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Kaltgestellt

Kaltgestellt

Titel: Kaltgestellt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Colin Forbes
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einen kurzen Drink haben werde«, sagte er. »Mein Piepser hat sich gerade gemeldet. Ich muss sofort zurück ins Büro.«
    »Ich habe ihn gar nicht gehört.«
    »Das solltest du auch nicht. Vibrationsalarm. Ich rufe dich an.«
    »Nicht nötig. Oh, du hast ja nicht mal aufgegessen.« Die Frau sprach längst ins Leere. Newman, der das Gespräch mit halbem Ohr mitbekommen hatte, glitt von seinem Barhocker und folgte Windermere, der bereits auf dem Weg nach draußen war. Marler schob sich an Newman vorbei, als ob er ihn nicht kennen würde, und streifte sich im Gehen den Mantel über. Draußen auf der Straße war es bitterkalt. Als Marler Windermere hinterherblickte, bemerkte er in einiger Entfernung einen kleinen Mann, der einen alten Schlapphut und eine schäbige Windjacke trug und so tat, als würde er in einer Aschentonne herumwühlen. Es war Kurt Schwarz, das »Ohr«. Marler trat zurück in den Eingang der Bar und sah, wie der kleine Mann sich in Bewegung setzte, um dann in erstaunlichem Tempo an ihm vorbeizuschlurfen. Verblüfft stellte Marler fest, daß Schwarz offenbar Basil Windermere verfolgte.
    »Ich habe den Eindruck, daß fast nur Amerikaner hier im Lokal sind«, flüsterte Paula. Sie und Tweed hatten gerade den luxuriös ausgestatteten Goodfellows-Club betreten. Dicke Kristallüster hingen an der Decke, und an jedem Tisch gab es zusätzlich eine kleine Lampe in Form einer teuren, geschmackvollen Vase mit rosafarbenem Stoffschirm. Die meisten Tische waren besetzt, und lebhaftes Geplauder mischte sich mit dem Klingen von Gläsern.
    »Wir haben auf den Namen Tweed reserviert«, sagte Tweed zum Oberkellner.
    »Dort drüben am Fenster, bitte. Sie werden mit dem Tisch zufrieden sein.« Paula setzte sich so, daß sie einen guten Blick auf die Bar hatte, die aus poliertem Mahagoni war. Sie war froh, daß sie noch einmal nach Hause gefahren war und sich umgezogen hatte. Fast alle der anwesenden Männer trugen Abendanzüge mit schwarzen Krawatten oder elegante Geschäftsanzüge, während sich die Frauen dermaßen in Schale geworfen hatten, daß Paula in ihrem blauen Kleid mit dem hohen Kragen und dem dünnen Goldgürtel um die Hüfte nicht weiter auffiel.
    »Ich dachte, wir wären hier, um uns zu entspannen«, sagte sie.
    »Das will ich doch meinen«, entgegnete Tweed und blickte von der Speisekarte auf.
    »Wie gesagt, das Restaurant hier ist voller Amerikaner. Da drüben an der Bar sitzt zum Beispiel der reizende Ed Osborne. Sie haben mich nur hierher gebracht, um zu sehen, wer sich alles in der Stadt rumtreibt.«
    »Muss ich mich jetzt bei Ihnen entschuldigen?«
    »Natürlich nicht«, sagte Paula und schüttelte leicht den Kopf. »Tut mir leid, daß ich das gesagt habe. Wir müssen schließlich unseren Job machen.«
    »Und dafür haben wir möglicherweise nicht mehr viel Zeit.« Tweed wandte sich wieder der Speisekarte zu und blätterte durch die ledergebundene Mappe, bis er die Weinliste gefunden hatte. Als der Kellner an ihren Tisch kam, bestellte Paula einen trockenen Martini und Tweed ein Glas französischen Weißwein. Paula ließ den Blick abermals hinüber zur Bar wandern.
    »Schauen Sie doch mal bei Gelegenheit ans hintere Ende des Tresens«, sagte sie zu Tweed.
    »Osborne spricht da mit einem seltsam aussehenden Kerl. Gerade eben hat er zu unserem Tisch gedeutet.«
    »Wer könnte das sein?«, fragte Tweed, nachdem er sich vorsichtig umgedreht und sich den Mann angesehen hatte. »Sympathisch sieht er mir ja nicht gerade aus.« Der Mann im Abendanzug, auf den Paula ihren Vorgesetzten aufmerksam gemacht hatte, war klein und breitschultrig und hatte einen stämmigen Oberkörper. Das braune Haar war kurz geschnitten. Auf einmal stand er auf, verließ die Bar und kam durch die Reihen der Tische direkt auf Paula und Tweed zu.
    »Hi, Leute. Ed Osborne meint, ich soll mal bei Ihnen vorbeischauen und hallo sagen. Ich bin Jake Ronstadt.«
    »Das ist Paula Grey«, antwortete Tweed. »Und um die Vorstellungsrunde komplett zu machen: Mein Name ist Tweed.«
    »Sie scheinen einen guten Geschmack für Frauen zu haben, Mr. Tweed«, bemerkte Ronstadt. »Um Ihre Begleiterin kann man Sie nur beneiden.« Mit diesen Worten beugte er sich nach unten und legte tapsig wie ein Bär einen Arm um Paulas Schultern, die insgeheim ihrem Herrgott dankte, daß sie kein schulterfreies Kleid angezogen hatte. Tweed musterte Ronstadt genau. Als er vorhin Paulas Namen genannt hatte, war ihm aufgefallen, daß die schweren Lider über den Augen

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