Kaltherzig
geklatscht.
»Wie geht es Nancy dieser Tage, Ben«, fragte Brody.
»Gut. Sie hilft ihrer Mutter bei der Vorbereitung irgendeiner Wohltätigkeitsveranstaltung. Damit ist sie geistig beschäftigt.«
Walkers Frau war die Tochter einer der reichsten alteingesessenen Familien Connecticuts. Ein wunderschönes, aber seelisch instabiles Mädchen, schien Nancy Walker die meiste Zeit in ihrer eigenen Welt zu leben, bis obenhin mit Medikamenten vollgepumpt, damit sie funktionierte, und sie verkehrte regelmäßig in Kliniken für Geisteskranke und Sanatorien.
Manche Leute waren überrascht gewesen, als bekannt wurde, dass der äußerst begehrenswerte Bennett Walker sie heiraten würde. Andere betrachteten das Nettovermögen der beiden Familien und sahen eine Fusion, keine Hochzeit.
Das war siebzehn oder achtzehn Jahre her. Brody hatte es damals noch nicht in die Palm-Beach-Kreise geschafft, aber er hatte Bennett Walker gekannt. Walkers angebliche Vergewaltigung und Misshandlung eines Mädchens war landesweit in den Nachrichten gewesen. Privilegierter Erbe eines riesigen Vermögens unter dem Vorwurf, sich einfach genommen zu haben, was er wollte, und am Ende spaziert er ungeschoren davon - der Stoff für Boulevardschlagzeilen.
Die Ehe mit Nancy Whitaker ein Jahr später hatte den
Eindruck vermittelt, als wäre Walker zur Ruhe gekommen und müsste eindeutig ein anständiger Kerl sein, denn andernfalls hätten die Whitakers doch nie zugelassen, dass ihre Tochter ihn heiratete.
Die Wahrheit war, dass die Whitakers ihr Problemkind unter die Haube gebracht hatten, die Walkers hatten geschäftliche und politische Verbindungen gewonnen, die Millionen wert waren, und der Zustand seiner Frau gestattete Bennett, zu tun und zu lassen, was er wollte. Kein schlechter Handel, fand Brody.
»Dann sind also alle gedeckt«, sagte er.
Sie sorgten immer dafür, dass einer den anderen absicherte. Das war der Sinn des Clubs. Kein Mann blieb ohne Alibi, falls er eins brauchte. Nutten, Geliebte, Drogen, Suff, Glücksspiel - um welches Laster es auch ging, einer deckte immer den anderen.
Es hatte zu Beginn zumeist harmlos ausgesehen. Wen kümmerte es, wer wen bumste? Was war schon dabei, eine kleine Notlüge für einen Freund mit einem Kokainproblem zu erzählen? Firmengeld bei einer todsicheren Wette im fünften Rennen in Gulfstream verloren? Kein Problem. Sie sprangen füreinander in die Bresche.
Brody saß da und betrachtete seine Freunde, die alle ihre eigenen Geheimnisse hatten, und er fragte sich, ob sie sich jemals ausgemalt hatten, einen Mörder zu decken.
19
Kulak tauchte nicht bei der Adresse auf, die Landry von Swetlana bekommen hatte. Jedenfalls nicht in den zwei Stunden, die er dort im Wagen saß, ehe er nach Hause fuhr, um ein wenig zu schlafen. Sie hatte ihn wahrscheinlich in die Irre geführt. Swetlana und die ganze Bande aus dem Magda’s hatten wohl herzhaft über ihn gelacht.
Doch egal, ob ihn die Frau angelogen hatte oder nicht, er betrachtete seinen Besuch in der Kneipe nicht als Zeitverschwendung. Er hatte Eindruck hinterlassen. Er hatte seine Botschaft hinterlassen, und sie würde Alexi Kulak ohne Frage erreichen.
»Du siehst beschissen aus«, sagte Weiss am nächsten Vormittag auf dem Weg zu Star Polo. Weiss saß am Steuer. Er fühlte sich dann wichtig. Landry war so verkatert, dass es ihm egal war. »Was ist passiert? Hat man dich hinter einem Lkw hergeschleift oder was? Ich dachte, du bist gestern Abend nach Hause gefahren. Du siehst aus, als hättest du im Wagen geschlafen.«
»Ich bin losgezogen und hab mich betrunken«, sagte Landry. »Ich hab in dieser Russenkneipe vorbeigeschaut und ein paar Wodka gekippt. Solltest du hin und wieder auch tun, Weiss. Würde deinen Schließmuskel lockern.«
»Du warst ohne mich dort?«, fragte Weiss ungläubig. »Wir hatten doch ausgemacht, dass wir bis heute warten.«
»Es war schon heute.«
»Ich kann es nicht fassen, dass du ohne mich hingegangen bist.«
Landry sah ihn von der Seite an. »Bist du meine neue Freundin, oder was? Brechen deine latenten homosexuellen Neigungen durch? Soll ich vorsichtig sein, wenn du hinter mir stehst, Weiss?«
»Ach, leck mich doch, Landry.«
»Kein Interesse«, sagte Landry. Und während Weiss für eine Erwiderung Luft holte, fügte er an: »Pass auf die Kurve auf, Süßer.«
»Früher warst du kein ganz so großes Arschloch«, sagte Weiss. »Hast du bei Estes Stunden genommen?«
»Versuch nicht, geistreich zu sein«, antwortete
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