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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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verfressenen Dackelhunde -«
    »— und unseres gar stolzen neuen Kammerdieners, der dort eben durch den Park zum Tor geht. Es wird bald Zeit sein, daß der Bus ankommt.«
     

IV
     
    Stumme Tragödien hatten sich im Bus am Bahnhof abgespielt, als sich Schirin Sörensen und Michel Brunnig sahen, sich aber dann sofort nicht mehr sahen. Was will der hier - was will die hier? Scharfe Dolche flogen durch den vollbesetzten Bus, trafen gottlob niemanden, und vorerst war außer dem Schaukeln des alten Kastens nichts zu überstehen.
    Als aber der Bus am Torhaus Gleichen hielt und sowohl Michel Brunnig als auch Schirin Sörensen ausstiegen, war es aus. Sie schielten sich an, und dann fauchte Schirin als die Entschlossenere ihn an: »Soll das vielleicht witzig sein, Herr? Ich bin eine alte Frau und gedenke nicht, mich von Ihnen vergewaltigen zu lassen.«
    »Sollte mir einfallen, mir dafür ausgerechnet so ein altes Register auszusuchen. Lassen Sie mich in Ruhe! Ich bin hier am richtigen Ort und verbitte mir Ihre Anpöbelungen.« Er schob seinen alten Rucksack auf dem mageren Rücken zurecht und strebte dem offenen Parktor zu, an welchem mit devotester bester Kammerdienermiene Kuno bereitstand. Schreck in der Nachmittagsstunde, als Kuno und Tantilein sich in die Augen blickten, sich natürlich nicht kannten und zuerst den alten Knetterich sich wichtig machen ließen. »He, was soll es - wer sind Sie?«
    »Der neue Kammerdiener von Herrn Professor, welcher mich zu Ihrem Empfang hierher beorderte, falls ich die Ehe habe, in Ihnen Herrn Brummig zu begrüßen.«
    »Brunnig. Ich ersuche Sie, sich das gleich von Anfang an zu merken, verstanden? Brummig bin ich, Brunnig heiße ich.«
    »Sehr wohl, Herr Brunnig. Darf ich Ihnen das Gepäckstück abnehmen?«
    »Nicht nötig. Aber lassen Sie sich vom Busschaffner meinen Pappkarton geben, den können Sie tragen. Eh - was soll es denn? Warum stehen Sie hier neugierig dabei und schnappen jedes Wort auf?« schimpfte er an die Adresse von Schirin, die beiseite gestanden hatte.
    »Ich warte nur, bis Sie einer Dame endlich einmal erlauben, von ihren Wünschen zu sprechen.«
    »Dame? Verstand ich richtig? Dame - und zwar Sie?«
    »Herr, wenn ich auch nur hier als Besuch meiner Freundin, der alten Köchin Lina ankomme, betrachte ich mich doch als Dame und sehe jede Herzogin durchaus als meinesgleichen an, da ich überzeugte Demokratin bin. So, und nun zu Ihnen, Sie etwas komische Kammerdiener-Erscheinung -«
    Kuno blinzelte Tantilein verstohlen zu. »Welche Wünsche haben Sie, Frau -?«
    »Sörensen. Ich ersuche Sie, sich das genauso zu merken wie den Namen dieses brummigen Herrn Brunnig. Und wer schleppt meinen Koffer durch den endlosen Park? Besuch ist Besuch, und in der Demokratie habe ich genausoviel zu sagen wie dieser Herr dort.«
    Kuno wurde es heiß und kalt. Konnte ja nett werden mit diesen beiden! Wem sollte er nun zuerst gerecht werden? Schließlich war er hier Kammerdiener und nicht Neffe. »Ich erlaube mir den Vorschlag, daß Sie, Frau Sörensen, hier bitte eine Minute warten. Ich sende sofort den Gärtner, der sich Ihrer annehmen wird. Ich hatte nur den Auftrag, Herrn Brummig - eh, ich meine Herrn Brunnig zu Herrn Professor zu führen.« Flehend sah er
    Tantilein an, die ihm eine Grimasse schnitt und maulte:
    »Dann soll aber der alte Hedrich bald kommen. Dort oben droht ein Gewitter, und im Regen stehe ich nicht gern und warte auf dich. Witzig, nicht? Ist ein altes Schlagerlied und fiel mir nur eben ein. Und nun denke ich, Sie ulkige Zeiterscheinung eines antiquierten Kammerdieners verschwinden mit dem Herrn Brunnig und schicken mir Hilfe her.«
    »Kommandiert hier herum, die >Dame<, als wäre sie Ehrengast im Torhaus Gleichen!«
    »Na, und wie müssen Sie lachen, wenn es eines Tages wirklich so wäre, alter Meckerkopp!«
    »Kommen Sie, Franz. Die >Dame< fällt mir auf die Nerven.« Es blieb Kuno nichts anderes übrig, als den unmöglich verschnürten Pappkarton Rübezahls zu ergreifen und nach einem Achselzucken zu Schirin dem Stelzbein ergebenst zu folgen.
    Hex über den Weg! dachte Schirin, als sie Brunnig nachsah, und so geschah es denn auch, daß die Hexe ihn stolpern ließ und er sich krampfhaft an Kuno anklammern mußte, was Schirin von ganzem Herzen erfreute. »Nun ja, ein Stein. Wenn ich verärgert bin, werde ich unaufmerksam. Sagen Sie, Franz, wie steht es um Herrn Professor?«
    »Wollen Herr Brunnig verzeihen, ich heiße Kuno.«
    »Ich dachte, Kammerdiener heißen immer

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