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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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angeht - mein Freund ist der bekannte Expeditionsforscher Professor Bergemann. Wünschen Sie sonst noch Auskünfte, neugierige Dame?«
    »Danke, ich bin bedient, Herr Brunnig.« Schirins Herz hatte aber doch einige schnellere Schläge getan, als sie hörte, wohin dieser stets knurrig gelaunte Nachbar reisen würde. Sie winkte ihm noch einmal zu, konnte es sich aber nicht verkneifen, und hätte es sie Jahre ihres Lebens gekostet, ihm nachzurufen: »Wünsche Ihnen schlechtes Wetter, verdorbenen Magen, harte Matratze im Bett, schlechten Kaffee morgens und abends dünnes Bier. Dies wäre es, Herr Brunnig.«
    Bestimmt hatte sie richtig gehört, als er vernehmlich brummte: »Alte Hexe!« Aber was machte ihr das, da sie nun noch mehr Gedanken bewältigen mußte. Dieser Mann, von dem sie in den vielen Jahren engster Nachbarschaft niemals ein nettes Wort oder nur einen freundlichen Gruß bewilligt bekam, sollte nun ausgerechnet dort sein, wo ihr Neffe Kuno seine neue abenteuerliche Existenz starten würde, wo ihre Nichte einer wohl weniger abenteuerlichen, aber wahrscheinlich arbeitsreichen Zeit entgegenging und wo, wenn alles klappte, Castor und Pollux schon bald in zitternder Freude davon träumten, Herrn Brunnig an die mageren Beine zu fahren!
    Lange wurde hin und her gedacht, gegrübelt, erwogen und beschlossen, an die alte Lina im Torhaus Gleichen zu schreiben, sie möge Schirin für einige Tage bei sich unterbringen, die mit einem ganz einfachen Angestelltenzimmerchen zufrieden sei. Sie möge aber den Besuch ihrem neuen Chef melden, damit sie keine Unannehmlichkeiten habe, wenn eine alte Freundin, als welche Schirin gelten würde, zu ihr kam.
     

III
     
    »Je doch, nein, Hedrich - gleich zwei Briefe für mich, und alle beide mit Eilboten! Wenn's nur nischt Böses ist!« Die alte Lina, die mit Hedrich und der dicken Emma in der Küche beim Frühstück saß, beäugte mißtrauisch die zwei für sie ungewöhnlichen Schreiben.
    »Wenn du die Kuverts nicht öffnest, kannste nischt lesen, dumme alte Trine«, knurrte Hedrich und stippte geruhsam sein Brötchen in den guten Milchkaffee, da sich beachtlich viele Zähne von ihm getrennt hatten.
    »Weiß ich allein, daß man durchs Kuvert nicht lesen kann. Erst wird aber der Herrschaft ihr Frühstück serviert. Biste fertig, Emma, damit du oben servieren kannst?«
    »Bin ich - laß aber die Tasse stehen, trinke dann noch 'nen Schluck. Habt ihr früher hier auch immer so gut gelebt wie jetzt?« wollte Emma wissen, während sie sorglich das Frühstückstablett richtete.
    »Nee, da hatten wir verflixt magere Zeiten, als der alte Herr Baron sich er - na ja, als der eben gestorben war und die jungen Herrschaften nischt wie Schulden für ihn zu zahlen hatten. Solch guten Kaffee gab es da nicht, und wir haben alle zusammen mächtig gespart«, erklärte ihr Lina, während sie die schöne alte Silberkanne mit duftendem Kaffee füllte und dann die dicke Mütze darüber setzte. »Zünde oben gleich den Kaffeewärmer an und stell die Kanne drauf.«
    »Wo sind denn jetzt die jungen Herrschaften?«
    »Das geht dich nischt an. Mach du deine Arbeit, und damit hallelujah, neugierige Liese!« Als die beiden Getreuen dann allein waren, seufzten sie beide tief auf. »Och, Hedrich, es war doch verflixt traurig, als unser Herr Kuno und 's Baroneßchen fort mußten.«
    »Und ob das traurig war, wenn's auch uns beiden jetzt wieder gutgeht. Na, nun mach deine Briefe auf - ich bin neugierig.«
    »Die sind aber an mich, alter Dussel.«
    »Nun, wenn schon - wissen muß ich doch alles.« Lina wußte schon jetzt, daß er nicht wanken würde, ehe er haargenau alles wußte, was in den Briefen stand; also machte sie mit einer Küchengabel die Kuverts auf, entfaltete den dickeren Brief und quietschte gleich darauf leise auf. »Hedrich, vom Baroneßchen ein Brief!«
    »Dann lies nur gleich vor - das geht mich genau so an wie dich.«
    Also las Lina, wenn auch stockend, so doch deutlich vor, was Gertraude ihr mitteilte, was die Geschwister planten, um sich eine Lebensmöglichkeit zu schaffen. »Armes Baroneßchen! Nun hör nur weiter, was sie schreibt: Und so müssen wir Dich und Hedrich sehr herzlich darum bitten, uns beide nicht zu verraten, wenn wir wirklich im Torhaus Stellung finden sollten. Auch dürft Ihr die Dackel nicht erkennen. Die wollen wir mit einschmuggeln, damit wir Gleichens wieder beisammen sind. Vielleicht versteht Ihr beiden Getreuen nicht alles, was ich schreibe -aber bitte, helft uns, indem Ihr

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