Kaltes Grab

erkannte die Fargate mit den Antiquitätenläden von Buttercross im Hintergrund. Zwei Gestalten warteten darauf, die Straße überqueren zu können. Auf dem Boden lag kein Schnee. Auf dem Display stand das Datum des 8. Januar, die Zeit war mit 01:48 Uhr angegeben.
    Eine der Gestalten auf dem Videoband war ein großer, schlanker weißer Jugendlicher von ungefähr achtzehn Jahren mit vorspringender Nase und kurz geschorenem Haar. Ihm folgte ein ungefähr gleichaltriger Asiate über die Straße, der nicht ganz so groß und in eine dicke Daunenjacke gehüllt war, die es unmöglich machte, etwas über seine Statur zu sagen. Ihr wichtigtuerischer Gang ließ darauf schließen, dass sie ihren Mut künstlich mit Alkohol befeuert hatten.
    Als sie die Antiquitätenläden von Buttercross erreicht hatten, tippte der eine dem anderen auf den Arm, nachdem sie zu einer dritten Gestalt, die sich schwerfälliger und langsamer bewegte, aufgeschlossen hatten. Die beiden Jugendlichen legten die letzten Meter im Laufschritt zurück und schlugen mit fliegenden Fäusten auf ihr Opfer ein. Was sie damit bezweckten, war unklar. Hatten sie vor, den Mann auszurauben, oder ging es ihnen allein um die Gewalt? Der Überfall dauerte nicht besonders lange. Sie befanden sich vor einem Laden, hinter dem eine schmale Gasse zum Underbank-Viertel hinaufführte. Und mit einem Mal tauchten aus dieser Gasse weitere Gestalten auf und begannen die beiden Jugendlichen in ein Handgemenge zu verwickeln.
    Cooper verfluchte die Straßenbeleuchtung, die die Gesichter in Schatten tauchte und die Farben ihrer Kleidung verwischte. Man konnte unmöglich sagen, wie viele Neuankömmlinge an dem Angriff beteiligt waren, aber es mussten mindestens drei sein. Der weiße Junge zog etwas aus seinem Mantel, das nach einem Messer aussah, während jemand mit einem Gegenstand, der ein Baseball-Schläger hätte sein können, ausholte. Cooper sah erst einen der Jungen zu Boden gehen, dann den anderen, ehe ein Stiefel so heftig auf ihre Rippen traf, dass er den Tritt zu hören glaubte.
    Das Spektakel war rasch vorbei. Es würde nicht leicht werden, herauszufinden, wer was getan hatte, auch wenn die Beteiligten identifiziert waren. Cooper kannte Eddie Kemp, aber er hätte nicht sagen können, ob er bei der Gruppe gewesen war, die in der Dunkelheit gelauert hatte.
    Er wollte das Band schon anhalten, als er weiter hinten auf der Straße eine Gruppe sah, die sich von der Kamera entfernte. Es waren vier Gestalten, wahrscheinlich alles Männer, und es war durchaus möglich, dass sie eine Abkürzung genommen hatten, um nicht direkt an der Überwachungskamera vorbeizukommen. Am Straßenrand parkten Autos, doch das Grüppchen war aus dem Sichtfeld verschwunden, bevor man sehen konnte, ob es auf ein bestimmtes Fahrzeug zuging.
    Cooper spulte zurück. Die Gruppe kam mit größerer Geschwindigkeit und rückwärts wieder herbei, während die beiden Jugendlichen aufstanden und sich zurückzogen. Als er das Band wieder vorwärts abspielte, bestätigte sich, was er beim ersten Durchlauf aus dem Augenwinkel gesehen hatte. Einer der Männer drehte sich beim Weggehen kurz zu den Jugendlichen um, wobei sein Gesicht teilweise von einer Straßenlaterne beleuchtet wurde. Das Bild würde sehr grobkörnig ausfallen, aber die Aufnahme reichte aus, um sie vor Gericht als Beweis zu verwenden. Eddie Kemp würde sich einiges einfallen lassen müssen, um sich aus dieser Sache herauszureden.
    Die Luftwaffenkadetten fanden das Wrack ohne Probleme. Sobald es aus dem Schnee ragte, war es nicht mehr zu übersehen. Sie stocherten eine Weile in den verstreuten Trümmern herum. Unter dem Schnee lag wahrscheinlich noch mehr, aber die kleineren Stücke würden erst bei Tauwetter wieder zum Vorschein kommen. Den Kadetten wurde allmählich kalt, und sie wurden immer ungehaltener, als sie Hauptfeldwebel Josh Mason dabei zusahen, wie er über das Fahrwerk kletterte, sich rittlings auf eine Motorverkleidung setzte und wie ein Rodeoreiter mit den Armen wedelte.
    »Seht mal, wie ich das Ding hier reite!«
    »Gehen wir jetzt wieder zurück?«, fragte Sharon Thompson.
    »Willst du es dir nicht ansehen, wo wir schon mal hier sind? Das ist ein Lancaster-Bomber. Die sieht man nicht mehr alle Tage. Wisst ihr, wie viele Tonnen Bomben diese Kisten an Bord hatten?«
    Mason zerrte an der Tragfläche und hob sie drei oder vier Zentimeter vom Boden, wodurch eine dunkle Mulde sichtbar wurde. Plötzlich hielt er inne und stemmte sich gegen das