Kaltherzig
und legte Irinas Foto auf den Tresen. Sie saß darauf in einer hufeisenförmigen Sitzecke, zwischen zwei gut angezogene, reiche Männer gequetscht, die wahrscheinlich nie im Leben einen Fuß in einen Laden wie diesen hier gesetzt hatten. Ihr Lächeln war betörend. Dies Mädchen schien nichts mit der Toten zu tun zu haben, die er zuletzt auf einem Stahltisch im Autopsiesaal gesehen hatte.
Der Barkeeper betrachtete das Bild ebenfalls, seine Miene war nachdenklich.
»Der Kerl hat sie gewürgt und dann mit einer Drahtschlinge
erdrosselt. Er hat sie vergewaltigt und gefoltert«, fuhr Landry fort, wobei er um der größtmöglichen Wirkung willen alles ausschmückte. Gitan hatte nicht mit Sicherheit sagen können, ob sich der Täter an dem Mädchen sexuell vergangen hatte. Es hatte keine sichtbaren Zeichen von Folter gegeben. »Das kranke Arschloch hat sich sogar noch nach ihrem Tod über sie hergemacht. Und dann hat er sie in den Kanal geworfen, damit ihr die Fische die Augen herausfressen konnten.«
Der Mund des Barkeepers zitterte, als er auf das Bild starrte.
»Ihr wollt das Stück Scheiße nicht verraten, das das getan hat?«, sagte Landry. »Was mich angeht, ich würde den Bullen den Kopf meines eigenen Bruders auf einem Silberteller servieren, wenn ich wüsste, dass er so was gemacht hat. Aber ich bin natürlich auch kein Russe.«
Er warf ein halbes Dutzend Visitenkarten und einen Zwanzig-Dollar-Schein auf die Theke und salutierte dem Barkeeper. » Do svidanja. «
Der Wodka tat seine Wirkung, sobald das Adrenalin abebbte. Er ging aus der Hintertür, drehte sich zur Seite und kotzte. Hier hinten war niemand, der ihn sehen konnte. Er lehnte sich an das Gebäude und holte ein paarmal tief Luft. Er brauchte nur einen Augenblick, ein bisschen frische Luft.
Es gab jetzt drei Möglichkeiten: Niemand würde herauskommen. Jemand würde herauskommen, vielleicht mit ihm reden, vielleicht nicht. Boris würde herauskommen und ihm die Scheiße aus dem Leib prügeln.
Er fuhr sich mit der Hand übers Gesicht, zündete sich eine Zigarette an, um den Geschmack von Erbrochenem aus dem Mund zu bekommen, fragte sich, ob Elena jetzt schlief.
Dann verfluchte er sich selbst, weil er darüber nachdachte. Es gab keine Chance, ihr nahezukommen. Sie ließ es einfach nicht zu. Er sollte froh sein, dass sie ihn freigegeben hatte. Es ärgerte ihn, dass er es nicht war.
Er war selbst nicht gerade jemand, der seine Gefühle nach außen kehrte. Ein Wunder, dass es überhaupt so lange gutgegangen war mit ihnen. Sie beide waren wie ein Paar Stachelschweine. Trotzdem kam er sich gemein vor wegen dem, was er am Fundort zu ihr gesagt hatte. Wenn Elena etwas nicht war, dann jemand, der hinschmiss.
Die Tür ging auf, und eine Frau kam heraus. Hochgestecktes, toupiertes Haar, zu viel Make-up, ein Rock, der kaum den Hintern bedeckte. Sie blieb stehen, posierte mit dem Profil zu ihm, zündete sich eine Zigarette an und blies einen Rauchstrahl in Richtung Mond.
Landry wartete.
»Verdammt«, sagte sie und sah ihn an. »Meine Zigarette ist ausgegangen. Haben Sie Feuer?«
Er ging zu ihr, schnippte an seinem Feuerzeug. Sie sah ihn von unten herauf an und machte einen tiefen Zug.
»Das war nicht übel«, sagte sie beim Ausatmen. »Wurde Zeit, dass mal jemand Gregor den Hintern versohlte.«
»War nicht so schwer«, sagte Landry.
Sie lachte kokett und klimperte mit den Wimpern. »Und Sie sind wirklich ein Bulle?«
»So steht es in meinem Ausweis.«
»Ich heiße Swetlana. Swetlana Petrova. Sie suchen nach Alexi?«
»Du weißt, wo er zu finden ist?«
Sie zog eine Schnute und zuckte die Achseln. »In der Hölle, hoffentlich.«
»Du bist kein Fan von ihm?«
»Er ist ein Schwein.« Sie drehte den Kopf zur Seite und spuckte auf den Boden. Na klasse.
»Was hat er getan?«, fragte Landry. »Dich gefickt und dann abserviert?«
Das Feuer in ihren Augen verriet ihm, dass er recht hatte.
»Hey!«, brauste sie auf und schlug ihm mit dem Handballen an die Brust. »Mich serviert keiner ab. Ich hab ihm gesagt, er soll Leine ziehen. Er ist billig und fickt mit Huren herum.«
Landry biss sich auf die Zunge und sah zur Tür. Es war nur eine Frage der Zeit, bis noch jemand herauskam.
»War Irina Markova eine dieser Huren?«
Sie machte ein säuerliches Gesicht. »Sie hat ihn an seinem Schwanz herumgeführt. Er hat sich zum Narren gemacht.«
»Du meinst, er hatte es vielleicht satt? Er hat beschlossen, ihr eine Lektion zu erteilen?«
Der Gedanke war ihr
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