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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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Die Tatsache, dass mein Foto in so mancher Zeitschrift erscheinen würde, die jeder Einwohner von Palm Beach las, erlaubte mir, ein halbes Semester an der Duke zu schwänzen, um im Winter 1987 in Wellington Pferde vorzuführen.
    Das war der Winter, in dem ich mich zum ersten Mal im Leben in einen Mann verliebte. Bis dahin hatte ich keinen Sinn darin gesehen. In meiner Erfahrung und neunzehnjährigen Beobachtung hatte ich Liebe immer nur schlecht ausgehen, verunglücken, verbrennen sehen. Niemand kam glücklich oder ungeschoren aus ihr heraus. Es schien mir
sinnvoller herumzuspielen, Spaß zu haben und weiterzuziehen, wenn die Beziehung den Bach runterging, was sie unabänderlich jedes Mal tat.
    Ich wäre sehr viel besser dran gewesen, wenn ich bei diesem Prinzip geblieben wäre. Aber dann kam Bennett Walker daher. Ich wusste, der Tag, an dem ich mich in ihn verliebte, würde mein Leben für immer verändern. Ich hatte nur keine Ahnung, als wie wahr sich diese Aussage erweisen würde, und als wie tragisch.
    Das Vermögen der Familie Walker war im Schiffsbau während des Ersten Weltkriegs entstanden. Während der Depression kauften sie Reedereien auf und stiegen ins Stahlgeschäft ein. Im Laufe des Zweiten Weltkriegs und der folgenden globalen Konflikte wurde das Vermögen verdoppelt, verdreifacht, vervierfacht. In den Fünfzigerjahren waren Bauträgergeschäft und Immobilien als neue Zweige hinzugekommen.
    Mein Vater hat sein Geld größtenteils selbst verdient, als einer der teuersten und meistgefragten Strafverteidiger für die Reichen und Berüchtigten im Lande. Er war seinerseits im Laufe der Jahre zu einer Art Berühmtheit geworden, weil er schuldigen, wohlhabenden Menschen aus der Patsche half, und er war gesellschaftlich aus diesem Grund mehr wert als wegen des Alters seines Vermögens. Palm-Beach-Bewohner mit altem Vermögen äußerten sich verächtlich über die Art und Weise, wie er zu seinem Reichtum gekommen war - hinter seinem Rücken, versteht sich. Fanden sie sich jedoch im Clinch mit dem Gesetz wieder, war er ihr bester und teuerster Freund.
    Er wusste es natürlich. Es amüsierte ihn einerseits, und er nahm es andererseits übel. Dinge übel zu nehmen, war die
starke Seite meines Vaters. Niemand hatte je größere Minderwertigkeitskomplexe gehabt als Edward Estes.
    Man stelle sich deshalb seine hämische Freude vor, als seine rebellische Tochter am Arm des begehrtesten Junggesellen und Sohns der reichsten Familie mit altem Geld in Palm Beach gesehen wurde. Seine Tochter, die bekannt dafür war, dass sie sich höchst unangemessene Männer aussuchte - vorzugsweise Polospieler und Rockstars. Von meinen reiterlichen Leistungen abgesehen, war die Tatsache, dass ich mich in Bennett Walker verliebte, das Erste in meinem Leben, womit ich meinem Vater eine Freude machte. Es war daher wohl nur logisch, dass es die Sache war, die das bisschen, was wir an Beziehung hatten, endgültig zerstörte.
     
    Als ich von Star Polo aufbrach, war ich wie benommen und fuhr einfach los. Ich überlegte nicht, ich plante nichts. Es war eine Erleichterung, sich taub und leer zu fühlen. Der ganze katastrophale Tag sank beim Fahren in eine dunkle Ecke meines Bewusstseins. Ich hörte nichts. Meine Umgebung wirkte unwirklich und weit entfernt.
    Meinem Verstand war alles zu viel geworden. Flucht sah in diesem Moment nach einer guten Idee aus. Aber mein Unterbewusstsein verfolgte seine eigenen Pläne, und nach einiger Zeit fand ich mich auf der Lake-Worth-Brücke wieder. Ich fuhr auf die Insel, nach Palm Beach.
    Palm Beach ist eine eigene Welt, eine fünfundzwanzig Kilometer lange Sandbank, die mit Palmen und Villen gespickt ist. Die südliche Hälfte der Insel ist so schmal, dass nur eine einzige Straße nach Norden führt. Wenn sie breiter wird, zweigen gewundene Seitenstraßen ab, die exorbitant
teure Hälfte zum Lake Worth hin und die obszön teure zum Ozean. Die Bepflanzung ist so üppig, dass man von vielen der prachtvollen Häuser von der Straße her nur einen Blick erhascht, von der Aussicht, die sie bieten, ganz zu schweigen.
    Das Haus meiner Eltern war eine rosa Villa im italienischen Stil hinter hohen Eisentoren. Eine gepflasterte Einfahrt umkreiste einen Brunnen in Form einer Meerjungfrau auf einem Trio von Seepferden, die Wasser aus einem Gefäß gießt. Als kleines Kind war ich mehr als einmal aus diesem Brunnen gezogen worden, nackt wie am Tag meiner Geburt und voller ungebärdiger Freude, Gott behüte.
    Ich parkte

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