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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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linke Hand?«
    »Intakt«, sagte Dr. Catherall. »Was natürlich ein bisschen
merkwürdig ist.«
    »Erinnert Sie das inzwischen an irgendetwas?«, fragte DS
Bradbury.
    Lapslie überlegte einen Moment. Außer diesem lästigen leisen
Geschmack nach Litschis – wohl eher durch die Erinnerung an
ein Geräusch hervorgerufen als durch das Geräusch selbst – war
da nichts weiter als eine nagende Vertrautheit. Er hatte schon einmal
mit jemandem über fehlende Finger gesprochen. Aber wo? Und wann?
    Schweigen füllte den Raum. Schließlich brach Lapslie es, indem
er mit der Hand auf den Metallrand des Obduktionstisches klopfte.
»Haben Sie eine Ahnung, ob der Platz, wo wir sie gefunden haben, auch
der Tatort war? Ist sie dort gestorben, oder istsie
anderswo gestorben und hinterher dorthin gebracht worden?«
    »Das ist eher eine Frage für die Spurensicherung«, entgegnete
Dr. Catherall wohlbedacht.
    »Doktor Catherall – Jane –, ich hab so das
Gefühl, Sie schrecken nie davor zurück, eine Vermutung zu äußern,
besonders, wenn Sie Beweise haben, um sie zu untermauern.«
    »Oh, wie gut Sie mich schon kennen, nach einer so kurzen
Bekanntschaft. Also, unter den Fingernägeln der linken Hand waren
Spuren von Erde und Pflanzen, was für mich darauf hinweist, dass sie
noch gelebt hat, als sie im Wald ankam. Aber mehr als das kann ich
nicht sagen.«
    »Wir müssen noch die Identität des Opfers feststellen. Haben
Sie am Körper oder in der Kleidung irgendwelche Hinweise gefunden?«
    »Ihre Kleider waren ziemlich hinüber durch die lange Zeit, die
sie im Wald gelegen hat«, sagte Dr. Catherall. »Ich schicke sie
natürlich ins Labor, aber es sollte mich wundern, wenn da noch
brauchbare Hinweise zu finden wären. Den Etiketten nach stammen sie aus
allen möglichen Kaufhäusern, obwohl der Stil, die Farben, die
Verschleißerscheinungen und die Ausbesserungen darauf schließen lassen,
dass sie alle etliche Jahre getragen worden sind.« Sie schwieg eine
Weile. »Ich weiß, das ist nicht mein Fach, trotzdem, mir sind
Baumwollfäden aufgefallen, die hier und da an einem Knopf oder
Reißverschluss hängen. Möglicherweise werden Sie herausfinden, dass
manche der Sachen in Second-hand-Läden gekauft worden sind, vielleicht
auch bei Wohlfahrtseinrichtungen, und die Fäden sind Reste der
Preisschilder. Aber das ist bloß eine Vermutung von mir. Die Leute vom
Labor werden mehr zu sagen haben.«
    »Doktor Catherall, ich kann mir nicht vorstellen, dass irgendjemand mehr zu sagen hätte als Sie«, sagte Lapslie lächelnd.
    »Zu gütig«, murmelte sie.
    »Also sind wir nicht weitergekommen, was ihre Identität
betrifft.«
    »Das stimmt nicht ganz.« Sie wandte sich um. »Dan, könnten Sie
mal den Kasten mit dem Beweismaterial dort aus dem Abzugsschacht
rüberbringen?«
    Lapslie blickte über die Schulter. Der junge Gehilfe war
gerade dabei, die Instrumente in den Sterilisator zu legen.
    Auf Dr. Catheralls Bitte ging er hinüber zur anderen Seite des
Raumes und holte eine Plastikbox aus einem großen Kasten mit einer
Glasfront.
    »Werfen Sie mal einen Blick in den Mund des Opfers«, forderte
Dr. Catherall Lapslie auf. »Was sehen Sie da? Oder vielmehr, was sehen
Sie nicht?«
    Lapslie beugte sich tiefer zu dem Totenschädel hinunter und
wurde von einem unangenehmen Hauch gestreift. »Ich sehe keine Zähne«,
stellte er fest.
    »Allerdings.« Dr. Catherall öffnete schwungvoll die
Plastikbox. »Sie hat all ihre Zähne irgendwo auf ihrem Lebensweg
verloren und sie durch diese hier ersetzt.« In der Box sah Lapslie eine
Zahnprothese liegen: hell und glänzend. Es war bizarr, aber er hätte am
liebsten gelacht. Das Gebiss sah eher aus wie Scherzartikel als wie
etwas, das ein Mensch sich in den Mund stecken würde.
    »Und wie soll uns das helfen?«
    Sorgsam nahm Dr. Catherall das Gebiss aus der Box und drehte
es um. »Weil es eine Seriennummer hat«, sagte sie und deutete auf
etwas, das für Lapslie eher wie kleine Kratzer aussah als wie
irgendetwas Bedeutsames. »Und diese Seriennummer, die für diese
Prothesen einzigartig ist, wird es uns ermöglichen, den Zahntechniker
ausfindig zu machen, der es hergestellt hat. Und das wird es uns
ermöglichen, den Leichnam zu identifizieren.« Sie bedachte ihn mit
ihrem liebreizenden Lächeln. »Und wenn ich sage ›wird‹, dann meine ich
›hat bereits‹. Dan hat vorhin ein paar Telefongespräche geführt, und
wir wissen jetzt, wer die Dame ist.«
    »Doktor Catherall, ich bin verblüfft. Wahrhaftig

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