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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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das vor Ihnen steht, dachte ich, aber ich hätte es niemals gesagt.

    »Sie bestrafen nicht ihn, Elena. Sie bestrafen sich selbst.«
    Ich sagte nichts. Ich wollte auf diesem Weg nicht weitergehen, nicht einmal in Gedanken. Und ich hatte gewiss nicht die Absicht, Bennett Walker seine Sünden zu vergeben. Warum sollte ich? Warum sollte man es überhaupt?
    Barbaro berührte mich an der Schulter. »Ich will nicht, dass Sie sich von etwas aus der Fassung bringen lassen, das Sie nicht ändern können, Elena.«
    »Aber das sind genau die Dinge, über die man fassungslos sein sollte, Juan«, sagte ich. »Soll ich ihm die Absolution erteilen, weil es dann leichter ist? Das System hat versagt? Na gut, da man nichts dagegen machen kann, tue ich lieber so, als hätte er nicht einer Frau Gewalt angetan, während wir uns auf die Hochzeit vorbereiteten, und nicht anschließend erwartet, dass ich einen Meineid für ihn schwöre. - Ich verstehe es nicht«, sagte ich. »Ich verstehe nicht, wie Sie das in Ordnung finden können. Es ist nicht in Ordnung.«
    Er blickte zur Seite und seufzte.
    »Wenn Sie das nicht verstehen, was soll ich dann von Ihnen denken?«, fragte ich. »Dass Sie einfach die Augen vor allem verschließen, was Ihnen unangenehm ist? Haben Sie in der Nacht weggesehen, als Irina ermordet wurde? Jemand hat die Kontrolle verloren, das Mädchen ist tot, tut uns schrecklich leid, aber jetzt lässt es sich nicht mehr ändern. Wir können uns ebenso gut weiter amüsieren.«
    »Wie können Sie so von mir denken?«, fragte er.
    »Wie kann ich es nicht?«, erwiderte ich. »Ich kenne Sie seit vierundzwanzig Stunden. Ich habe Sie kennengelernt, weil ein Mädchen ermordet wurde. Woher weiß ich, dass Sie es nicht waren?«

    »Weil ich es Ihnen gesagt habe.«
    Ich lachte. »Ja klar, und da mich noch nie jemand belogen hat, sollte ich Ihre Aussage einfach für bare Münze nehmen.«
    »Trauen Sie denn niemandem, Elena?«
    »Nein«, sagte ich wahrheitsgemäß. »Ich kenne nicht einen Menschen, der nicht zu seinem eigenen Vorteil lügen würde, wenn sich die Gelegenheit ergibt.«
    »Das ist ein sehr trauriger Zustand«, sagte er bedächtig. »Sie tun mir leid.«
    »Also, bitte«, sagte ich. »Sie sind in der Pferdebranche, Sie sind mit dieser Clique zusammen, einem Haufen unanständig reicher, gelangweilter, verdorbener, unmoralischer, machthungriger Leute. Das Leben ist ein Spiel um hohe Einsätze für sie, bei dem es keine Grenzen gibt. Wenn Sie nicht der Forrest Gump der Polowelt sind, dann wissen Sie verdammt gut, dass Sie bis zum Mittagessen von mindestens einem halben Dutzend Leuten belogen wurden.«
    Barbaro hatte die Hände in die Hüften gestützt und blickte den Gehsteig entlang. Er schien nichts mehr zu sagen zu haben, oder er wusste nicht, welche Richtung er einschlagen sollte, damit sich die Situation nach seinen Wünschen entwickelte.
    »Ich fahre jetzt nach Hause«, sagte ich und wandte mich zum Gehen.
    »Nein, Elena.« Er fasste mich sanft am Unterarm. »Bitte gehen Sie nicht.«
    »Sie glauben doch wohl nicht, dass ich da noch mal hineingehe.«
    »Nein. Ich würde Sie gern zum Abendessen ausführen«,
sagte er und stand ein bisschen zu dicht bei mir. »Irgendwo, wo es ruhig ist. Nur wir beide.«
    Mein Instinkt meldete sich. Er musste meine Anspannung durch die Berührung gespürt haben, aber er hatte keine Zeit mehr zu reagieren.
    »Gibt es hier ein Problem?«
    Landry. Noch bevor ich die Stimme erkannte, überfluteten mich Schuldgefühle wie ein Guss kaltes Wasser. Mir war klar, wie das für ihn aussehen musste: Genau wie das, was es war, eine vertrauliche Unterhaltung zwischen seiner jetzt Exgeliebten und dem begehrtesten Star im ganzen Polozirkus.
    »Nein, alles in Ordnung«, sagte ich. »Detective Landry, das ist Juan Barb...«
    »Wir kennen uns«, sagte Landry mit einer Abneigung, die nahelegte, dass er nicht beeindruckt gewesen war. »Nehmen Sie die Finger von der Dame, José.«
    »Die Dame hat nichts dagegen«, sagte Barbaro.
    »Stimmt das?«, fragte Landry.
    Ich drehte mich zu ihm, ohne daran zu denken, wie ich aussah.
    Seine Augen wurden groß. »War er das?«, fragte er und stieß den Zeigefinger in Richtung Barbaro.
    Er hätte mich nicht gehört, selbst wenn ich versucht hätte zu antworten. Er hatte sich bereits wie ein Kampfhund vor Barbaro aufgebaut.
    »Hast du ihr das angetan?«
    Barbaro machte einen tüchtigen Schritt rückwärts und hob die Hände. »Nein!«
    Landry hörte auch ihn nicht. Er rückte

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