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Kaltes Herz

Kaltes Herz

Titel: Kaltes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Charlotte Freise
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nicht aus Furcht vor dem, was einer Umarmung folgen könnte.
    «Hören Sie, ich schulde Ihnen eine Erklärung.»
    Henriette zitterte.
    «Ist Ihnen kalt?»
    Sie nickte, und er legte ihr den Mantel um, den er über dem Arm trug.
    «Besser?»
    «Ja, vielen Dank.»
    Regenmacher setzte sich auf eine der Stufen, die zu einer Tür gehörte, die aus der Hofeinfahrt in die Remise führte, und steckte sich eine kleine Zigarre an. Er klopfte mit der flachen Hand neben sich, und Henriette setzte sich.
    «Ich kenne Heinrich schon von der Zeit an der Pariser Ingenieursschule. Wir waren damals beide in dasselbe Mädchen verliebt, unsere Freundschaft hat nur deshalb gehalten, weil wir zusammen fortgegangen sind. Heinrich hatte großes Talent und wollte in den Staatsdienst gehen.» Regenmacher lächelte und zuckte die Achseln. «Ich selbst habe immer nur Talent für die administrativen Anteile dieses Berufes gehabt. Nach der Ausbildung sind wir jedenfalls gemeinsam nach Berlin zurückgegangen. Dort ist mir klargeworden, dass das Glück für uns beide immer noch denselben Namen trug. Und dass wir es nicht würden teilen können. Eine Zeitlang habe ich sehr gelitten.»
    «Sie haben Tante Johanne geliebt?»
    «Ja. Sehr sogar. Und bevor wir nach Paris gegangen sind, da schien es Hoffnung für mich zu geben. Johanne war noch unentschieden. Wir wollten ihr Zeit geben. Als wir zurückkamen, habe ich versucht, sie umzustimmen, aber ihre Entscheidung war eindeutig, und ich habe erkannt, dass ich ein guter Verlierer sein musste, wenn ich die beiden wichtigsten Menschen in meinem Leben nicht verlieren wollte.»
    «Das ist eine traurige Geschichte.»
    Regenmacher zog an seiner Zigarre.
    «Nicht mehr, ich bin darüber hinweg. Viel wichtiger ist: Heinrich ist ein Genie, seine Erfindung wird bald viel Geld einbringen. Dann muss keines seiner Mädchen mehr in einer Waschküche arbeiten. Ebenso wenig seine Frau.» Der Professor sah Henriette auf eine merkwürdige Art an. «Und meine Frau auch nicht.»
    Henriette sah weg, und der Professor stand auf.
    «Ich muss jetzt fort», sagte er. «Aber ich komme bald zurück. Und dann werde ich ganz offiziell um Ihre Hand anhalten.»
    Henriette schüttelte den Kopf, doch der Professor sprach weiter.
    «Lassen Sie mich Ihr Führer und Versorger sein, und vielleicht können Sie mich mit der Zeit sogar ein wenig lieben.»
    Henriette wich zurück, einen Schritt nur, aber schon spürte sie die kalte Wand der Tordurchfahrt in ihrem Rücken.
    «Nein.»
    «Warum nicht?»
    «Mein Herz ist schon vergeben.»
    «An jenen Komödianten in Berlin?», fragte der Professor mit einer Verachtung in der Stimme, die Henriette schmerzte.
    «Er wird mein Mann oder keiner», sagte Henriette mit einer Bestimmtheit, die das Ergebnis all der Überlegungen war, mit denen sie sich herumgeschlagen hatte, seit sie hier war. Die Geborgenheit, die sie eben noch in Professor Regenmachers Gegenwart empfunden hatte, zerbrach mit seinem nächsten Satz zu Scherben.
    «Er ist nur ein Hochstapler, ein Taugenichts.»
    «Er hat einen Fehler gemacht. Aber er ist ein guter Mensch.»
    «Das können Sie nicht wissen.»
    «Ich kann.»
    «Aber er könnte Sie niemals versorgen. Er hat ihnen viel weniger zu bieten als das hier.» Professor Regenmacher machte eine umfassende Geste, die den Pflog-Hof meinte. «Und selbst hier gehören Sie nicht hin. Sie gehören in ein Leben voller Annehmlichkeiten, voller Kunst und Schönheit. Sie gehören nicht in eine Wäscherei und auch nicht an die Seite eines sogenannten Unterhaltungskünstlers.»
    Henriettes Stimme war kalt.
    «Warum meinen nur immer alle, sie wüssten besser als ich, wohin ich gehöre und was gut für mich ist?»
    Wann würde sie endlich selbst über ihr Leben bestimmen können, wann würden Männer, Mütter, Tanten, Lehrer oder Intendanten aufhören, sie hin und her zu stoßen? Zum ersten Mal, seit Charlie sie an jenem Morgen verlassen hatte, war ihre Stimme stark und klar.
    «Im Übrigen ist Charles Jackson Komponist.»
    Der Professor schüttelte den Kopf und lachte. «Sie zumindest scheinen sehr genau zu wissen, was Sie brauchen.»
    Er hob einen Finger, drehte sich um, tat ein paar Schritte aus dem Lichtkreis der Lampe hinaus ins Dunkel und kam dann zurück, mit einem weißen Leinenbeutel und etwas Schwarzem in der Hand.
    «Vielleicht ist das hier das Beste für Sie? Ich nehme an, Sie werden den Inhalt höchst interessant finden.»
    Damit drückte er ihr den Beutel in die Hand.
    «Und dies hier habe

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