Kammerdiener gesucht
beide Alten nicht genug haben. Ich dank' auch schön, daß ich meine Freundin kommen lassen darf - sie wird sich dann bei Fräulein Bergemann auch bedanken.«
»Gut also. Somit hätten wir, glaube ich, alles Nötige besprochen. Falls man mich sucht, Lina, ich bin in der Bibliothek und im großen Salon. Ich will dort Staub wischen und lüften.«
»Schön, Fräulein Bergemann - aber 'ne Schürze umtun, damit das hübsche Kleid nicht schmutzig wird!«
»Lina, ich selber hab' keine, also müssen Sie mir eine borgen.«
Tadellos aufgebügelt, benzingereinigt und mit neu gelegtem braven Scheitel, begleitet von den ebenfalls auf Hochglanz gebürsteten Dackelviechern, die noch leise Unmutsfalten ob der lästigen Bürsterei auf den sorgenvollen Stirnen zeigten, wandelte Kuno zum Bahnhof. Gertraude konnte das Trio leider nicht begleiten, da sie rechtzeitig an ihrem Arbeitsplatz sein mußte- aber mit guten Reden, belegten Broten und einem herzlichen Kuß hatte sie den Bruder versorgt.
Castor und Pollux mußten, ob sie wollten oder nicht, in einer alten breiten Reisetasche verschwinden, als Kuno sich dem Zug näherte. Er schlich sich in ein Abteil für Frauen und hoffte, darin ungestört mit den Viechern bis A. zu kommen. Dank seinem umwerfenden Charme glückte ihm dies auch; zwei alte Jüngferlein hatten weder gegen ihn noch gegen Castor und Pollux, die sich ebenfalls charmant zeigten, das Geringste einzuwenden. Und so kam er dann, durch die Brote am Leben erhalten, in A. an. Fest hatte er sich vorgenommen, sich durch nichts in eine bittere Wiedersehensstimmung bringen zu lassen. Er wollte bemüht sein, die geliebte Heimat als ein neues Bild in sich aufzunehmen.
Die kurze Fahrt in dem vollgestopften Bus war bald überstanden, und kurz nach Mittag kam Kuno samt den Dackeln am Torhaus an. Er läutete am äußeren Tor- denn wie sollte er denn wissen, daß man mit einem geschickten Griff durch das Eisentor dieses selbst aufmachen konnte? Bald kam dann der alte Hedrich angeschlurft, der sich genauso tapfer hielt wie Kuno. Aber nun fingen die Hunde plötzlich frenetisch an zu jaulen, als ihnen Heimatluft voller Erinnerungen in die Nasen kam.
»Bscht - wollt ihr wohl still sein! Und grüß dich, Alter. Aber nun kein Wort mehr, verstanden?« Kuno blinzelte dem alten Gärtner zu, dann ließ er sich von diesem den Weg zum Schlößchen weisen. An der Haustür drückte er auf den Klingelknopf, wartete und biß sich nervös auf die Lippen, bis sich endlich die Tür öffnete. Da stand etwas Junges, Hübsches, Reizendes in einer weiten Haushaltschürze, Staubtuch und Wedel in der Linken, und sah ihn erwartungsvoll an.
»Sieh da, mein schönes Kind!« grinste Kuno sie an. »Ich werde erwartet, komme auf eine Annonce des Hausherrn. Wollen Sie mich bitte anmelden. Ich kann die Hunde leider nicht freilassen - sie gehören mir nicht - hab' sie nur zur Ansicht mitgebracht.«
Das »schöne Kind« beugte sich mit unterdrücktem Lächeln zu den wedelnden Hunden nieder und streichelte sie. »Ihr seid aber zwei Prachtkerlchen. Ich denke, ihr werdet dem Herrn gefallen. Kommen Sie bitte - ich führe Sie zu Herrn Professor.«
»Nett von Ihnen.« Kuno konnte sein Wohlgefallen an Mary nicht verbergen, folgte ihr, und als sie wenig später auf eine große Tür deutete, die, wie er ja genau wußte, zum sogenannten Arbeitszimmer führte, blinzelte er ihr zu. »Danke bestens. Wie ist es denn - sehen wir uns nachher noch einmal?«
Mary zuckte nur die Schultern und wandte sich ab, denn sie mußte ihr amüsiertes Lächeln verbergen. Nun, das war ja ein recht fröhlicher Mann, der mit den reizenden Dackeln angekommen war. Sie kümmerte sich aber nicht weiter um ihn und verschwand in einem anderen Zimmer. Kuno indessen richtete sich und seine seelische Kraft wieder ganz auf sein Vorhaben, klopfte bescheiden an, und als er ein kräftiges »Herein« vernahm, öffnete er die Tür.
Nun aber übernahmen Castor und Pollux die Szene, zerrten an der Doppelleine, kläfften ein wenig - doch was vorn gekläfft wurde, wurde hinten durch Schwanzwedeln abgeschwächt. Wenn Kuno sich aber dem Wahn hingegeben hatte, daß die alte Leine noch das kräftige Vorwärtsstreben der Dackel hindern könnte, so irrte er sich. Die riß, und Castor und Pollux, als müßte es so sein, begrüßten den an der offenen Terrassentür sitzenden Achim Bergemann, der sich sofort mit gutem Lächeln zu den Prachtexemplaren niederbeugte. Da lagen sie auch schon auf dem Rücken, und die
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