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Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
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wichtig, Sie mit an Bord zu haben.«
    »Ich bin nicht an Bord. Ich schwimme lieber selbst. Um beim Vergleich zu bleiben: Vielleicht gehe ich dabei unter, aber ich möchte wissen, was geschehen ist.«
    »Das möchte ich auch. Aber Sie werden verstehen, dass die Ermittlungen in aller Ruhe geführt werden sollen. Verdächtigungen tun weh, auch unserem Unternehmen, auch finanziell, aber vor allem schaden sie Menschen. Mag sein, dass es nicht mehr modern ist, so zu denken. Aber ich denke so.«
    »Nicht ich, das ›Blatt‹ hat haarsträubende Verdächtigungen gedruckt. Als ob die Fleischermeisterin mit der Sache zu tun hätte – eine ›Gewerkschaftsfehde‹, so ein Unsinn.«
    »Andererseits kann man auch niemanden voreilig freisprechen.«
    Ich nahm den letzten Schluck Grappa, sah ihn an und sagte auf die Gefahr hin, dass ich die Inserate endgültig verspielen würde: »Ihnen passt es eben besser, wenn eine Gewerkschafterin verdächtigt wird, als wenn jemand das Management unter die Lupe nimmt.«
    Er lächelte immer noch, nur seine Lippen waren dabei etwas dünner geworden. »In alle Richtungen soll ermittelt werden, und das vorurteilsfrei und ohne öffentlichen Druck. Das ist mein Ziel. Unser Management kann jeder unter die Lupe nehmen.«
    Mich ritt der Teufel. »Je niedriger die Kosten sind, desto höher sind die Prämien Ihrer Geschäftsführung.«
    »Es ist doch völlig normal, Mitarbeiter für ihre Leistung zu belohnen. Was soll das außerdem mit den Vorfällen zu tun haben?«
    »Fleisch«, sagte ich und redete rasch weiter, bevor ich es mir anders überlegen konnte, »Fleisch und Wurst mit schon abgelaufenem Datum werden gewaschen und neu verpackt. Oder kommen in den Freiverkauf. So wird weniger Ware an die Zentrale zurückgeschickt, alle erfüllen ihr Plansoll, die Chefs bekommen ihre Prämien. Karin Frastanz, die verschwundene Fleischermeisterin, hat da nicht mehr mitgespielt.«
    Van der Fluh sah mich empört an. »Vorgestrige Gerüchte. Nennen Sie mir einen Beweis, einen konkreten Anhaltspunkt, und Sie werden sehen, dass ich sofort einschreite.«
    »Niemand traut sich, offen darüber zu reden.«
    »Das sollte aber so sein. Wer immer davon erfährt, soll es der Zentrale melden.« Er seufzte. »Haben Sie sich schon einmal überlegt, wie viel Konkurrenz es am Lebensmittelsektor gibt? Alle wollen so billig wie möglich einkaufen, aber dafür Topqualität bekommen. Man verlangt eine Menge von uns: niedrige Preise, Erhaltung der Bauernschaft, hochwertige Qualität, guten Service. Diskontanbieter verkaufen zwischen Hamburg und Wien und Stockholm und Neapel den gleichen Mist und sind nur mit dem Anspruch konfrontiert, möglichst kostengünstig zu sein. Damit möchte ich mich als Konsument nicht zufrieden geben. Und unsere Expertinnen«, er deutete auf das Damenkränzchen mit wenig Herrenassistenz, »auch nicht. Entschuldigen Sie, dass ich mich in Rage geredet habe, aber wir arbeiten hart. Nicht nur für den eigenen Profit, sondern auch im Interesse der Zulieferer, der Kunden, der Mitarbeiter, egal, ob sie bei der Gewerkschaft sind oder nicht. Wobei es schon nett wäre, wenn die Gewerkschaft endlich die geänderten Wettbewerbsbedingungen begreifen würde.«
    Ich nickte. Mir schwirrte etwas der Kopf, aber vielleicht war das auch bloß die Folge des Grappas. Wenn van der Fluh das Süßholzraspeln sein ließ, fand ich ihn deutlich sympathischer. Nur eines musste ich noch loswerden: »Vielleicht hilft es Ihrem Unternehmen in der Zukunft, wenn Sie sich vom Gedanken lösen, dass nur Hausfrauen einkaufen gehen.«
    Van der Fluh seufzte. »Sie klingen wie meine Tochter. Sie macht mir dauernd solche Vorhaltungen, aber unsere Marketingstrategen wollen hier lieber auf traditionelle Muster setzen. Sie sagen, dass Einkaufen emotionelle Sicherheit und das Gefühl traditioneller Qualität auslösen muss. Ich bin eben auch ein Traditionalist.«
    »Sie reden von der Zukunft für Ultrakauf?«
    Seine Assistentin kam näher und sah nervös auf die Uhr. »Darf ich stören?«
    Ich war ihr dankbar, alles, was zu sagen war, hatte ich gesagt.
    Van der Fluh schüttelte mir die Hand: »Sie hören von mir.«
    War das ein Versprechen oder eine Drohung?
    Ich hatte noch keine Antwort bezüglich der Fleischproben. Aber im herkömmlichen Sinn verdorben konnte das Fleisch nicht sein, das hätte ich bemerkt. Also fand ich nichts dabei, am nächsten Abend ein Menü zu kochen, dessen Gänge mir helfen sollten, wieder mehr Platz im Kühlschrank zu

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