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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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jetzt auf ihre Zimmer gehen und warten sollten, bis er sie wieder zu sich rufe. Als sie draußen waren, hob er das Telefon ab, wählte die Nummer von Guy Strangeways und bat ihn, doch auf sein Zimmer zu kommen. Während er auf seinen Besucher wartete, legte sich Tweed ein Diktiergerät zurecht und überprüfte, ob es aufnahmebereit war.
    »Nehmen Sie doch bitte Platz, Guy. Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«
    »Nein danke, ich habe beim Frühstück schon zu viel davon getrunken.«
    »Geht es Ihnen nicht gut? Sie scheinen mir irgendwie nicht der Alte zu sein.«
    Strangeways ließ sich in einen Sessel sinken, während Tweed ihm gegenüber Platz nahm. Sir Guy machte einen nervösen und erschöpften Eindruck und zupfte, während er hinüber zu Tweed blickte, ständig am Schnurrbart herum. »Können Sie mir erklären, was das alles soll?«, fragte er mit zitternder Stimme. »Wieso haben Sie mich hergerufen?«
    »Es geht um Sie, Guy. Ich habe den Eindruck, daß Sie etwas auf dem Herzen haben, was Ihnen großen Kummer bereitet. Vielleicht kann ich Ihnen helfen. Schließlich kennen wir uns schon sehr lange.«
    »Sie haben völlig Recht, Tweed. Ich könnte wahrlich Hilfe gebrauchen.« Strangeways hielt inne, bevor es geradezu aus ihm herausbrach: »Ich habe den Namen meiner Familie entehrt. Das muss wohl furchtbar altmodisch für Sie klingen.«
    »Nein, überhaupt nicht. Worum geht es denn?«
    »Ich habe drüben in den Staaten ein paar riskante Geschäfte gemacht und dringend Geld gebraucht. Es war nur für kurze Zeit, aber meine Konkurrenten haben mich gnadenlos in die Enge getrieben. Um es kurz zu machen, Tweed, ich habe mich von den Amerikanern bestechen lassen. Und zwar mit einer halben Million Dollar.«
    »Jedem, der in den USA Geschäfte macht, kann es passieren, daß er in die dort herrschende Korruption mit hineingezogen wird. Was haben Sie denen als Gegenleistung für die halbe Million denn versprechen müssen?«
    »Die Yankees haben vor, Großbritannien zu ihrer Kolonie zu machen«, platzte es aus Strangeways heraus. Seine Stimme klang jetzt kräftiger. »Sie wollen England zu einem Bundesstaat ihrer verdammten Union machen. Hawaii ist der fünfzigste Staat, und wir sollen der einundfünfzigste werden. Als Gouverneur dafür sind eigentlich Sie vorgesehen, aber für den Fall, daß Sie absagen sollten – was die Amerikaner übrigens sehr schmerzen würde –, soll ich den Posten übernehmen. Dafür habe ich die halbe Million bekommen.« Er stand auf und fing an, im Zimmer auf und ab zu gehen. »Jetzt, wo ich Ihnen das gesagt habe, geht es mir schon etwas besser. Paradoxerweise habe ich das Geld dann doch nicht gebraucht. Ich wollte es zurückgeben, aber sie haben es nicht genommen. Es ist immer noch auf einem Sperrkonto in London, das ich dafür eingerichtet habe.«
    »Was geschah genau, als Sie die halbe Million zurückgeben wollten?«
    »Sie haben mir ein Foto gezeigt, das sie heimlich bei der Geldübergabe gemacht hatten. Es zeigt mich mit dem Koffer voller Geld. Sie behaupten, sie würden das Bild den Boulevardzeitungen in England und New York zuspielen. Das würde meinen Ruf total ruinieren.«
    »Wer hat Ihnen das Geld übergeben, Guy?«
    »Dieser widerwärtige Ronstadt. Ein Mann, den ich nie zu mir nach Hause einladen würde. Auf dem Foto hatte er ein gemeines Grinsen auf dem Gesicht. Ich werde das Geld übrigens auf keinen Fall behalten. Ich habe sogar schon in einer besonderen Klausel in meinem Testament verfügt, daß es wohltätigen Zwecken zukommen soll.« Seine Stimme begann wieder zu zittern. »Aber vielleicht gelingt es mir ja, es schon vorher zurückzugeben.«
    »Wie wollen Sie das bewerkstelligen?«
    »Ich habe Sharon um die Privatanschrift des amerikanischen Finanzministers gebeten. Sie will sie mir besorgen, weiß aber nicht, weshalb ich sie haben will.«
    »Nun, nur dadurch, daß Sie das Geld angenommen haben, konnten Sie überhaupt in Erfahrung bringen, was die Amerikaner vorhaben. Ist es nicht so?«, sagte Tweed ruhig. »Das ist richtig.«
    »Wir müssen diese Leute aufhalten, Guy, und es ist fünf Minuten vor zwölf. Ich habe hier ein kleines Tonbandgerät, und ich möchte, daß wir jetzt unser Gespräch noch einmal führen, damit ich es aufnehmen kann. Sie beantworten meine Fragen und erklären, daß Sie die Bestechungssumme nur deshalb angenommen haben, um die Absichten der Amerikaner herauszufinden. Wenn Sie das tun würden, wäre das eine große Hilfe für mich.«
    »Tatsächlich?«
    »Und ob!

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