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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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hier nicht weg, ehe ich genau weiß, daß ihr wenigstens vorerst mal gut und richtig untergebracht seid. So, und nun gebt mir noch einen Schluck Bier, ich verziehe mich dann zufrieden in mein j Prachtgemach. Lacht nicht - aber ich fühle mich sauwohl darin. ; Und die Arbeit hier schmeckt mir auch. Ich freue mich schon auf morgen, wenn ich der Emma beim Wäscheaufhängen helfen kann. Für uns ist es sehr gut, daß sie abends immer heimfährt, so j haben wir es hier gemütlicher.«
    »Wenn ich an unsere letzten Jahre zurückdenke, die wir in bittersten Sorgen verbrachten und nie genau wußten, wann nun die endgültige Katastrophe auf uns zukam, so haben wir es jetzt doch herrlich und friedlich«, sagte Kuno, der seiner Tante Feuer für ihre Zigarre gab. Sie dankte ihm, strich mit gutem Lächeln Gertraude über das schöne Haar, welche sich wieder dicht an sie schmiegte. Kuno sprach nun weiter: »Ich mache mich jetzt auf den Weg der Pflicht mit Castor und Pollux, die ihre alte Gewohnheit wieder aufgenommen haben und ihre letzten Pflichten absolut nur drüben ganz am Ende der Parkwiese erledigen wollen.«
    Kuno dehnte sich ein wenig und wollte sich gerade niederbeugen, um Gertraude einen Kuß zu geben, als die Tür der Leutestube aufgemacht wurde und Mary eintrat.
    Starr saß Schirin, die beinahe ihre Zigarre fallen ließ, erschrocken Gertraude, welche sofort von ihr abrückte. Lina und Hedrich wußten schon gar nicht, wie sie sich verhalten sollten. Nur Kuno hatte die Haltung nicht verloren, erhob sich sofort und stand vor Mary. »Habe ich das Läuten überhört, Fräulein Bergemann? Dann bitte ich um Entschuldigung.«
    Mary zögerte eine Sekunde. Sie hatte mit einem Blick alles Ungewöhnliche bemerkt, doch sie lächelte nur kühl und wandte sich an Lina: »Ich will nicht stören, möchte nur bitten, für Herrn Brunnig noch ein zweites Kopfkissen ins Bett zu legen. Er ließ es mich soeben wissen, daß er das gern hätte.«
    »Da werde ich gleich hinauf gehen, Fräulein Bergemann, die Emma ist schon weg. Ich mache das sofort.«
    »Danke schön. Fräulein Horn, Sie lassen sich von Hedrich morgen früh rechtzeitig wecken, damit Sie den Bahnbus nicht verpassen. Lina sorgt für Frühstück. Ich freue mich, wenn wir Sie wieder hier sehen werden.« Sie reichte der sehr verlegenen Gertraude die Hand, nickte noch reihum und verließ die Leutestube. Hinter ihr war es erst still, die Zurückgebliebenen sahen sich gegenseitig fragend an.
    »Ob sie wohl was gemerkt hat? Was sagte ich doch gerade, als sie hereinkam?« sagte Kuno als erster.
    »Du sprachst von den Hunden, meine ich. Aber meine Zigarre, wenn die dem Fräulein nur nicht unangenehm war -«
    »Wäre auch kein Verbrechen, da du die Zigarren nicht aus der Kiste von Herrn Professor geklaut hast«, tröstete Kuno sie und sich. Aber ein wenig unbehaglich war ihnen allen. Bald gingen sie dann zur Ruhe.
    Als Kuno später mit den Hunden ins Schlößchen zurück kam, hörte er sehr bald das Läuten von Achim, so daß er auch jetzt noch keine Zeit fand, sich über das Erscheinen von Mary Bergemann in der Leutestube den Kopf zu zerbrechen.
    Mary aber ging langsam und etwas nachdenklich in das Arbeitszimmer zurück. Nun gut, wenn die Freundin der alten Lina Zigarren rauchte, dann war dies ja ihre höchst eigene Angelegenheit. Aber wie war es zu erklären, daß die neue Sekretärin sich gleich am ersten Abend, da sie diese Frau Sörensen kennengelernt hatte, so innig an sie schmiegte? Und hatte sie sich geirrt, oder stand der Kammerdiener Kuno dicht über Fräulein Horn gebeugt, als wollte er sie küssen? Das konnte doch wohl nicht möglich sein!
    Mary beschloß, ohne dem Bruder etwas zu sagen, doch ein wenig mehr Aufmerksamkeit für das neue Personal zu haben. Mußte man den neuen Kräften wieder kündigen, so war es eben nicht zu ändern. Aber kaum dachte sie das, da fühlte sie beinahe körperlich die eine Sekunde, da sie an der Brust des Kammerdieners gelegen und diesen sonderbaren Blick von ihm bemerkt hatte.
    Lieber Himmel, der Kammerdiener ihres Bruders! Dummheiten, was sie da alles dachte! Zu Achim würde sie jedenfalls weder über das eben Beobachtete noch über jene Sekunde an der Brust des Kammerdieners sprechen.
     
    Wie jeden Abend geleitete Kuno Achim sorglich zu seinem Schlafzimmer und war ihm behilflich, sich für die Nachtruhe fertigzumachen.
    Einen kurzen Blick nur warf Kuno auf die beiden scheußlichen Maya-Statuetten, die regungslos an ihrem Platz standen. Diesen

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