Kaltgestellt
des Amerikaners ganz kurz gezuckt hatten. Auch wenn die Bewegung kaum mehr als eine Millisekunde gedauert hatte, war die Reaktion doch ziemlich merkwürdig gewesen. »Sie klingen so, als kämen Sie aus New York«, sagte Tweed. »Was führt Sie denn den weiten Weg hierher?«
»Genau ins Schwarze getroffen! New York stimmt.« Ronstadt entließ Paula aus seinem Griff und richtete sich wieder auf. »Ich arbeite für die amerikanische Botschaft.«
»Tatsächlich?«, hakte Tweed nach. »Und was tun Sie dort?«
»Nun, man könnte es Public Relations nennen.«
»Und was bedeutet das genau, Mr. Ronstadt?«
»Nennen Sie mich Jake«, sagte Ronstadt leutselig. »Ich sorge dafür, daß der Botschafter die Leute kennenlernt, mit denen er gern Freundschaft schließen würde.«
»Ich glaube kaum, daß ich zu diesen Leuten zählen dürfte.«
»Aber wie kommen Sie denn darauf? Natürlich zählen Sie dazu! Aus diesem Grund hat Ed mich ja an Ihren Tisch geschickt. Und ich will Ihnen noch etwas sagen.« Er senkte die Stimme »Jefferson Morgenstern, unser Außenminister, würde sich gern mit Ihnen treffen.« Er legte einen Finger an seine dicke Nase.
»Aber das muss unter uns bleiben. Sie verstehen schon, ja? Und jetzt lasse ich Sie wieder allein, damit Sie den Abend genießen können.« Nachdem Ronstadt gegangen war, sagte Paula:
»Ich mag den Mann nicht. Er strahlt zwar jede Menge körperlicher Vitalität und Kraft aus, aber sein Lächeln erinnert mich an ein Krokodil.«
»Wieder ein neuer Kandidat für eines von Monicas Dossiers«, sagte Tweed ruhig.
»Aber was machen Sie denn für ein Gesicht Paula? Haben Sie noch jemand Unangenehmes an der Bar gesehen?«
»Sie werden es nicht glauben, aber eben ist Bob zusammen mit Basil Windermere hier hereingekommen. Sie sitzen am anderen Ende des Tresens vis-a-vis von Osborne.«
»Zum Auftakt hätte ich gern einen Scotch«, sagte Basil Windermere, während er auf den Barhocker kletterte. »Sitzen Sie eigentlich ab und zu auch noch auf einem normalen Stuhl?«, fragte Newman.
»Nicht, wenn ich es vermeiden kann. Sie würden es nicht glauben, wie viele reiche Witwen es lieben, mit mir an einer Bar zu sitzen. Da fühlen sie sich wieder jung.«
»Sie müssen’s ja wissen. Ich nehme auch einen Scotch«, sagte er dann zum Barkeeper.
»Sie haben vorhin von einem gewissen Rupert gesprochen. Wer ist denn das?«
»Na, wer wohl? Ich kenne nur einen Rupert, den Sohn des berühmten Sir Guy Strangeways. Rupert wird mal ein Vermögen erben. Wir trinken öfter einen miteinander.«
»Fahren Sie auch ab und zu mit ihm auf den Kontinent?«
»Nein.«
»Zum Wohl! Trainieren Sie eigentlich immer noch auf dem Schießstand unten an der Themse?«
»Ich war schon eine Ewigkeit nicht mehr dort. Irgendwie hat mich der Laden gelangweilt. Außerdem gehen die Geschäfte dort schlecht. Keine alten Damen mit Klunkern und so. Früher war ich mit Rupert öfter mal da. Aber auch er geht jetzt nicht mehr hin.«
»Ist Rupert denn ein guter Schütze?«
»Soll das ein Witz sein? Er kann schon froh sein, wenn er überhaupt die Scheibe trifft. Wenn einer von uns schießen kann, dann ich. Ach, sehen Sie mal, was für ein Zufall – da kommt Rupert gerade.« Ein Mann Mitte dreißig steuerte mit einem überheblichen Grinsen im Gesicht auf den Barhocker neben Basil zu. Er trug einen teuren Maßanzug mit seidenen Aufschlägen. Der Barkeeper sah ihn erwartungsvoll an. »Einen doppelten Scotch. Aber stante pede. Und schenken Sie mir gleich einen zweiten als Reserve ein.« Der Barkeeper warf Rupert einen Blick zu, der alles andere als freundlich war. Newman überlegte, wie er Basil möglichst schnell wieder aus dem Lokal lotsen konnte. Als sie hereingekommen waren, hatte er Tweed und Paula an deren Fenstertisch entdeckt. Basil hingegen, der völlig auf die Bar fixiert war, hatte die beiden offenbar noch nicht gesehen. Außerdem war Newman aufgefallen, daß Osborne am anderen Ende des Tresens saß. Er fragte sich, wer wohl der kleine, grimmig dreinblickende Mann sein mochte, der bei Osborne war und ständig herüberstarrte. Der Mann machte einen äußerst rücksichtslosen Eindruck.
»Du solltest den Barkeeper nicht so herumkommandieren, Rupert«, sagte Basil.
»So was mag er nicht.«
»Was kümmert mich der Barkeeper?«
»Ach ja, das hätte ich ja beinah vergessen. Du bist der Herr des Hauses, der König der Schöpfung. Das Geschenk Gottes an die Casinos in ganz Europa.«
»Soll ich dir meinen Scotch über deinen
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