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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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nicht gekommen. »Alexi? Sie umbringen?« Sie erwärmte sich rasch für diese Idee. »Vielleicht... Könnte sein. Er hat ein fürchterliches Temperament.«
    »Hat er dich je geprügelt?«
    Sie zögerte und senkte kurz den Blick. Was immer sie nun sagen würde, es war vermutlich gelogen. »Ja. Oft. Aber ich habe zurückgeschlagen.«
    »Dann willst du ihm also vielleicht nur Ärger machen?«
    Sie bemühte sich, unschuldig zu schauen, was sie sicherlich seit zwei Jahrzehnten nicht mehr gewesen war. »Wieso Ärger. Ich erzähl Ihnen doch nichts.«

    »Nein? Dann kann ich ja gehen.«
    Sie hielt ihn am Revers fest, als er sich umdrehen wollte. »Sie geben zu schnell auf.«
    »Ich muss einen Mord aufklären«, sagte er. »Ich kann nicht hier herumstehen und meine Zeit mit dir verplempern. Wenn du etwas zu sagen hast, sag es.«
    Sie zog die Stirn kraus und machte wieder eine Schnute. »Sie sind nicht sehr unterhaltsam.«
    »Ja, das sagen alle. War Kulak heute hier?«
    »Vorhin, für ein paar Stunden.«
    »In welcher Stimmung war er?«
    »Angefressen. Er ist immer angefressen.«
    »Wann hast du Irina Markova das letzte Mal gesehen?«
    Das säuerliche Gesicht wieder. »Ich weiß nicht. Ich schaue nicht nach ihr.«
    »War sie Samstagabend hier?«
    Er konnte sehen, wie sich die Rädchen in Swetlanas Kopf drehten. Sie kniff die Augen zusammen und unterdrückte ein sich anbahnendes Lächeln. »Ja«, sagte sie. »Samstagabend.«
    »Gegen Mitternacht? Ein Uhr?«
    »Ja. Ja. Ich habe auf die Uhr geschaut. Ich habe sie streiten sehen.«
    Landry machte kehrt und ging in Richtung seines Wagens. Swetlana eilte ihm nach, ihre hohen Absätze klapperten auf dem Beton.
    »Was ist?«, sagte sie.
    »Du bist eine Lügnerin. Irina Markova war am Samstagabend nicht hier. Ich kann dich nicht brauchen, wenn du mich nur anlügst. Du verschwendest meine Zeit. Du
hast mir nicht eine Information geliefert, die ich verwenden kann.«
    »Okay, okay«, sagte sie. »Ich verrate dir, wo er wohnt. Hast du Papier und Kugelschreiber?«
    Landry gab ihr eine seiner Visitenkarten und einen Kugelschreiber aus der Innentasche seiner Jacke. Sie legte die Karte auf die Kühlerhaube seines Autos, kritzelte darauf und gab sie ihm zurück. Er betrachtete sie mit zusammengekniffenen Augen.
    »Wehe, die stimmt nicht«, sagte er.
    »Ich schwöre es. Und es ist ein großes Geheimnis. Kaum jemand kennt sie. Nicht einmal die Polizei. Nicht einmal das FBI.«
    »Und das hier ist seine Telefonnummer?«, fragte er.
    »Nein«, sagte sie und rückte ihm ein bisschen zu nahe. »Das ist meine Telefonnummer. Ruf mich an. Ich zeig dir, wie man sich amüsiert.«
    Landry steckte die Karte ein, stieg in den Wagen und fuhr vom Parkplatz. Seine Informantin ließ er aufgegeilt und verstört zurück. Irgendeine traurige Gestalt, die aus dieser Bar kam, würde heute Nacht ein glücklicher Mann sein.

16
    »Was tun Sie in meinem Haus?«, fragte ich und überlegte, welchen Gegenstand ich als Waffe benutzen könnte. Vielleicht konnte ich ihm die steinerne Seifenschale an den Kopf schlagen, nur dass ich nicht nach ihr greifen konnte, ohne dass er es sah.

    »Sie kennen Irina«, sagte er.
    »Und wenn?«
    Er sah benommen aus, vielleicht psychotisch oder krank. Es war ja durchaus möglich, dass er sie getötet hatte.
    »Sie hat Sie gemocht.«
    Ich sagte nichts. Sein Blick wandte sich für einen Moment von mir ab. Ich rückte ein paar Zentimeter nach rechts.
    »Kannten Sie Irina?«, fragte ich.
    Er sah mich wieder an. »Ich habe sie geliebt.«
    Immer noch standen die Chancen fünfzig zu fünfzig, dass er sie erwürgt hatte. Vielleicht höher. Nichts treibt Menschen so über die Schwelle zur Gewalt wie Liebe. Er liebte sie, aber sie liebte ihn nicht. Er liebte sie, aber sie betrog ihn. Er liebte sie wie besessen und wollte sie nicht loslassen. Es gab ein Dutzend Szenarien.
    »Kennen Sie sie noch aus Russland?«, fragte ich, verlagerte das Gewicht von einem Fuß auf den andern und rückte einen Viertelschritt vor.
    »Sie war die beste Freundin meiner kleinen Schwester Sascha.«
    Der Name sagte mir etwas. Sascha Kulak. Die Freundin von Irina, die wegen des Pferdehändlers Tomas Van Zandt Selbstmord begangen hatte. Irina hatte den Mann dann später in der Scheune angegriffen.
    Kulak. Alexi Kulak. Russen …
    »Sie hat liebevoll von Sascha gesprochen«, sagte ich und ließ die Finger meiner rechten Hand in die Schublade hinter mir gleiten. Er schien es nicht zu bemerken.
    »Hat sie von mir gesprochen?«,

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