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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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schnell und etwas grob, dann verschmitztes Augenblinzeln und die Antwort: »Denkst du vielleicht, ich lasse euch hilflosen Flaschenkinder allein in dies Abenteuer rasen? Hier bin ich, und gnade Gott dem, der euch was tut!«
    »Oh, Tantilein, hast du eine Ahnung, wie mir das Herz klopft! Kennst du den Herrn Professor, und als was bist du denn hier?«
    Sie bekam die Erklärung, dazu die Kritik:
    »Der Professor ist prima, das Fräulein Schwester ein netter Kerl. Gräßlich ist nur der Besuch, der ist ausgerechnet ein Nachbar von mir. Er kann mich nicht leiden, ich ihn nicht. Nun los mit dir, rein ins Vergnügen, und mach mir keinen Kummer! Fragt man dich, wie du in den Park gekommen bist, sag, daß dir 'ne alte Frau aufgemacht hat. Lauf zu, ich bete indessen zum lieben Gott, daß wir hier bleiben dürfen!«
    Gertraude ging langsam den Weg zum Schlößchen. Ihr Herzklopfen sah man ja nicht, auch nicht das Kniezittern, also konnte sie eine gute Figur machen.
    Am Schloßeingang klingelte sie, was neu für sie war, denn früher wurde einfach mit dem Fuß gegen die Tür gebollert, und irgend jemand kam und machte auf, oder auch nicht. Jetzt aber wurde aufgemacht, und vor ihr stand Kuno, der Kammerdiener, in schlichtem blauem Jackett, welches sie erst kürzlich mit Benzin abgerieben hatte, und weißer Krawatte, die aus einem Taschentuch von ihr gezaubert war.
    »Guten Tag, ich bin Gertraude Horn und bin auf Veranlassung von Herrn Professor hier.«
    »Aha, Sie sind die Sekretärin, welche sich vorstellen soll? Bitte, kommen Sie herein, ich werde Herrn Professor Bescheid sagen.« Korrekt führte Kuno die Sekretärin in die Halle und wies auf einen Stuhl. Aber nicht korrekt war ein blitzschneller Kuß für die Schwester und die geflüsterten Worte: »Kopf hoch, der Chef ist prima und die Chefin eine Wolke!«
    Sie blinzelten sich zu, und er ließ Gertraude allein. Wehmütig waren ihre Blicke, die sie herumwandern ließ; und doch war sie froh - es war ja die alte geliebte Heimat, und nichts war verändert worden. Nur sehr viel gepflegter sah alles aus als damals, als sie und Kuno nur mit Hilfe von Hedrich und Lina den ganzen Betrieb allein machen mußten. Die großen Blumenvasen zu füllen hatte sie damals keine Zeit gehabt, zumal Hedrich fast sämtliche Blumen in die Kreisstadt auf den Markt schickte. Sehr schöne kostbare Teppiche waren neu hinzugekommen und auf dem Sims des großen Kamines eigenartige exotische Bronzen.
    Kuno kam zurück. »Fräulein Horn möchte bitte zu Herrn Professor ins Arbeitszimmer kommen. Ich gehe voran, Fräulein Horn.« Bescheiden und doch so sicher wie möglich folgte sie dem Bruder, der die hohe Tür hinter ihr schloß. Kuno bibberte ebenfalls das tapfere Gleichen-Herz ganz gewaltig. Er spuckte dreimal aus und brummte: »Unberufen - es soll gutgehen!« —
    Drinnen aber kam für Gertraude ein großer Schreck, denn wie wahnsinnig rasten Castor und Pollux auf sie zu, sprangen an ihr hoch und gebärdeten sich einfach närrisch. Gertraude wußte nicht, wie sie sich verhalten sollte, um nicht aufzufallen, als sie eine angenehme, sonore Stimme hörte:
    »Bitte, entschuldigen Sie den Überfall. Ich besitze diese Prachtkerlchen erst einige Tage, und so ganz folgen sie mir noch nicht.« Nun sah sie einen Herrn im Sessel am Schreibtisch sitzen und trat näher, nachdem sie die Hunde beruhigend gestreichelt hatte. »Fräulein Horn, zuerst meinen Dank, daß Sie sich zu mir bemühten. Bitte, nehmen Sie Platz, und entschuldigen Sie, daß ich nicht aufstehe; ich bin leider noch Patient.«
    Gertraude hatte sich ihm gegenüber gesetzt, nur ein wenig nervös dadurch, daß Castor und Pollux wie gewohnt unbedingt auf ihren Schoß klettern wollten.
    »Wollt ihr wohl Ruhe geben und nicht lästig werden!« ermahnte Achim die Tiere.
    Gertraude überlegte ihre nächsten Worte und fragte zaghaft: »Darf ich Ihnen zuerst meine Papiere vorlegen, Herr Professor?«
    Sie konnte den interessierten Blick von Achim nicht erkennen. Ihre Erscheinung und ihre Stimme beeindruckten ihn. Jetzt hob er abwehrend die Hand. »Das hat Zeit. Zuerst wollen wir uns verständigen und feststellen, ob mein Angebot für Sie das Geeignete und ob ich mit dem, was Sie mir erklären, einverstanden bin. Es handelt sich also bei der Position bei mir vorerst um Aufnehmen von Diktaten, sowohl ins Stenogramm wie auch in die Maschine. Es handelt sich um Teile meines neuen Buches über meine letzte Mexikoreise. Ich war bereits zweimal dort und erforschte die

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