Kammerdiener gesucht
Mehr sage ich nicht.« Michel lachte grimmig auf.
Mary strich ihm amüsiert über den emporgereckten Spitzbart und schnitt eine niedliche Grimasse dazu. »Rübezahl! Knurre nicht schon wieder! Aber nun werde ich euch Männer allein lassen und mich um Haus, Hof und Küche kümmern, damit es ein leckeres Mahl werde, was wir dir vorsetzen.«
Lächelnd sahen die Männer der schlanken Gestalt nach. Dann wurden die Pfeifen gestopft, Achim lehnte sich behaglich im Sessel zurück und sagte: »Gut, dich hier zu haben, alter Knurrhahn . Ich hoffe nun auch bald die schon lange gesuchte Sekretärin zu bekommen. Es will sich eine am Wochenende vorstellen. Ich muß doch endlich mit der Arbeit beginnen. Der Verlag macht es wie du und knurrt schon. Mary kann und will mir diesmal nicht helfen, ich selbst kann aber unmöglich das alles tippen.«
»Warum will denn Mary diesmal nicht mit dir arbeiten? Hat sie mit dem Haus zuviel zu tun?«
»Erst kürzlich gestand sie mir, daß sie wegen der mit dieser Arbeit verbundenen Erinnerungen sich nicht überwinden kann, mir zu helfen. Du weißt, daß sie damals unseren Expeditionsteilnehmer, diesen unsagbar gut aussehenden Schweden Einar Thorsen liebte, daß sie verlobt waren und heiraten wollten, wenn wir aus Mexiko heimkämen. Du weißt aber ebenso, was geschah, was sie mit ansehen mußte, und daß die Erkenntnis, Einar sei ein Schuft, sie sehr schwer traf. Sie brauchte genauso lange, sich davon zu erholen und wieder die alte fröhliche Mary zu werden, wie ich auf die Kur für mein verletztes Bein verwenden mußte, das ich eben dieser erschreckenden Katastrophe verdanke, die Mary sehend machte.«
»Aber sonst spricht sie nicht mehr von ihm?«
»Nein. Nur gerade heute erklärte sie mir, sie wolle die beiden Maya-Schnitzereien nicht mehr sehen. Sie standen oben in der Bibliothek, und so veranlaßte ich, daß die Dinger in mein Schlafzimmer gebracht wurden. Diese Schnitzereien sind auch ein Grund, warum ich dich hergebeten habe. Du mußt mir behilflich sein, daß ich sie nach Beendigung meiner Arbeiten günstig verkaufen kann.«
»Du siehst sie als sehr wertvoll an?«
»Ungeheuer, sage ich dir. Schon eine kleine Götzenstatue, die ich bereits an ein Museum verkaufte, brachte mir die Kaufsumme für diesen Besitz hier. Aber soviel ich auch an damals zurückdenke, begreife ich nicht, warum Einar sein und mein Leben in Gefahr brachte für diese Dinger; denn Einar war selbst sehr reich, wie er uns wissen ließ, aus bester schwedischer Familie.«
»Und was veranlaßte ihn dann überhaupt, sich deiner Expedition anzuschließen?«
»Studien keinesfalls, nahm er doch alles auf der Reise gewissermaßen von der leichten Seite. Er trieb oft seine Narrenpossen, lachte und scherzte mit Mary, bemühte sich auch nicht sonderlich um die Auffindung der Dinge, denen ich nachforschte. Nun ja - bis eben zu dem bewußten Tag. Da veränderte er sich plötzlich unerwartet, wurde zynisch, grob, gemein und fordernd. Ich bedauerte es tief, daß er auch Mary vor den Kopf stieß, welche diese Veränderung einfach nicht fassen konnte. Nichts war vorgekommen, nichts an Nachrichten oder an Menschen zu uns gedrungen, als wir damals am Ziel angekommen waren. Nur er war plötzlich ein völlig anderer geworden und erschreckte mich durch seine Art.«
»Das war an dem Tag, an dem ihr die bewußten Schnitzereien fandet?«
»Ja - es waren drei Figuren. Mit der dritten stürzte Einar in den Abgrund, in den er mich mit hineinziehen wollte. Mir ist es heute noch unklar, welches gnädige Geschick mich davor bewahrte, nicht mit ihm ganz in die Tiefe zu fallen. Ich blieb an uralten Lianen hängen, und Mary konnte mich mit den unglaublichsten Anstrengungen retten. Nur die wahnsinnige Angst gab wohl dem Mädel die Kräfte dazu. Und weiter war es dann unser Glück, daß Mary eine Gruppe Mexikaner einer Sippe traf, die noch völlig unbeleckt von unserer sogenannten Kultur auf den kahlen Felsplateaus lebte. Sie halfen Mary, daß man mich abtransportierte. Ich erzählte es dir ja einmal ausführlich. Jedenfalls so kam es, daß ich dir hier gegenüber sitze und Einar Thorsen tot, vergessen und gerichtet in einer der unwegsamen Schluchten jener unheimlichen Berge liegt.«
»Beruhige dich wieder, alter Freund. Ich bedaure, daß meine Fragen dich veranlaßten, wieder darüber zu reden. Erkläre mir nur, was eigentlich an diesen scheußlichen Dingern so kostbar ist?«
»Wären die drei Statuetten beisammen, würde ich noch höhere
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