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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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sie und Einar hätten sich gern und möchten nach Beendigung der Reise heiraten. Ich wußte nichts dagegen zu sagen, es sprach ja alles für diesen Einar Thorsen.«
    »Aus Ihrem bitteren Ton aber muß ich entnehmen, daß Sie andere Erfahrungen mit ihm machen mußten?«
    »Beachtlich andere, aber leider erst so spät, daß Mary schon sehr innig mit ihrer vertrauenden Liebe an ihm hing. Zuerst kam es mit Einar zu Streitigkeiten über den einzuschlagenden Weg, als wir tiefer in den Urwald vorstießen. Ich glaubte recht zu haben, meine Karten bewiesen es - er aber wollte uns veranlassen, mehr nach Südwesten vorzudringen, um einen der gesuchten Tempelreste dort zu finden.«
    »War dieser Schwede auch ein studierter Mann?«
    »Nein, mehr ein Autodidakt, Liebhaber auf diesem Gebiet, mit allerdings beträchtlichem Wissen. Er war, wie er erklärte, im Stockholmer Museum angestellt und hatte sich da mit solchen Funden besonders beschäftigt. Er schien in sehr guten finanziellen Verhältnissen zu sein. Also, zurück zum Thema: ich setzte mich durch, und es wurde meine Route eingeschlagen. Wir verließen, nur mit dem Nötigsten versehen, unser Lager. Jeder mußte sein Gepäck schleppen, auch Mary konnte ich nicht davon befreien. Aber wir glaubten, nur zwei Nächte vom Lager fernzubleiben. Nun, ich hatte richtig geplant, und nach schwierigem Marsch durch den Urwald entdeckte Einar zuerst eine Mauer, die von Menschenhand bearbeitet war. Er ließ keine Freude erkennen, blieb betont verstimmt. Ich will nicht zu ausführlich werden. Wir standen also vor einer der gesuchten Ruinen. Nun arbeiteten wir wie die Besessenen, rissen und zerrten an den Lianen, schlugen weg, was uns die Sicht verdeckte, und standen vor einer feuchten, grünlichen, mit tiefen, deutlich erkennbaren ausgemeißelten Bildern versehenen Tempelmauer, die fraglos auf die Kunst der Mayas hinwies.«
    »Die hatte also vorher noch kein Mensch gesehen?«
    »Nein, dessen waren wir sofort sicher. Nun kommt aber das Seltsame. Einar Thorsen kletterte vor mir an der Mauer in die Höhe, als wüßte er genau, wohin er treten, wohin er greifen sollte. Dann hielt er plötzlich an, lehnte sich gegen das Gestein und schaute auf uns nieder. Böse war sein Blick, häßlich sein Lachen, und in seiner Hand war ein Revolver, auf mich gerichtet.«
    »So ein Schuft! Was bedeutete das?«
    »Ganz einfach - Einar hatte uns schon vorher getäuscht, er wußte genau, was wir finden würden, und daß dies kostbar sei. Uns hatte er nur gewissermaßen benutzt, ihm den Weg zu ebnen. Woher er alles wußte, ist mir heute immer noch ein Rätsel. Also - er verlangte mein Wort, daß alles, was wir an Beweglichem finden würden, sein Eigentum sei und er zu bestimmen habe, was ich erhielte. Mary erblaßte in ihrem enttäuschten Schmerz, den Mann, den sie liebte, als einen gemeinen Schuft erkennen zu müssen. Sie flehte mich an, zu tun, was er wollte, nur damit ein Ende würde und wir dann später uns trennen könnten. Höhnisch versicherte er uns, hoch über uns stehend, wie klug sie sei - nur nicht so klug, daß sie erkannt habe, für ihn nur ein Mittel zum Zweck gewesen zu sein.«
    »Kann es denn solch eine bodenlose Gemeinheit geben?«
    »Und dies von einem märchenhaft schönen Menschen. Nun, die Szene verlief, wie er wollte, denn mir blieb nichts anderes übrig. Unklug wäre es gewesen, es zu einem Kampf kommen zu lassen, denn dann war auch Mary in größter Gefahr. Also gab ich mein Wort, ihn entscheiden zu lassen, was ihm gehören solle. Dann kletterten, arbeiteten und schlugen wir weiter. Der feuchte Dunst von der Mauer benebelte uns beinahe, dazu die innere Erregung und meine ständige Sorge um Mary, die dicht neben mir arbeitete. Endlich kommandierte Einar Halt, beugte sich vor und griff weit vorgestreckt in eine Art Höhle, die nicht mehr Raum hatte als ein großer Koffer. Ich war neben ihm und sah, daß er gierig nach drei Gegenständen griff, vor sich hinlachte, und ich hörte so etwas wie: >Hat also nicht gelogen, der alte Pitt!<
    Dann hielt er in seinen großen Händen die drei Götzenstatuetten, wovon zwei dort stehen.« Tief atmend zeigte Achim auf die Götzenbilder.
    »Sie glauben also, daß er genau wußte, daß und wo er etwas finden würde?«
    »Wer soll das heute mit Sicherheit sagen? Um also nun wieder an der feuchten Mauer hinunter zu rutschen und zu klettern, mußten wir unsere Hände frei haben. Er verteilte die drei Götzen unter uns, und mühselig schob jeder ein solch sehr

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