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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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Telefongespräche. Schließlich bekam er über etliche Umwege jemanden von der Antiquitätenhändlervereinigung an die Strippe, der auf Münzen und Banknoten spezialisiert war.
    Fry wartete und trommelte ungeduldig mit den Fingern auf das Armaturenbrett.
    »Und? Hat er gesagt, warum das ganze Geld in Fünfpfundnoten geschickt wurde?«
    »Wegen des Fälschens«, sagte Cooper.
    »Wie das?«
    »Offensichtlich haben die Deutschen das ziemlich groß aufgezogen. Sie dachten, sie könnten damit die britische Wirtschaft lahm legen und das Land in die Knie zwingen. Während des Krieges haben sie eine Zeit lang jeden Monat eine halbe Million falscher Banknoten gedruckt. Die Bank von England hat keine Banknoten im Wert von über fünf Pfund mehr herausgegeben, damit es sich nicht lohnte, Falschgeld herzustellen. Natürlich gab es damals noch Ein-Pfund- und Zehnshillingnoten. Aber die weißen Fünfer waren die Ersten, die wieder eingestampft wurden.«
    »Damit ist George Malkins Schatz wertlos.«
    »Nicht ganz«, sagte Cooper. »Heutzutage nicht mehr. Hätte er die Scheine geschickt auf den Markt gebracht, hätte er sie in den letzten paar Jahren ziemlich lukrativ umtauschen können.«
    »Und wie?«
    »Ich habe mir sagen lassen, dass diese Banknoten inzwischen Sammlerstücke sind. Mein Experte meint, für einen weißen Fünfer aus dem Jahr 1944 in gutem Zustand bekommt man heute sechzig Pfund.«
    »Gütiger Himmel!«, entfuhr es Fry. »George Malkin hatte zweitausend Stück davon versteckt.«
    »Ziemlich gut, was?«
    »Und wir müssen alles der RAF zurückgeben. Nicht mehr ganz so gut.«
    »Diese blöden Sammler«, sagte Cooper. »Warum können sie nicht im Hier und Jetzt leben? Sie verzerren doch sämtliche Maßstäbe.«
    »Es ist wie überall sonst auch«, erwiderte Fry. »Die Sachen sind das wert, was die Leute dafür zu bezahlen bereit sind.«
    »Das ist doch verrückt.«
    »Man nennt es freie Marktwirtschaft, Ben. Deshalb bekommt ein Fußballer Millionen dafür, dass er einmal in der Woche gegen den Ball tritt, während du dir keine nette, freundliche Wohnung leisten kannst. Sehen wir der Sache ins Gesicht, mein Freund: Das, was du anzubieten hast, ist auf dem Markt einfach nicht gefragt.«
    »Vielen Dank.«
    »Bedank dich nicht bei mir, sondern bei der undankbaren Öffentlichkeit.«
    Aber Cooper dachte nicht an seine eigenen Verhältnisse. Er hatte gelernt, keinen Dank zu erwarten. Er dachte an Walter Rowland an seinem Esstisch, der nicht mehr fähig war, eine Teetasse zu heben, der nicht mehr fähig war, sich selbst zu versorgen, und doch zu stur, um andere um Hilfe zu bitten. Er dachte daran, dass Rowland in einem Haus voller Dosenmahlzeiten verhungerte, weil er zu stolz war, jemandem einzugestehen, dass er nicht mehr mit dem Büchsenöffner umgehen konnte. Und er dachte an einen alten Mann, der die Heizung nicht anschaltete, weil er Angst hatte, die Stromrechnung nicht bezahlen zu können. So viel war der Gesellschaft das wert, was Walter für sie getan hatte. Und George Malkin hatte seiner Frau beim Sterben zugesehen, weil er nie auf den Gedanken gekommen wäre, dass es Leute gab, die für eine Tasche voll ungültiger Geldscheine weit mehr bezahlten, als für die Behandlung seiner Frau erforderlich gewesen wäre.
    »Wo fahren wir jetzt hin?«, fragte Fry. »Soll ich raten?«
    Wie üblich war Lawrence Daley allein im Buchladen und sah Cooper und Fry, als er endlich auf ihr hartnäckiges Klopfen reagierte, empört über den Brillenrand an.
    »Heute schon Kunden gehabt, Lawrence?«, fragte Cooper.
    »Ich tu mein Bestes. Ein Kunde hier, ein Kunde da, Sie wissen ja. Bis zum Jahresende will ich meine Zahlen verdoppeln. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es gibt noch andere Dinge im Leben außer Büchern«, erwiderte Fry. »Dürfen wir reinkommen?«
    »Aus Büchern erfährt man alles, was man wissen will. Alles über das Leben, den Tod, die Liebe und die Besonderheiten des Anlassers beim 1968er Ford Capri.«
    »Auch über Flugzeugwracks?«, fragte Cooper.
    »Wie bitte?«
    »Sie verkaufen Bücher über Flugzeugwracks.«
    »Das wissen Sie doch. Sie haben neulich welche gekauft.«
    »Ich habe erfahren, dass eine ziemlich rege Nachfrage danach besteht. Und nicht nur nach Büchern. Auch nach anderen Sachen. Souvenirs. Erinnerungsstücke.«
    Lawrence nickte. »Kann sein.«
    »Die bringen einen guten Preis, was? Ich kann mir gut vorstellen, dass mit Flugzeugsouvenirs mehr Profit zu machen ist als mit Büchern, die nie aus ihren Regalen

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