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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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weitere Tür, hinter der hemdsärmelige Männer an Tischen mit Codebüchern saßen und geheime Botschaften entschlüsselten. Paula fiel auf, daß in beiden Räumen niemand aufgestanden war oder sich umgedreht hatte, als sie in der Tür aufgetaucht war, so konzentriert waren die Männer bei der Arbeit. Mrs. Carson führte Paula in einen weiteren Tunnel, der im rechten Winkel vom Hauptstollen abzweigte. Dort öffnete sie wieder eine Tür und ließ Paula einen Blick in eine große Küche werfen. Paula erkannte Mrs. Payne, die in einem weißen Kittel am Herd stand und das Mittagessen vorbereitete. Auch den Raum neben der Küche durfte Paula sich ansehen: Er war voller hochmoderner Waschmaschinen und Trockengeräte. »Ich schätze, Sie haben jetzt genug gesehen, um einen groben Überblick zu bekommen«, sagte Mrs. Carson »Wenn man zu lange hier unten bleibt und es nicht gewohnt ist, kann man leicht Platzangst bekommen. Außerdem geht einem das Geratter der Fernschreiber ganz schön auf die Nerven.«
    »Ist denn Mrs. Payne ganz allein in der Küche?«, fragte Paula.
    »Nein. Gleich kommen unsere beiden anderen Köche, die ihr zur Seite stehen. Mrs. Payne macht nur rasch das Mittagessen für Sie und die anderen aus Tweeds Gruppe.«
    »Kaum zu glauben, daß das hier einmal ein Versteck für Schmuggler war«, sagte Paula.
    »Stimmt. Es muss für die Schmuggler eine Menge Arbeit gewesen sein, mit den primitiven Werkzeugen der damaligen Zeit den Hauptstollen bis an die Küste voranzutreiben.«
    »Ich versuche mir gerade vorzustellen, wie viele Fässer mit Brandy wohl durch diesen Tunnel gewandert sind.«
    »Tun Sie es nicht, sonst werden Sie allein vom Durchgehen schon beschwipst« scherzte Mrs. Carson, während sie sich auf den Rückweg machte. »Jetzt, wo ich Ihnen alles gezeigt habe, kann ich mich wieder dem Zusammenbau meiner Maschinenpistole widmen, die ich heute Vormittag zur Reinigung zerlegt habe.«
    »Ihre Maschinenpistole?«, fragte Paula, während sie die Treppe hinaufstiegen.
    »Ja. Tweed hat mich telefonisch auf das vorbereitet, was kommt. Da wird jeder Mann und jede Frau gebraucht. Ich habe in Surrey ein intensives Waffentraining absolviert, und zwar bei einem reizenden Mann namens Sarge. Ein seltsamer Name, finden Sie nicht auch?«
    »Er war früher einmal Sergeant beim SAS, soviel ich weiß.« Als sie zurück in den Wohnraum des Farmhauses kamen, saß Tweed dort allein am Tisch und trank Tee. »Na, Paula, was sagen Sie?«, fragte er, während er seine Tasse absetzte.
    »Die Leute haben dort unten viel mehr Platz als im Nebengebäude in der Park Crescent, wo sie normalerweise arbeiten. Wäre es nicht eine gute Idee, sie generell hier unterzubringen?«
    »Genau das habe ich auch vor – falls wir die kommende Nacht überleben.«
    »Das werden wir, Mr. Tweed«, sagte Mrs. Carson zuversichtlich. »Wir werden es den Yankees schon zeigen.« Paula starrte die rundliche Frau mit den rosigen Wangen ungläubig an. Mrs. Carson freute sich tatsächlich auf das, was kommen würde.
    »Ich gehe jetzt nach draußen«, sagte Paula.
    »Ziehen Sie sich Ihre Jacke an«, riet Mrs. Carson, während sie in einem Nebenraum verschwand. »Heute ist es ziemlich kalt.«
    Die Frau muss Augen im Hinterkopf haben, dachte Paula und schlüpfte in ihre Jacke, bevor sie hinaus in den Hof der Farm trat. Newman, der in einem schmalen Durchgang zwischen zwei alten Scheunen stand, winkte ihr zu. Paula ging hinüber und folgte ihm ans andere Ende des Durchgangs. Dort öffnete sich die weite Landschaft, die ihr wie bei ihren früheren Besuchen entsetzlich öde und verlassen vorgekommen war. Nach Süden wurde das Terrain der Farm durch eine Hecke abgeschlossen, dahinter war brettebenes Marschland, auf dem nur ab und an ein paar traurige Grasbüschel wuchsen. Wie eine Wüste, dachte Paula. Ein kalter Wind blies ihr direkt ins Gesicht, und sie war froh, daß sie Mrs. Carsons Rat befolgt hatte.
    »Hier entlang«, sagte Newman. Er führte sie durch einen kleinen Hain aus kahlen Laubbäumen mit dicken, sich schwarz vom blauen Himmel abhebenden Ästen. Dahinter stand Marler neben einer etwa hüfthohen, oben offenen Holzkiste, an deren Ecken dicke Stahldrähte befestigt waren. Diese wurden mit einem Ring zusammengefaßt, von dem aus ein kräftiges Seil hinauf zu einem an zwei hoch gelegenen Ästen des nächsten Baumes befestigten Flaschenzug führte. Das andere Ende des Seils hing bis auf den Erdboden herab. Marler hatte ein paar Arbeitshandschuhe an. »Was

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