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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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bekannt, was durchgrübelt werden muß.«
    »Darfst aber nicht mit Achim darüber reden.«
    »Ich schwöre, meinen Mund zu halten.«
    »Ich werde dir einige Fragen stellen, und du antwortest, wenn du kannst und willst.«
    »Abgemacht.«
    »Also, erste Frage: Findest du unseren Kammerdiener durchaus normal?«
    »Lieber Gott, wie soll ich wissen, ob der normal ist?«
    »Nein, Michel, du sollst sagen, ob du ihn als Kammerdiener passabel findest?«
    »Bedaure, das kann ich auch nicht beantworten, denn Michel Brunnig begegnete hier zum erstenmal in seinem schlichten Leben einem Kammerdiener. Weiß also nicht, ob der sich normal benimmt. Ich könnte nur bemerken, daß er gute Manieren hat.«
    »Nicht zu gut?«
    »Auch wieder nicht, finde ich, denn ab und an monierst du doch kleine Fehler bei ihm.«
    »Also habe ich total falsch gefragt.« Mary wurde beinahe ungeduldig, während sie. mit Michel über die große Parkwiese schlenderte. »Ich finde, er benimmt sich wirklich zu gut - beinahe wie ein Herr. Und doch wieder nicht, denn neulich küßte er frühmorgens, als sie mit dem Bus abfuhr, die künftige Sekretärin meines Bruders!«
    »Das sollen Herren und Kammerdiener wohl gelegentlich tun, wenn Sekretärinnen so hübsch sind wie Fräulein Horn.«
    »Findest du es aber nicht ein wenig übereilt, wenn unser Kammerdiener gleich am ersten Morgen die neue Sekretärin küßte?«
    »Jugend hat es oft recht eilig.«
    »Großer Prophet, ich möchte dich furchtbar gern an deinem Rübezahlbart raufen! Ich jedenfalls finde es seltsam. Doch weiter . Am Abend, als Fräulein Horn hier war, kam ich in die Leutestube, und da sah ich, daß Fräulein Horn von Frau Sörensen liebevoll im Arm gehalten wurde.«
    »Möchte wissen, was daran nun verdächtig sein sollte. Frau Sörensen ist halt 'ne mütterliche Natur, und da tat ihr vielleicht das Fräulein leid. Noch mehr so schwerwiegende Fragen?« ,
    »Eigentlich wäre das alles. Du findest also, daß ich hysterisch bin?«     j
    »Nun nicht gleich den Schnee verbrennen, Mädel. Bist vielleicht nur übervorsichtig und willst jeden denkbaren Ärger von Achim abhalten. Gereicht dir zur Ehre, man kann aber auch solche Erwägungen übertreiben. Frau Sörensen konnte ich doch in München nicht ausstehen, und hier finde ich sie richtig angenehm, nachdem wir uns neulich zusammengerauft haben. Du siehst also, man soll keine vorgefaßten Meinungen haben.«
    »Danke, dann bin ich wieder froh und zufrieden. Nun habe ich noch eine Bitte an dich. In meinem Schlafzimmer steht eine reizende antike Kassette, der ich gern einige Erinnerungen anvertrauen möchte. Habe ich nun das Schloß unvorsichtig behandelt, als ich sie aufmachen wollte, oder ist es der falsche Schlüssel - jedenfalls dreht sich der Schlüssel im Leerlauf. Könntest du mir das nicht mal in Ordnung bringen? Du bist doch so ein alter Bastler.«
    »Selbstverständlich, Mädel. Stell sie mir in mein Zimmer, dann mache ich mich mal abends daran, das Schloß abzuschrauben, und versuche es wieder gangbar zu machen. Sonst noch mehr solche schweren Lasten auf deiner sicherlich sehr hübschen Seele?«
    »Nur noch eine letzte Frage: Findest du Achim schon besser erholt als Ostern? Findest du, daß er leichter und sicherer geht?«
    »Da antworte ich mit einem freudigen Ja, Mädel. Fraglos geht es ihm besser, und er hat schon sehr viel mehr Vertrauen zu sich selbst. Ein Wunder ist es jedenfalls, daß der komplizierte Bruch seines Schienbeins so gut verheilte, obwohl es doch damals lange dauerte, bis du ihn in ärztliche Hände bringen konntest!«
    »Ach, Michel, damals - wie war das doch schrecklich! Hätte es nicht so erbarmungslos geregnet, während ihn die Eingeborenen vorsichtig zu Tal trugen, hätte er bestimmt böses Fieber bekommen. So aber war es kühl, und er hielt sich tapfer und ruhig. Du kannst mir glauben, als ich endlich unser Zeltlager und unseren Jeep dort stehen sah, als wir Achim vorsichtig hineinlegten, dann einer der Männer zu mir stieg, um mir als Führer zu dienen, war ich unsagbar erleichtert. Oh, Michel, heute weiß ich nicht mehr, woher ich die Beherrschung genommen habe, den Jeep über Stock und Stein und doch vorsichtig zu der nächsten Station zu steuern!«
    »Reg dich nicht auf, Mädel, es ist ja alles vorbei und gutgegangen. Du hast Achim das Leben gerettet, dir selbst auch, und der Schuft hat es büßen müssen.«
    »Kannst du verstehen, daß ich niemals wieder mit Achim Studienreisen machen will, niemals wieder mich an

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