Kaltgestellt
angezündete Zigarre rauchte.
»Hi, Tweed. Ich finde, es ist Zeit für unseren Drink in der Bar.« Osborne schien in derselben leutseligen Stimmung zu sein, in der er Tweed auch in dessen Büro in der Park Crescent besucht hatte.
»Was ist denn los, Paula?«, fragte Tweed irritiert. »Ich war gerade auf dem Weg zu Ihrem Zimmer, als ich plötzlich Stimmen hörte. Die eine war die von Guy Strangeways, aber die andere habe ich nicht erkannt. Die beiden hatten offenbar einen schlimmen Streit. Als ich um die Ecke gekommen bin, habe ich gerade noch Sir Guy verschwinden sehen. Und Mr. Osborne stand vor Ihrer Tür.«
»Nennen Sie mich doch Ed«, sagte Osborne freundlich. »Ist das okay, Paula?«
»Für Sie immer noch Miss Grey«, sagte sie scharf.
»Haben Sie vielleicht gesehen, wer mit Sir Guy hier im Gang gesprochen hat?«
»Nein. Ich komme gerade aus meinem Zimmer. Gibt es etwa ein Problem?«
»Nein«, antwortete Tweed.
»Kommen Sie doch bitte herein, Paula. Ich bin gerade am Telefon.« Als sie beide im Zimmer waren, verriegelte Tweed die Tür und ging zurück zu dem Handy, das er auf den Tisch gelegt hatte.
»Es ist Monica«, erklärte er Paula. »Gleich habe ich Zeit für Sie.«
»Hallo, Monica, da bin ich wieder«, sagte er in den Hörer. »Entschuldigen Sie, daß ich Sie habe warten lassen. Die Sache war nicht der Rede wert. Also, was hat Buchanan Ihnen gesagt?«
»Er hat seine neuen Kompetenzen voll ausgeschöpft und lässt die amerikanische Botschaft rund um die Uhr von einem Ring aus bewaffneten Zivilbeamten überwachen. Wenn jemand das Gebäude verläßt, wird er verfolgt. Seit Buchanan diese Taktik anwendet, hat es keine weiteren Anschläge mehr gegeben.«
»Gibt es Proteste von seiten der Amerikaner?«
»Darauf können Sie Gift nehmen. Buchanan war zufällig gerade selbst am Grosvenor Square, als Jeffrey Morgenstern in einer Limousine die Botschaft verließ. Buchanan ist ihm in einem Polizeifahrzeug gefolgt. Als Morgenstern das offenbar bemerkte, ließ er die Limousine anhalten und verlangte zu wissen, was diese Überwachung solle. Buchanan erklärte ihm, daß er Hinweise auf mögliche Bombenanschläge gegen die Botschaft habe und daß seine Maßnahmen dem Schutz der dort Beschäftigten gälten.«
»Ein kluger Schachzug. Ich finde es ziemlich bezeichnend, daß die Anschläge aufgehört haben.«
»Zuvor hat man noch eine große Bombe in einer Vermittlungsstelle für Telefongespräche gefunden und entschärft.«
»Gibt es sonst noch etwas?«
»Das wollte ich Ihnen gerade erzählen. Die Amerikaner haben ein FBI-Team eingeflogen und der Regierung angeboten, es zur Aufklärung der Anschläge einzusetzen, aber Buchanan hat das abgelehnt. Er hat gesagt, er brauche keine fremde Hilfe. Das hat den Amerikanern überhaupt nicht gefallen. Im Moment sieht es so aus, als hätte Buchanan die Situation unter Kontrolle.«
»Vielen Dank, Monica. Schreiben Sie sich doch bitte meine Nummer hier im Hotel auf, obwohl es sein kann, daß ich nicht mehr lange hier bin. Für diesen Fall gebe ich Ihnen gleich noch meine Handynummer.«
Nachdem Tweed die Nummern durchgegeben hatte, dankte er Monica noch einmal und beendete das Gespräch. Dann sah er Paula an, die inzwischen in einem der Sessel Platz genommen hatte. »Da draußen im Gang ist ja offensichtlich etwas sehr Seltsames vorgefallen. Ich glaubte zunächst sogar, einen Kampf zu hören. Sind Sie sicher, daß Sie die zweite Stimme nicht doch erkannt haben?«
»Ja, das bin ich. Ich habe diese Stimme noch nie zuvor gehört. Sie hatte einen unangenehmen, schneidenden Ton.«
»Wissen Sie wenigstens, ob es die eines Mannes oder die einer Frau war?«
»Nein, leider nicht. Ich glaube, sie hat einen amerikanischen Akzent gehabt, aber sicher bin ich mir dessen nicht. Schließlich war ich im Gang um die Ecke, und alles hat ziemlich gedämpft geklungen.«
»Und dennoch haben Sie Sir Guys Stimme erkannt?«
»Ja, aber die ist schließlich unverwechselbar. Ich glaube, er hat gesagt: ›In diesem Ton lasse ich nicht mit mir reden‹, aber auch das kann ich nicht mit Sicherheit sagen. Als ich um die Ecke kam, habe ich gerade noch Strangeways’ Rücken gesehen und Ed Osborne, der vor der Tür zu Ihrem Zimmer stand.«
»Wie lange, glauben Sie, daß er schon auf dem Gang war?«
»Schwer zu sagen. Es sah so aus, als wäre er gerade aus seinem Zimmer gekommen, denn seine Zigarre war eben erst angezündet worden.«
»Diese Geschichte gefällt mir ganz und gar nicht«, sagte
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