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Kaltes Grab

Titel: Kaltes Grab Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephen Booth
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und es gibt Gerechtigkeit.«
    »Und was war das hier Ihrer Meinung nach?«
    »Beides, könnte ich mir vorstellen.«
    »Sie sind ja ein richtiger Philosoph«, sagte Cooper ungeduldig. »Zwei einander widersprechende Sichtweisen gleichzeitig.«
    Kemp nickte. »Da haben Sie Recht. Nur dass ich nicht finde, dass sie einander widersprechen. Jedenfalls nicht in jedem Fall.«
    Schließlich kamen Diane Fry und Gavin Murfin wie der Weihnachtsmann und einer seiner Engel in das Kripo-Büro gerauscht. Ihre Kleidung war mit Schneeflecken übersät, und ihre Gesichter leuchteten rosig.
    »Ah, Ben, endlich«, sagte Fry und schlug die Hände gegeneinander, um sich aufzuwärmen.
    »Ich bin schon den ganzen Morgen hier.«
    »Viel zu tun gehabt?«
    »Hab mich durch den Großteil der Osterglocken durchgebuddelt.«
    »Wie bitte?«
    »Ich hab einiges aufgearbeitet.«
    »Na schön. Ich habe Arbeit für dich.«
    »Toll.«
    Doch Ben Cooper spürte schon wieder dieses flaue Gefühl im Magen. Bis jetzt hatte ihn noch nichts, was ihm Diane Fry aufgetragen hatte, in Begeisterung versetzt. Vermutlich sollte er den restlichen Nachmittag irgendwelche Anrufe und noch mehr Schreibtischarbeit erledigen.
    »Der Schneemann braucht einen Namen«, sagte Fry.
    »Welcher Schneemann?«
    »Männlich, weiß, unbekannt.«
    »Aha.«
    »Und tot«, ergänzte Murfin.
    Geduldig hörte sich Cooper die Einzelheiten an. Es waren nicht besonders viele. Eine eindeutige Identifikation des Mannes war unmöglich gewesen, obwohl sie seine Kleidung bekamen, sobald die Gerichtsmedizin mit der Leiche fertig war. Außerdem gab es noch die Reisetasche, die neben dem Toten gefunden worden war. Wie die Leiche war auch die Tasche von der Schaufel des Schneepflugs über den Boden geschleift worden. Sie war zerschrammt, aufgerissen und vom Schnee völlig durchgeweicht. Am schlimmsten aber war, dass sie leer war. Schon eine Zahnbürste oder ein Deospray hätte ihnen helfen können, ein Bild zusammenzusetzen, anhand dessen sich der Schneemann identifizieren ließ.
    »Wir brauchen ein paar Vermisste«, sagte Fry.
    Erst am Nachmittag hatte Cooper über mehreren Berichten zu vermisst gemeldeten Personen gesessen. Es war leicht, sie als »Vermisste« zu bezeichnen, wenn sie lediglich aus einer Hand voll Einzelangaben in einer Computerdatei bestanden. Wenn man sich jedoch näher mit diesen Fällen beschäftigte, wurden sie plötzlich zu Menschen. Sie sprangen förmlich aus dem Bildschirm heraus und verwandelten sich in unglückliche Jugendliche oder misshandelte Ehefrauen, verwirrte alte Damen oder Geschäftsmänner, die an ihrem fünfzigsten Geburtstag beschlossen hatten, sich mit dem Mädchen aus der Marketing-Abteilung auf die Suche nach ihrer verlorenen Jugend zu machen.
    »Von welchem Alter reden wir?«, fragte er.
    »Anfang dreißig. Gute körperliche Verfassung, gut gekleidet.«
    »Mhmm. Genau das richtige Profil.«
    »Wofür?«
    »Um zu verschwinden.«
    »Muss man dazu ein bestimmter Typ sein?«
    »Abgesehen von den Jugendlichen handelt es sich bei den meisten Vermissten um Männer zwischen siebenundzwanzig und vierunddreißig.«
    »Damit gehörst du genau zur Risikogruppe, Ben.«
    »Geht es hier um Tod durch Unfall oder um Selbstmord oder was?«
    Fry zögerte. »Keine Ahnung«, sagte sie.
    »Wenn es sich um einen Mord handelt, brauchen wir kein Profil. Heutzutage kommt theoretisch jeder als Mordopfer in Frage. Gibt es irgendwelche Hinweise? Ich dachte, der Mann wurde von einem Schneepflug erfasst?«
    »Er war aber schon vorher tot.«
    Die Einstufung des Schneemanns auf der Wichtigkeitsskala hing vom Befund der Gerichtsmediziner ab. Wenn er einfach nur einen Herzschlag am Straßenrand erlitten hatte, würde er wohl noch eine Weile auf Eis liegen, bis sich jemand nach ihm erkundigte. Aber Fry wollte auf etwas anderes hinaus.
    »Hast du einen Verdacht, Diane?«, fragte Cooper.
    Fry ignorierte die Frage. »Dann haben du und Gavin einiges an Arbeit vor euch. Gebt mir eine Liste derjenigen, die in Frage kommen, und kontaktiert die benachbarten Dienststellen. Vergiss nicht, dass er auf der A57 gefunden wurde. Manchester muss jede Menge Vermisste haben.«
    »Bestimmt.«
    »Setzt euch mit der Vermissten-Hotline in Verbindung. Und vergiss auch nicht die landesweiten Behörden, Bahnpolizei, das Verteidigungsministerium. Ach ja, und den Northern Ireland Police Service.«
    »Na toll. Terroristenhinrichtung mittels Schneepflug.«
    »Man kann nie wissen.«
    Chief Superintendent Colin Jepson, der

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