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Kaltherzig

Titel: Kaltherzig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag Fred Kinzel
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gewürgt hatte.
    Sengend heiße Wut loderte in mir auf. Er war keinen Meter entfernt. Ich musste alle Kraft aufbieten, um meine Arme am Körper zu halten.
    »Willst du das wirklich tun, Bennett?«, fragte ich ruhig. »Willst du mich wirklich provozieren? Du solltest besser als irgendwer sonst wissen, dass ich einen Furz darauf gebe, was andere Leute von mir denken. Willst du wirklich wieder in den Nachrichten sein? Willst du, dass der Fall Maria Nevin noch einmal ausgegraben und erneut in
den Medien breitgetreten wird? Denn wenn du mich provozierst, dann garantiere ich dir, dass genau das passieren wird. Du kannst deine Familie das durchmachen lassen. Du kannst dafür sorgen, dass Reporter vor eurer Tür kampieren und deine Frau auf Schritt und Tritt verfolgen, sobald sie das Haus verlässt...«
    »Lass sie da raus.«
    »Leg dich nicht mit mir an, Bennett«, sagte ich mit tiefer, vor Wut zitternder Stimme. »Denn ich habe nichts zu verlieren.«
    Ich drehte mich um und ging fort.

24
    Draußen war es Nacht geworden. Es war so kühl, dass man eine Jacke vertragen hätte. Ich hatte keine, aber meine Restwut genügte vollauf, um mich von innen heraus zu wärmen.
    Was zum Teufel würde ich nun machen? Wie konnte ich das, was gerade durchgesickert war, zu meinem Vorteil wenden? Hatte ich mich gerade wieder aus dem inneren Zirkel hinauskatapultiert, oder würde sich Jim Brody als ein Mann erweisen, der seine Feinde noch genauer im Auge behielt als seine Freunde?
    Ich war eine ehemalige Polizistin. Ich hatte noch ein Hühnchen mit Bennett Walker zu rupfen, einem von Brodys Auserwählten. Ich hatte soeben damit gedroht, ihm Ärger zu machen.
    Nichts von dem, was passiert war, stellte eine Überraschung
dar, sagte ich mir. Es war klar, dass Bennett irgendwann auftauchte. Das waren seine Freunde. Und natürlich mussten sie früher oder später erfahren, dass ich bei der Polizei gewesen war.
    Ich vermutete - baute darauf -, dass Brody mich in der Nähe haben wollte, damit er mich sehen und wenn möglich Einfluss auf mich nehmen konnte. Und ich nahm an, er würde Barbaro zu diesem Zweck einsetzen.
    »Elena.«
    Na also. Ich drehte mich um. Er trug immer noch Polohemd, weiße Reithose und sattelbraune Stiefel, die bis zu den Knien reichten. Er sah keinen Deut weniger sexy aus, wenn er ernst war, als wenn er sein verwegenes Lächeln zur Schau trug. Vielleicht sogar noch mehr.
    »Ich dachte eben, dass Schadenskontrolle Ihre Aufgabe sein könnte«, sagte ich.
    Er tat, als verstünde er nicht.
    »Ihr patrón hat Sie geschickt.«
    »Niemand hat mich geschickt«, sagte er verärgert. »Ich bin kein Diener. Ich will Sie nur nicht wütend sehen. Ich will nicht, dass diese... diese Bitternis zwischen Ihnen und Bennett Ihnen den Abend verdirbt.«
    »Das ist viel verlangt. Sie sprechen von einem Zorn, der zwanzig Jahre lang gereift ist wie ein Malt-Whisky in seinem Fass.«
    »Sein Benehmen...« Er suchte nach Worten, für das, was er mir sagen wollte. »Er hat sich nicht wie ein Gentleman benommen. Ich entschuldige mich dafür.«
    »Warum sollten Sie sich dafür entschuldigen. Abgesehen davon, war mein Benehmen wohl kaum damenhaft«, räumte ich ein.

    Er fuhr sich mit der Hand durch das dichte, gewellte Haar. Ein Bild wie für das Cover eines Liebesromans.
    »Es tut mir Leid, Juan«, sagte ich. »Ich kann es zwar nicht wissen, aber ich habe den Verdacht, ich stamme aus einer langen Reihe verbitterter, rachsüchtiger Frauen.«
    »Wozu soll das gut sein?«, fragte er.
    »Was meinen Sie?«
    »Wozu soll es gut sein, an diesem Zorn festzuhalten? Was nützt es Ihnen?«
    »Er hat eine Frau geschlagen und vergewaltigt«, sagte ich ungeduldig. »Irgendwer sollte darüber wütend sein.«
    »Die Frau, von der Sie behaupten, dass er sie vergewaltigt hat.«
    »Von der ich es behaupte ? Ich behaupte es, weil es stimmt.«
    »Und was ändert Ihr Zorn daran? Bestraft er Bennett? Liegt er nachts wach und spürt das Gewicht Ihres Zorns auf sich?«
    Natürlich nicht. Wäre mein Zorn in der Lage gewesen, Bennett Walker zu belasten, hätte er längst zermalmt sein müssen.
    »Hass ist, als würde man Gift nehmen und erwarten, dass die andere Person daran stirbt.«
    »Vielen Dank, Hochwürden Barbaro«, sagte ich sarkastisch. »Sparen Sie sich den Rest Ihrer Predigt für jemanden, den sie interessiert. Sie können leicht dazu raten, die Vergangenheit ruhen zu lassen. Sie waren nicht dabei. Sie haben nicht gesehen, was er diesem Mädchen angetan hat.«
    Oder dem,

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