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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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wortlos über die Schulter, bevor er im nächsten Hauseingang verschwand. Hinter ihm sahen Newman und Marler vier bedrohlich aussehende schwarze Gestalten, die alle große, dunkle Regenschirme aufgespannt hatten. Sie hielten die Schirme so tief, daß man weder die Gesichter noch die Oberkörper darunter sehen konnte. Die Gestalten näherten sich dem Hauseingang, in dem das ›Ohr‹ sich versteckt hatte, und dann gingen zwei der Schirme in die Höhe. Im Licht einer Straßenlaterne konnte Newman deutlich erkennen, daß die Männer darunter beide eine Waffe in der Hand hatten. Bald würden sie den Hauseingang erreicht haben. Newman griff nach seiner Smith & Wesson. »Nicht nötig«, zischte Marler.
    »Überlassen Sie das mir.« Er griff in die Tasche seines Regenmantels und holte eine Handgranate daraus hervor. Dann winkte er Kurt Schwarz zu, der sofort verstand und in einen anderen Hausgang flitzte. Marler ging in die Hocke, drückte einen Knopf an der Handgranate und rollte sie über das Pflaster auf die vier Regenschirme zu. Die Männer blieben stehen und betrachteten die Handgranate, die zwischen ihnen liegen geblieben war. Als diese gleich darauf mit einem lauten Knall hochging, rannten sie mit wild schwankenden Regenschirmen panisch die Straße zurück, wo sie um die Ecke verschwanden. »Ein Blindgänger«, sagte Newman.
    »Wenn sie richtig explodiert wäre, hätte sie alle vier in Stücke gerissen.«
    »Das war kein Blindgänger«, sagte Marler grinsend und richtete sich wieder auf. Er zog sich den regennassen Mantel von den Knien und wartete darauf, daß Kurt Schwarz wieder aus dem Hausgang erschien. »Was war es denn dann?«, wollte Newman wissen. »Die neueste Erfindung der Eierköpfe in der Park Crescent. Sieht aus wie eine Handgranate und explodiert auch, aber dabei versprüht sie lediglich eine klare, klebrige Flüssigkeit. Die Kerle unter den Regenschirmen werden sie vermutlich für Gift halten, was sie aber nicht ist. Gut, daß ich das Ding dabeihatte – vier Leichen mitten auf der Straße hätten wir nun wirklich nicht gebrauchen können.«
    »Wohl wahr. Und die Typen dürften wir auch so los sein. Wahrscheinlich hetzen sie jetzt zurück zur Botschaft, um sich ärztlich untersuchen zu lassen.«
    »Da kommt das ›Ohr‹«, sagte Marler. »Ich werde Sie meinem Freund vorstellen.« Der kleine Mann schlurfte langsam auf sie zu, wobei er wiederholt über die Schulter blickte. Ein vorsichtiger Bursche, dachte Newman, vermutlich hat er auch deshalb so lange überlebt. Als das »Ohr« kurz vor ihnen war, ging er auf die andere Straßenseite und schaute noch einmal zu der Ecke, hinter der seine vier Verfolger verschwunden waren. Auf einmal krachte ein Schuß. Das ›Ohr‹ zuckte, torkelte an eine Hauswand und rutschte mit weit auseinander gespreizten Beinen daran herunter. Zusammengesunken blieb er liegen. Marler rannte zu ihm hinüber, dichtauf gefolgt von Newman, der seine Smith & Wesson gezogen hatte. Marler beugte sich über den bewegungslos daliegenden Mann, dem das Blut aus einem Einschußloch mitten in der Stirn quoll. Er öffnete den Mund und starrte Marler an.
    »Basil.«, keuchte er mit halb erstickter Stimme. »Schwarz.« Danach kam nichts mehr. Marler fühlte ihm an der Halsschlagader den Puls, dann stand er auf und sah Newman mit traurigem Blick an, einem Blick, den dieser bei ihm noch nie gesehen hatte. »Er ist tot«, sagte Marler stockend.
    »Aber es war keiner der Typen von vorhin. Kurz bevor er getroffen wurde, hat er nach oben geblickt. Dem Winkel nach zu urteilen, muss der Schuß vom Dach eines dieser Häuser hier gekommen sein. Das legt den Schluß nahe, daß wir es mit dem Phantom zu tun haben.«
    »Wenn mir dieses Schwein zwischen die Finger kommt, bringe ich es um«, sagte Newman wütend. »Nein, das werden Sie schön bleiben lassen«, sagte Marler und legte Newman eine Hand auf den Unterarm. »Das Phantom gehört mir.«

9
    Das Taxi, das Paula nach Hause brachte, hielt nicht weit von ihrem Haus entfernt. Paula stieg aus, dankte dem Fahrer und ging die paar Meter zu der kleinen Sackgasse, in der ihre Wohnung lag, zu Fuß. Mehrere Autos waren auf dem Gehsteig geparkt, was um diese Stunde nichts Ungewöhnliches war, denn die Politessen waren so spät nachts nur selten unterwegs. Eine alte Frau trat auf Paula zu und streckte ihr eine faltige Hand entgegen.
    »Haben Sie vielleicht einen Fünfer für eine arme, alte Frau?«, fragte sie in einem jammernden Ton. »Seit zwei Tagen habe ich

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