Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi

Titel: Kaltes Fleisch. Ein Mira-Valensky-Krimi Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eva Rossmann
Vom Netzwerk:
mal, geht das auch später? Ich kenne da wen, der das machen könnte. Aber mir fällt der Name nicht ein.«
    »Hauptsache, ich kann ihn anrufen.«
    »Sie, es ist eine Sie.«
    »Auch gut.«
    »Ich melde mich in zwei Stunden oder so.«
    »Wir sehen uns morgen am Abend?«
    »Ja, wie ausgemacht. Ich komme zu dir und freu mich schon. Jetzt muss ich …« Er hielt das Telefon weg vom Mund, und ich hörte ihn mit seiner tiefen Anwaltsstimme sagen: »Einen Moment noch, ich komme schon.« Dann sprach er wieder zu mir: »Tschüs, Mira, Liebling.«
    »Ciao.«
    Das würde den Tagesumsatz von Ultrakauf heben. Ich nahm eine Packung von jeder Art Fleisch, die ich finden konnte. Der Filialleiter war zum Glück nirgendwo zu sehen. An einer der Kassen saß Grete.
    Ich stellte mich bei ihr an, auch wenn ich bei zwei anderen Kassen schneller an die Reihe gekommen wäre. Grete sah den Berg von Fleischschalen auf dem Förderband und sagte leise: »Was tust du damit?«
    »Ich schicke es an eine Chemikerin, aber das bleibt unter uns.«
    »Ich tratsche nicht. Das kostet eine ganze Menge.«
    »Ich heb mir die Rechnung auf. Für den Fall, dass das ›Magazin‹ vor mir auf die Knie fällt, mich um Verzeihung bittet und meine Recherchen zahlt.«
    »Hast du Ärger gehabt?«
    »Feinfurter hat mich bei der Geschäftsführung verpetzt. Die macht Druck auf unsere Geschäftsführung. Der Chefredakteur macht Druck auf mich.«
    »Auch nicht viel anders als bei uns.«
    »Aber wenigstens besser bezahlt. Solange man nicht gefeuert wird.«
    »Sei vorsichtig.«
    »Bin ich. Wie geht es dir so? Bist du in Rohlsdorf oder in Wien?«
    Grete seufzte. »In Wien.«
    »Lass dir eine andere Haarfarbe machen.«
    Sie schüttelte zweifelnd den Kopf, lächelte aber.
    Ich deponierte die beiden prall gefüllten Einkaufstaschen mit Fleisch auf meinem Balkon. Im Sommer war er gerade groß genug, um darauf eine Hängematte aufzuspannen. Im Winter diente er mir bisweilen als zusätzliche Vorratskammer. Mein Balkon war mit der Terrasse von Oskars Wohnung nicht zu vergleichen, ein kleiner Vorsprung ins Freie mit Blick auf den, immerhin großen, Innenhof, ein Blick in hunderte Fenster, auf dutzende andere winzige Balkone. Trotzdem. Ich mochte ihn.
    Als wenig später das Telefon läutete, sprang ich so schnell auf, dass mir Gismo vor Schreck – oder war es Rache, wer wusste das bei ihr schon so genau? – die Krallen in den Oberschenkel bohrte.
    »Oskar?«
    Es war die Lebensmittelchemikerin, Oskar hatte sie in einer Verhandlungspause verständigt und gebeten, mich so schnell wie möglich anzurufen. Ich erklärte ihr in groben Zügen, worum es ging, ließ aber zur Sicherheit viele wesentliche Details wie das Verschwinden von Karin Frastanz oder den Tod von Heller aus. Ob ich mich auf ihre Verschwiegenheit verlassen könne?
    »Kein Problem, ich schulde Doktor Kellerfreund noch einen großen Gefallen.«
    »Wie kann ich Ihnen das Fleisch möglichst schnell zukommen lassen? Ich habe zweiundzwanzig Packungen mit verschiedenen Stücken.«
    Sie stöhnte hörbar auf. »Du liebe Güte, dann wird es etwas dauern, bis ich alle Ergebnisse habe. Ich brauche aber nicht die ganze Packung, fünfzig Gramm pro Stück genügen. Sie müssen sie nur ausreichend kennzeichnen, damit Sie sie nachher wieder zuordnen können. Am besten, Sie geben den Proben Ordnungszahlen.«
    »Müssen Sie wissen, von welchem Stück das Fleisch stammt?«
    »Nein, das ist mir egal. Ich mache eine lebensmitteltechnische Analyse, keinen Eintopf.«
    »Wie lange sind Sie noch im Labor?«
    »Etwa eine Stunde.«
    »Kann ich die Proben gleich vorbeibringen?«
    »Das scheint ja wirklich dringend zu sein.«
    Gismo goutierte meine Aktion erst, als ich dreihundert Gramm Gulaschfleisch in Würfel geschnitten und in ihre Schüssel gelegt hatte. Was, verdammt noch einmal, würde ich mit dem übrigen Fleisch anfangen? Mein Gefrierschrank war randvoll. Das Fleisch sah allerdings gar nicht »komisch«, sondern sehr appetitlich aus. Wir würden es in den nächsten Tagen essen müssen. Ich schnupperte noch einmal misstrauisch an einem Stück Lungenbraten. Was immer die Chemikerin herausfinden würde, mir lief das Wasser im Mund zusammen.
    Ich steckte jede Probe in ein Plastiksäckchen, verpasste ihr eine Nummer und tippte die Nummern, gemeinsam mit den Angaben auf den jeweiligen Etiketten, in meinen Laptop. Dann wusch ich die Verpackungen ab und legte sie zum Trocknen auf den Küchentisch. Höchste Zeit, wenn ich nicht zu spät ins Labor

Weitere Kostenlose Bücher