, jedenfalls bekam ich Schaum in Mund und Nase, spuckte, hustete und war wieder halbwegs klar bei Verstand. Wenn man

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