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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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schluckte schwer unter dem Druck seiner Hand um meine Luftröhre.
    Er brachte sein Gesicht sehr nahe an meines und flüsterte: »Doch, das werden Sie.«

17
    Die Sonne war noch nicht aufgegangen, als ich mein Häuschen verließ und zu den Pferden ging. Ich fütterte sie, dann ging ich nach draußen und setzte mich auf dieselbe Bank, auf der ich am Abend zuvor mit Landry gesessen hatte. Es kam mir vor, als wären seitdem Wochen vergangen.
    Ich hatte lange über Alexi Kulak nachgedacht. Die meisten Leute, die bei Verstand waren, hätten Landry angerufen und ihm die ganze Geschichte erzählt, um sich dann in das nächstbeste Flugzeug zu setzen und an einen geheimen Ort zu fliegen. Die Tatsache, dass ich das nicht tun wollte, hätte für dieselben Leute wahrscheinlich alles über meine geistige Gesundheit ausgesagt.
    Alexi Kulak war ein Krimineller. Er war unberechenbar und gefährlich. Die Tatsache, dass er Irina geliebt hatte, verstärkte das nur. Ich hatte mich mit einem Eisbeutel um den Hals an den Computer gesetzt, nachdem er gegangen war, und ein bisschen über ihn recherchiert.
    Die Russenmafia war etwas, womit man sich besser nicht anlegte. Der Umstand, dass es relativ wenig Schriftliches über Kulak gab, verriet mir, dass er schlau war. Dass er skrupellos sein konnte, brauchte mir niemand zu sagen.
    Dennoch riet mir mein Bauch, die Sache für mich zu behalten. Ich wollte Irinas Mörder finden. Das hatten Kulak und ich gemein. Wenn ich Ergebnisse lieferte, hatte er keinen Grund, mir etwas zu tun. Wenn ich ihn an die Polizei verriet, würde ich wahrscheinlich im Kofferraum eines Schrottautos enden, das in die Presse von Kulaks Autoverwertung kam.

    Falls der Mord an Irina etwas mit ihrer Verbindung zu Alexi zu tun hatte, dann hätte ich über ihn Zugang zu einem Teil von Irinas Leben, der Landry verschlossen bleiben würde.
    Das redete ich mir jedenfalls ein, obwohl ich ganz genau wusste, dass Kulak nicht zu mir gekommen wäre, wenn Irinas Tod etwas mit ihm zu tun hätte. Aus diesem Grund beschloss ich, einen Pakt mit einem Teufel zu schließen. In einer finsteren Nische meines Bewusstseins lauerten weitere Gründe. Ich weigerte mich, sie an die Oberfläche zu lassen.
    Ich duschte, zog mich an und richtete mich so vorzeigbar her wie möglich. Gegen die geschwollene Lippe ließ sich nichts machen, als sie mit einer Lüge zu erklären.
    Ein kurzes Halstuch von Gucci verdeckte die blauen Flecken, die auch das Eis nicht hatte verhindern können.
     
    Billy Quint hätte einen guten Schiffskapitän vor hundert Jahren abgegeben. Beinahe so lange kannte ich ihn schon, seit der Zeit, als ich im Drogendezernat arbeitete und er für die Abteilung Organisiertes Verbrechen ein Team verdeckter Ermittler leitete, das zusammen mit der Drogenbehörde im Hafen von Fort Lauderdale tätig war. Die Teams der verschiedenen Behörden hatten eine gemeinsame Agenda - ein Unternehmen zur Wäsche von Drogengeld zu sprengen, das riesige Dollarmengen auf Frachtschiffen mit Ziel Panama außer Landes schaffte. Die Verbindung zur Polizei von Palm Beach ergab sich durch das, was auf den Schiffen zurückkam: Kokain. In großen Mengen.
    Quint wohnte in einem Bungalow am Überlandkanal südlich von Fort Worth. Er war im Ruhestand, allerdings
nicht freiwillig. Er hatte sich geweigert, am Telefon mit mir zu sprechen. Die Jungs von der Bekämpfung des organisierten Verbrechens lernen frühzeitig, jede erdenkliche Vorsichtsmaßname zu treffen. Sie gehen täglich mit tödlichen Bestien um, und nicht alle überleben. Deshalb überraschte es mich nicht, als Quint am Telefon nichts sagen wollte. Alte Paranoia ist schwer totzukriegen. Das gilt besonders für jemanden, der um ein Haar nicht lebend aus dem Spiel herausgekommen wäre.
    »Ich dachte, Sie wären tot«, begrüßte er mich mürrisch, als ich aus dem Wagen stieg und auf ihn zuging.
    »Ich bin wie Sie«, antwortete ich. »Zu boshaft, um zu sterben.«
    »Zähes Biest. Waren Sie immer.« Er rollte die Anlegestelle in seinem Rollstuhl hinunter und warf irgendwelche Angelausrüstung in ein heruntergekommenes kleines Segelboot.
    »Ist das Ding seetauglich?«, fragte ich zweifelnd.
    Er sah mich aus zusammengekniffenen Augen an, eines fester geschlossen als das andere, auf seinem Kopf saß eine speckige alte Kapitänsmütze. Es war unmöglich festzustellen, wo seine Koteletten endeten und die Haare in seinen Ohren anfingen.
    »Was spielt es für eine Rolle?«, fragte er. Seine Stimme klang rau. Er begann

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