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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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fragte er. In seiner offenen Jacke konnte ich den Knauf einer Waffe sehen.

    »Irina war ein sehr verschlossener Mensch. Sie hat nicht viel über ihr Privatleben geredet.«
    Tränen traten ihm in die Augen. Er schien sehr zu leiden. »Ich war wie ein Gespenst für sie in dem Leben, das sie führte. Sie hat mich ausgeschlossen.«
    Das hörte sich im Hinblick auf ein Motiv nicht gut an. Ich tastete in der Schublade herum. Ich stieß auf etwas. Eine kleine Schere.
    Er drehte sich in der Tür und lehnte sich an den Rahmen, die Augen geschlossen, das Gesicht gerötet, als würde er Tränen unterdrücken.
    »Was wollen Sie von mir?«, fragte ich.
    Er wischte sich mit der Hand über die Augen. Auf seinem Handrücken waren Tätowierungen. Vom Gefängnis?
    Als ich beim Drogendezernat war, hatten die Russen einen beträchtlichen Teil des Heroinhandels in Südflorida an sich gerissen. Es gab Gerüchte, dass sie mit den Kolumbianern gemeinsame Sache machten, um sich in den Kokainmarkt zu drängen. In den Crystalmarkt hatten sie sich damals noch nicht vorgewagt. Crystal war damals - und ist es bis heute - die Bastion des weißen Gesindels.
    Alexi Kulak. Russenmafia? War das Irinas Zweitjob gewesen? Der Job, mit dem sie ihren Lebensstil unter den Reichen und Berühmten finanzierte?
    »Sie ist tot«, sagte er. »Ermordet.«
    Er hatte seine Gefühle in den Griff bekommen und irgendwo weggesperrt. Ich sah, wie er sich veränderte, ruhiger wurde, konzentriert.
    »Ja«, sagte ich.
    »Sie hat mir erzählt, wie Sie diesem Mädchen geholfen haben.«

    Vor einem Jahr war Molly Seabright, zwölf, Schülerin der Methuselah-Schule, zu mir gekommen, weil sie mich fälschlicherweise für eine Privatdetektivin hielt, und hatte mich gebeten, ihre vermisste Schwester zu suchen.
    »Sie kennen diese Leute, mit denen sie herumzieht«, sagte er. »Diese reichen amerikanischen Playboyhurensöhne.«
    »Nein«, log ich. »Ich kenne sie nicht.«
    Kulak durchbohrte mich mit einem Blick, dass ich mich fühlte wie ein Insekt an der Schautafel. Er verströmte nun eine starke und zielgerichtete Energie. »Sie kennen sie.«
    Ich sagte nichts.
    »Ich will wissen, welcher von ihnen Irina getötet hat.«
    »Ich bin kein Privatdetektiv, Mr. Kulak.«
    Er trat, plötzlich aggressiv nun, ins Badezimmer, um mich einzuschüchtern. »Es ist mir scheißegal, wie Sie sich nennen. Ich muss wissen, wer Irina getötet hat.«
    »Das ist Sache der Polizei«, sagte ich. Ich konnte nicht mehr zurückweichen. Ich stieß bereits an den Toilettentisch.
    Kulak streckte die Hand aus und packte meine untere Gesichtshälfte. Ich führte die kleine Schere heimlich um den Körper und stieß sie ihm in den Bauch. Ich spürte, wie die Klinge auf eine Rippe traf.
    Er heulte auf, taumelte zurück und blickte erstaunt auf sein Hemd, das sich von seinem Blut rot färbte.
    Ich verschränkte beide Hände, holte aus und verpasste ihm einen harten Schwinger an Schläfe und Wange.
    Kulak stolperte rückwärts und stürzte zu Boden.
    Ich wollte über ihn springen, aber er erwischte mich an einem Knöchel, und ich ging ebenfalls zu Boden. Meine Zähne gruben sich tief in die Unterlippe. Ich schmeckte Blut.
    Ich trat nach ihm, um mich zu befreien. Auf allen vieren krabbelte ich vorwärts, und es gelang mir, auf die Knie zu kommen, aufzustehen.
    Doch als ich losrennen wollte, packte mich Kulak im Nacken, stieß mich gegen eine Wand und hielt mich dort mit seinem Körpergewicht fest.
    »Du Miststück! Du hast mich gestochen!«
    »Ja. Hoffentlich sterben Sie dran!«
    Kulak begann zu kichern, dann lachte er, lachte immer heftiger. »Ich glaube, Sie sind wie Irina.«
    Ich hoffte nicht. Ich wollte mir nicht vorstellen, wie Wasserlebewesen an meinem Gesicht nagten, während ich tot in einem Abflussgraben lag.
    »Sie«, sagte er und war wieder todernst, »werden meine Augen, meine Ohren, mein Gehirn sein. Man wird Sie akzeptieren. Sie sind eine von ihnen.«
    »Ich arbeite nicht für Sie«, sagte ich. »Ich will wissen, wer Irina getötet hat, aber ich arbeite nicht für Sie.«
    Er drehte mich herum und drückte mich an der Gurgel gegen die Wand. Meine Zehen berührten kaum den Boden. Er sah aus, als würde es ihm nichts ausmachen, falls er mir, absichtlich oder nicht, den Kehlkopf eindrückte.
    »Doch, Miss Estes«, sagte er leise. »Ich fürchte, das werden Sie.«
    Ich widersprach nicht. Seine Stimme und seine Haltung ließen mich frösteln. Seine Augen waren ausdruckslos und schwarz, wie die eines Hais. Ich

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