Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
Vom Netzwerk:
denn ich habe die Wohnung von einer reichen Dame zur Verfügung gestellt bekommen, die zur Zeit auf dem Kontinent lebt.«
    »Zahlen Sie eigentlich auch irgend etwas aus eigener Tasche?«, fragte Newman.
    »Nur wenn es sich nicht vermeiden lässt. So, da wären wir schon. Diese Straße hier müssen wir rein.« Newman hatte das unheimliche Gefühl, jemand würde sie verfolgen, aber als er sich umdrehte, konnte er niemanden entdecken. Seltsam. Normalerweise konnte er sich in dieser Hinsicht auf seinen Instinkt verlassen. Rasch gingen sie die schmale, menschenleere Straße entlang, bis Windermere vor einer Tür stehen blieb und in seiner Hosentasche nach dem Schlüssel kramte. Newman wandte sich ihm zu, um zu sehen, ob er den Schlüssel aufs erste Mal ins Schloß bekam. Windermere bewältigte die Aufgabe mit Bravour. »Bob«, sagte Windermere und drehte sich zu Newman um. »Jetzt, wo wir hier sind, fühle ich mich auf einmal doch ein bißchen müde.«
    »Dann gehen Sie am besten gleich zu Bett«, schlug Newman, der irgendwie erleichtert war, vor. Er war froh, nicht mehr länger mit Windermere zusammen sein zu müssen. »Sie sehen zwar immer noch recht frisch aus, aber.«
    »Ich war gestern Nacht bis vier Uhr auf. Sie sind mir doch nicht böse, oder? Und danke, daß Sie mich nach Hause begleitet haben.«
    »Dann schlafen Sie mal gut.« Basil verschwand im Haus und schloß die Tür hinter sich ab. Newman blickte nach oben und spürte ein paar Regentropfen auf dem Gesicht. Als er sich umdrehte, sah er Marler, der nur ein paar Schritte von ihm entfernt war. Newman grinste und klopfte Marler auf die Schulter.
    »Dann habe ich mich doch nicht geirrt. Ich hatte schon eine ganze Weile das Gefühl, verfolgt zu werden.«
    »Das war auch so. Aber nicht von mir.«
    »Von wem denn sonst?«
    »Vom ›Ohr‹. Er schleicht Windermere schon den ganzen Abend über hinterher. Ich wüßte zu gern, weshalb er das tut.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Vor uns. Er ist an Ihnen vorbeigeschlichen, als Sie Windermere beim Öffnen der Tür beobachtet haben. Er ist so leise, daß man ihn nicht hört, und zu sehen ist er auch kaum. Oh, es fängt an zu regnen. Wir sollten uns ein Taxi suchen und nach Hause fahren.« Sie schlugen die Kragen ihrer Mäntel hoch und gingen die stille Straße zurück, in der das Rauschen des Regens und das Quietschen ihrer Schuhsohlen auf dem nassen Trottoir die einzigen Geräusche waren. Auf einmal blieb Newman stehen und starrte nach vorn. Eine kleine Gestalt mit einem Schlapphut auf dem Kopf war plötzlich aus dem Nirgendwo aufgetaucht und schlurfte vor ihnen die Straße entlang. »Wer ist denn das?«, fragte Newman.
    »Das ›Ohr‹. Jetzt wird er langsamer. Vielleicht will er mit mir reden.« Marler blickte nach oben auf die tief hängenden Gewitterwolken, die beinah die flachen Dächer der Häuser zu berühren schienen. Auf einmal zuckte ein Blitz herab, dichtauf gefolgt von einem ohrenbetäubenden Donnerschlag. »Wir sollten uns irgendwo unterstellen«, sagte Marler. »Das ›Ohr‹ hat sich auch in einen Hauseingang geflüchtet.« Kaum hatten die beiden Zuflucht unter einem überhängenden Balkon gesucht, als ein wahrer Wolkenbruch auf die Straße hernieder ging. Der Regen war so dicht, daß er Newman wie ein Vorhang aus feinen Drähten vorkam. Dicke Sturzbäche schossen den Rinnstein entlang, und die Dachrinnen der Häuser liefen über, wodurch zusätzliche Kaskaden kalten Wassers auf die Straßen platschten. »Deshalb ist das ›Ohr‹ langsamer geworden«, sagte Marler. »Er hat den Wolkenbruch kommen sehen.« Marler beugte sich hinaus in den Regen, um sich zu vergewissern, daß das »Ohr« noch immer in dem Hauseingang stand. Schließlich ließ der Schauer ebenso abrupt nach, wie er begonnen hatte, und das Gewitter zog nach Osten ab. Marler lugte wieder unter dem Balkon hervor. Gleich darauf zuckte er zurück und preßte sich stocksteif an die Wand. »Was ist los?«, fragte Newman.
    »Das ›Ohr‹ kommt direkt auf uns zu«, antwortete Marler. »Und jetzt weiß ich auch, was es wirklich war, wovor er sich versteckt hat.«
    »Was denn?«
    »Vor vier Männern, die gerade die Straße entlangkommen. Gut möglich, daß sie es auf ihn abgesehen haben.« Zum ersten Mal seit Newman ihn kannte, entdeckte er in Marlers Stimme einen besorgten Unterton. Als er hinaus auf die Straße blickte, sah auch er den kleinen Mann. Er mußte Marler, der inzwischen die Hornbrille abgenommen hatte, wohl erkannt haben, denn er deutete

Weitere Kostenlose Bücher