Kaltstart
privater E-mails mit root-Privilegien. Da wurde kurz vor Betriebschluss noch einmal eine Drucksession verlangt, die in der gegebenen Zeit gar nicht zum Abschluss gebracht werden konnte, da wusste eine alles besser, was mit jeder Art von Software zu tun hatte, und die Herablassung der Unix-geschulten Computer-Professionellen gegenüber dem blöden Normaluser unterschied sich in nichts von der des männlichen Gegenstücks. Die Gespräche dieser Hyänen in der Kantine waren von demselben Dominanzverhalten gekennzeichnet wie die der Männer, vielleicht noch um die Verkrampfung bereichert, dass sie ja immer noch Frauen sein wollten. Im Grunde war aber alles recht ausgeglichen. Was den Männer ihre dämlichen Autos waren, waren den Frauen ihre albernen Modemagazine.
Im privaten Bereich beobachtet man bei ernsthaften Computernutzerinnen zwei Verhaltensweisen: “Ich zieh das durch”, und “Ich kann das nicht”. Im ersten Fall glauben sie an die dumpfen Durchhalteparolen der Männchen, im zweiten nutzen sie schlau die Rolle, die ihnen traditionell übergestülpt wird, und lassen den Männern den Vortritt, damit die auch wieder wissen, wie toll sie sind. Aus der Wahlmöglichkeit ergibt sich ein klarer Vorteil: Männer können erst kämpfen lassen, wenn sie eine bestimmte gesellschaftliche Stellung erreicht haben, Frauen können das immer. Geht es um die Wurst, wird gekämpft wie eh und je.
Der Krampf an der Maschine hat nichts mit der Frage des Geschlechts zu tun. Hier wie überall sonst ist Frausein an sich kein Standpunkt, keine Tugend, kein Verdienst. Die richtigen falschen Verhältnisse machen aus Computern Maschinen der Macht, für Frauen wie für Männer. Aber der Mythos von der weiblichen Computervernunft trägt dennoch die Züge einer Utopie: Im Umgang mit dem PC wären wir alle gern nüchtern, vernünftig und gelassen, auch wenn wir uns täglich anders erleben.
Service
Ich werfe bei einem saarländischen Elektrogroßhändler ein Auge auf einen neuen Scanner. Damit ist eigentlich das Unglück schon beschrieben, die Tragödie vorgezeichnet, der Alptraum gebucht. Aber echter Kummer will voll durchlitten sein, und selbst die kleine, feine Stimme, die in meinem Kopf immer wieder sagt: Tu's nicht! Tu's nicht! , kann mich von dem Kauf nicht abhalten. Ich beschwichtige mich selbst. Der Scanner ist keine Billigware. Er ist ein Markengerät. Der Service der Herstellerfirma gilt weltweit.
Zwar habe ich schon selbst bei dieser Firma gearbeitet, und weiß, dass sie genauso viel Ausschuss herstellt wie andere, aber ihr Service gilt immer noch als vorbildlich. Ich nehme den Scanner mit nachhause. Ich schließe ihn an die USB- Schnittstelle an. Er scannt, aber leider sind die Resultate nicht sehr überzeugend. Die Bilder haben alle einen Grünstich, sind dazu recht blass, und wie ich die Glasplatte des Scanners auch wienere, es sind Kratzer im Bild zu sehen.
Das kommt, wie ich schließlich erschreckt feststellen muss, daher, dass Kratzer in der Glasplatte sind, ganz zu schweigen von dem Staub im unzugänglichen Inneren des Scanners, der auch erst sichtbar wird, wenn seine Lampe eingeschaltet ist. Ich rufe den bekannt guten Kundenservice der Herstellerfirma an. Die Dame lacht und sagt, da helfe nichts, bis einen Monat nach dem Kauf sei der Händler vor Ort zuständig. Ich erkläre ihr, dass der Händler nicht vor Ort wohnt, sondern 250 Kilometer entfernt. Da könne sie auch nichts machen, frohlockt das Fräulein, es gebe doch sicher eine Filiale des betreffenden Elektromarktes in meiner Nähe, hm?
Warten Sie mal , sagt sie plötzlich. Können Sie mir noch einmal die Seriennummer des Geräts durchgeben?
Ich tue, wie mir geheißen.
Sie wissen das wahrscheinlich nicht, aber Sie haben ein N-Gerät gekauft.
Ein N-Gerät?
Ja. Diese Geräte haben eine verkürzte Voll-Garantiedauer von nur drei Monaten, danach berechnen wir pauschal 54 DM pro Reparatur. Wir geben diese Geräte ein wenig billiger an die Händler ab, wissen Sie.
Ich habe den derzeitigen Marktpreis bezahlt. Soll das heißen, dass der Händler auf Kosten meiner Garantieansprüche eine Extramarge herausgeschlagen hat?
Ja! Ruft sie fröhlich. Mir wird ein wenig schlecht.
Und wer ist also jetzt für die Reparatur des Geräts verantwortlich?
Der Händler. Bis einen Monat nach Kaufdatum. Danach haben Sie in ihrem Fall zwei ganze Monate Anspruch auf die volle Garantie durch uns.
Wunderbar , sage ich. Ich danke ihnen.
Die Situation will überdacht
Weitere Kostenlose Bücher