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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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Forscher, und zwar seit Jahren als Privatmann. Insbesondere hatte er sich auf Maya- und Inkastudien spezialisiert.«
    »Aha - verstehe kein Wort. Wer war denn die Maya? War das die, welche der spanische Goya malte, mal nackt, mal angezogen?«
    Michel grinste diabolisch. »Sag ich es nicht, schwer zu erklären ist das. Die erwähnten Mayas waren ein Volksstamm drüben in Mexiko, und ihrer verschollenen Kultur spürte Achim Bergemann nach. Unter schwierigsten Bedingungen führte er seine kleine Expedition zu den Ruinen der Mayasiedlungen.«
    »Und das Fräulein war mit dabei?«
    »Sie hat ihren Bruder begleitet und soll ein wunderbarer Kamerad gewesen sein. Sie reisten erst seit einigen Jahren zusammen, denn früher war er Dozent an der Universität für völkerkundliche Wissenschaften. Aber Mary will nicht mehr mit auf Forschungsreisen. Ein Erlebnis bei der letzten Expedition hat sie so tief erschüttert, daß sie mit einem Angstkomplex zu kämpfen hat.«
    Schirin hatte sich interessiert aufgerichtet, die Korbwanne mit dem Hafer in die Hüfte gestemmt, und fragte nun: »Dürfte man da mal neugierig sein?«
    »Soviel ich selbst weiß, will ich gern erzählen. Geben Sie nur den Viechern den Hafer, und hocken Sie sich hier neben mich. Ist ziemlich lang, die Geschichte.«
    Das tat Schirin, zündete sich eine Zigarre an und meinte: »Na, dann mal los! Geschichten höre ich für mein Leben gern.«
     
    Es war aber keine friedliche Geschichte, die ihr Michel zu hören gab. Achim hatte ihm alles, was damals geschehen war, genau berichtet. Erst war Schirin still, dann erklärte sie aufatmend: »Na, dann muß man ja das Fräulein Mary bewundern, wie sie so tapfer ihren Bruder gerettet hat. Und nie hörte man was von dem Schuft?«
    »Wie sollte man, da er in eine grauenvoll steile, unwegsame Kluft stürzte?«
    »Teufel haben ein langes Leben. Wie ruhig und ohne Ereignisse ist dagegen mein Leben abgerollt! Außer auf meiner komischen Hochzeitsreise bis Venedig habe ich meine Nase kaum mal ins Ausland gesteckt. Bin keine von den Heutigen, die nichts anderes im Kopfe haben als Auslandsreisen und Sonne und mit dem- na ja, also damit möglichst schnell ins Mittelmeer tauchen. Ich liebe meine Heimat so tiefinnerlich, daß mir keine andere Gegend auf der Welt viel bedeutet.«
    »Woher stammen Sie denn?« Kritische Frage für Schirin, aber sie wurde umschifft.
    »Natürlich hier aus der Gegend, bin doch mit der Lina in der Kreisstadt zur Schule gegangen (war durchaus nicht gelogen). Meine Familie lebte hier. Als ich dann Frau Sörensen wurde, mußte ich in der Stadt leben, was ich gar nicht leiden mag. Kaufte mir bald nach dem Tod meines Mannes das Häuschen, in welchem wir zuletzt wohnten, damit ich wenigstens dort wieder eine Heimat hatte. Auch wegen der Kinder.«
    »Kinder? Sie haben Kinder?«
    »Nee! Sehe ich so aus? Ich sprach von meinem Neffen und meiner Nichte. Die sollen auf der Welt ein Plätzchen haben, wo sie hingehören. Müssen sich schwer durchs Leben schlagen, weil der unverantwortlich leichtsinnige Vater sie um ihre Heimat brachte. Na ja, und darum bin ich hier.«
    »Wegen dem leichtsinnigen Vater?«
    »Sie werden lachen - ja.« Schirin wurde das Thema ein bissel zu brenzlig. »Nun werden wir mal weitermachen, Herr
    Rübezahl. Ich muß noch Blattsalat fürs Abendessen schneiden.«
    Als sie den Stall verlassen wollten, kam Mary und schaute erstaunt auf die beiden Alten auf der Futterkiste. »Hier finde ich dich, Michel! Ich habe dich im ganzen Haus gesucht.«
    »Schimpf mich aus, Mädel, aber ich schwatze doch so gern mit dieser gräßlichen Person. Früher konnte ich sie nicht leiden. Ich erzählte dir ja, daß wir in München Nachbarn sind. Und hier finde ich sie ganz nett.«
    Mary lächelte beiden zu und sagte liebenswürdig: »Darin muß ich dir recht geben, Michel, ich finde Frau Sörensen auch nett.«
    »Nun laufe ich aber davon«, brummte Schirin, »ich kann und kann mich doch selber nicht nett finden. Schön guten Abend, Fräulein. Muß noch Salat ernten, sonst kommt mir die Lina auf den Kopf.«
    Mary verließ mit Michel den Stall, nachdem sie den beiden Pferden mitgebrachte Zuckerstückchen gegeben hatte, pfiff den Dackeln, die mitgekommen waren und es herrlich aufregend fanden, zwischen den Pferdebeinen herumzulaufen, machte dann sorglich die halbe Stalltür zu und ging mit Michel langsam zur Park wiese.
    »Du bist so nachdenklich, Mädel?«
    »Bin ich auch tatsächlich. Ich grübele, Michel.«
    »Dann gib es

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