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Kaltes Gift

Kaltes Gift

Titel: Kaltes Gift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nigel McCrery
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einem
Wimmern.
    »›Bloß welches derbe Tier, ist reif die Zeit erst, schlurft
bethlehemwärts, um zur Welt zu kommen?‹«, murmelte Lapslie vor sich
hin, als er aus dem Wagen stieg.
    »Bitte, Boss?«, fragte Bradbury, während sie an der
Beifahrerseite ausstieg.
    »W.B. Yeats. Schien mir passend. Ich habe mich bloß gefragt,
auf was für einen Menschen wir am Ende von all dem hier stoßen werden.«
    Bradbury sah ihn stirnrunzelnd an, sagte aber nichts.
Gemeinsam gingen sie auf das Zelt zu, das eben um den kantigen Wagen
herum aufgestellt wurde.
    Sean Burrows wartete schon auf sie. Er trug Zivil, hielt aber
den papierenen Overall bereit, den alle Mitarbeiter vom CSI trugen,
wenn sie ihre Ermittlungen durchführten. »Ihnen ist doch wohl klar«,
sagte er mit peinigendem Sarkasmus, »dass wir unsere Einsätze strikt
auf der Basis ihrer Dringlichkeit absolvieren? Ein abgestelltes Auto,
das vielleicht – oder vielleicht auch nicht – mit
einem neun Monate zurückliegenden Todesfall in Zusammenhang gebracht
werden kann, rangiert auf dieser Liste nicht sehr weit oben.«
    »Das haben Sie nicht zu entscheiden«, versetzte Lapslie.
»Lassen Sie mich ein paar Gründe aufzählen, weshalb Sie diesen Fall
vordringlich erledigen sollten. Erstens: Weil ich ranghöher bin als die
Ermittlungsbeamten aller anderen Fälle auf Ihrer Liste. Zweitens: Ich
kann Chief Superintendent Rouse veranlassen, Sie anzurufen und die
Prioritäten Ihres Arbeitspensums so gründlich neu einzuteilen, dass
Ihnen die Ohren bluten. Und drittens: Ich bin der einzige
Ermittlungsbeamte, der Sie bei der Arbeit mit Schinkenbrötchen
versorgt.«
    Burrows starrte ihn eine Weile stumm an. »Es geht doch nichts
über ein gesundes Selbstvertrauen«, bemerkte er schließlich. »Und
könnten wir diesmal auch ein paar Wurstbrötchen bekommen? Einer von den
Jungs ist nämlich Jude. Der musste letztes Mal das Brötchen essen und
den Schinken liegenlassen.«
    »Weiß er denn nicht, was in der Wurst alles drin ist?«,
erkundigte sich Bradbury.
    »Er wird nicht fragen, und wir werden's ihm nicht sagen«,
erwiderte Burrows. »Das Problem ist bloß, bei Schinken kann er kein
Auge zudrücken.«
    »Können Sie wohl hier in der Nähe ein Café ausfindig machen
und eine ordentliche Portion Tee und Brötchen bestellen?«, wandte
Lapslie sich an Bradbury. Sie nickte und ging davon.
    Inzwischen war das Zelt aufgestellt, und Lapslie trat hinein.
Das trübe Tageslicht wurde durch die transparenten gelben Plastikwände
geradezu belebt und tauchte den staubigen, bronzefarbenen Volvo in der
Mitte in eine makabre Beleuchtung. Drei von Burrows' Leuten fingen
gerade mit der Arbeit an: Ein Mann machte Fotos und nahm Messungen im
Wageninneren vor, eine Frau öffnete den Kofferraum, während der dritte
die Motorhaube aufklappte, um die Seriennummer am Motorblock
festzustellen.
    »Irgendwelche Hinweise, wonach wir eigentlich suchen?«, wollte
Burrows wissen.
    »Nach allem, was uns auf die Spur des Fahrers bringt«,
antwortete Lapslie.
    »Sie glauben, das hier ist der Wagen, aus dem die Leiche der
alten Frau abgekippt worden ist?«
    »Bis jetzt ist es der einzige, der in Frage kommt. Und ich
habe den Verdacht, die alte Dame da im Wald ist nicht die einzige
Leiche, die dieser Wagen gesehen hat.«
    Burrows nickte. »Na ja, Volvos, wissen Sie. Reichlich Platz im
Kofferraum, kein Mensch beachtet sie, und sie sind echt zuverlässig.
Wenn man also Tote umherkarrt, dann ist ein Volvo genau das, was man
braucht.«
    »Manchmal frage ich mich«, meinte Lapslie, »was eigentlich
passieren würde, wenn ihr Jungs mal beschließt, euch selbständig zu
machen.«
    »Wir reden tatsächlich darüber, eine Mörderberatung zu
eröffnen«, bekannte Burrows. »Aber dann müssten wir unser Unternehmen
zur Mehrwertsteuer anmelden und all so was, und das ist uns einfach zu
lästig.«
    Die Frau, die den Kofferraum aufgemacht hatte, winkte ihren
Kollegen mit der Kamera herbei. Er stellte sich neben sie und machte
Fotos von irgendwas, das sie darin entdeckt hatte, und sein Blitzlicht
zuckte grell durch das Zelt. Burrows zog die Stirn kraus und ging zu
den beiden hinüber. Er spähte in den Kofferraum und winkte Lapslie,
sich ebenfalls zu ihnen zu gesellen.
    »Na, was glauben Sie – eine Leiche?«, fragte Burrows
ihn.
    »Das hätte mir noch gefehlt«, stöhnte Lapslie, während er auf
den Wagen zuging. »Noch eine Leiche und immer noch keinen Mörder.«
    Als er dem Wagen näher kam, nahm er einen schwachen

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