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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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und Klein.«
    »Wie ist er?«
    »Meinst du etwa, ich sehe hohes Tier wie ihn? Ich fülle Thunfisch- und Erbsendosen auf.«
    Der Chefredakteur war für einige Tage verreist gewesen. Wellness für Topmanager. In irgendeinem kalten Kaff im Waldviertel Sport zu treiben und mich gesund zu ernähren hätte mir gerade noch gefehlt. Aber ich war ja keine Topmanagerin. Vielleicht gab es bei dieser Sorte Mensch eine gewisse Tendenz zum Masochismus. Es dauerte jedenfalls nicht lange, bis mich der Chefredakteur holen ließ. Ich seufzte und speicherte die Veranstaltungstipps für die nächste Woche ab. Im Sommer hatte sich eine Volontärin um den Kleinmist gekümmert, aber die studierte jetzt wieder Publizistik, und so blieben derartige Niederungen angewandter Medienarbeit mir und meinen beiden Kollegen überlassen.
    Der Chefredakteur sieht überhaupt nicht erholt aus, dachte ich mir, als ich ihn wie üblich ganz weit hinten in seinem schwarzledernen Schreibtischsessel lehnen sah.
    »Ich sehe hier …«, er blätterte in unserem Seitenplan für das kommende Heft, »eine Story über van der Fluh. Dreiseitig, Fotos, wie sie leben, et cetera, et cetera.« Er blickte mich an.
    Ich starrte zurück.
    »Ich habe Sie gebeten, die Homestory nicht zu machen. Ich habe Ihnen deutlich gesagt, was ich von Ihren aufgebauschten Recherchen über Ultrakauf halte. Es interessiert niemand. Niemand.«
    »Die Redaktionskonferenz war anderer Ansicht.«
    »Die Redaktionskonferenz bin ich.«
    Heilige Demokratie. »Das Ehepaar van der Fluh hat nichts dagegen, er war sogar, wenn Sie mir den Ausdruck gestatten, scheißfreundlich.«
    »Scheißfreundlich also? Warum glauben Sie wohl, hat mich dann der Marketingdirektor ersucht zu überprüfen, ob Sie noch Aktivitäten in Richtung Ultrakauf setzen?«
    »Warum? Weil er nichts über Mord, nichts über Mordversuch und schon gar nichts über die Arbeitsbedingungen bei Ultrakauf lesen will.«
    »Das hat er mit unseren übrigen Lesern gemeinsam.«
    »Seit wann wollen die nichts über Mord lesen?«
    »Gibt es neue Erkenntnisse?«
    »Nicht, wenn ich nicht recherchieren darf. Ich wünschte nur, Sie könnten mir erklären, warum van der Fluh uns eine Stunde geschenkt hat und vor Charme fast zerflossen ist.«
    Der Chefredakteur runzelte die Stirn. »Er probiert es eben auf die weiche Tour, seine Leute probieren es anders.«
    Vielleicht war da etwas dran, er versuchte, uns mit einer harmlosen Homestory zufrieden zu stellen und mir zu zeigen, dass er doch nett, aufgeschlossen, kooperativ und auch sonst ein Menschenfreund war. Dafür hatte ich ab jetzt Ruhe zu geben. Sollte er daran glauben. Eine Nachfolgestory über den Mord an Heller war in dieser Woche ohnehin nicht geplant. Es gab zu wenig Neues. Aber das konnte sich ändern. Ich lächelte den Chefredakteur an.
    Er lächelte irritiert zurück. »Also vergessen Sie Ultrakauf.«
    »Ich bin eine gute Kundin.«
    »Können Sie nicht woanders einkaufen?«
    »Wollen Sie Ultrakauf schädigen? Was ist jetzt mit der Homestory? Van der Fluh hat unser Besuch gefallen. Er rechnet damit, dass er seine kostbare Zeit nicht umsonst verschwendet hat. Egal, was sein Marketingchef sagt.«
    »Ja … so gesehen ist gegen diese Story nichts einzuwenden. Aber es ist die letzte, die mit Ultrakauf zu tun hat, hören Sie?«
    »Außer es tut sich etwas, über das wir berichten müssen. Kann ja sein, rein theoretisch natürlich, dass wir eine sensationelle Geschichte haben, die niemand anderer kennt. Wegen der uns das ›Magazin‹ nur so aus der Hand gerissen wird. Wäre doch schade, wenn wir die nicht brächten.«
    »Vergessen Sie es.«
    »Ich weiß nicht, woran Sie denken, ich denke an eine Wirtschaftsstory über die sensationellen Umsatzzuwächse der Kauf-Gruppe, neue Marketingideen, neue Börsenideen …«
    Er hatte mit Sicherheit den Verdacht, dass ich ihn auf den Arm nehmen wollte, aber wie hätte er das zugeben sollen? So blickte er nur auf die Uhr und murmelte etwas von wichtigen Terminen.
    Am Gang stieß ich beinahe mit Droch zusammen.
    »Wann kommt Zuckerbrot wieder?«
    »Ich wusste gar nicht, dass du solche Sehnsucht nach ihm hast.«
    Ich verzog das Gesicht. »Allemal.«
    »Dabei hab ich gehört, dass du die Supermarktsache ohnehin vergessen sollst. Sind nicht bald wieder irgendwelche Modeschauen oder andere einschlägige Veranstaltungen, die dich ablenken könnten?«
    »Du weißt genau, dass ich für Mode nicht zuständig bin. Aber woher weißt du …?«
    Er grinste. »Ich weiß es

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