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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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Freust du dich wiederzukommen?«
    »Ja, ehrlich gesagt, ich freue mich. Ich finde Herrn Professor ungemein sympathisch.«
    »So? Hoffentlich kommst du nicht auch auf die Masche mit der Mandelschokolade«, sagte Kuno düster.
    »Was soll das heißen, Kuno?«
    »Ich meinte ja nur so«, grinste er. »Fräulein Bergemann ist auch verflixt nett, was?«
    »Sehr sympathisch und liebenswürdig. Selbst dieser etwas komische Herr Rübezahl gefällt mir. Alles gefällt mir hier, was ich auch sehe. Schau nur, wie schön das alte Tor gestrichen wurde! Bei uns sah es verrostet aus. Das Dach vom Schloß wurde auch schon repariert. Unser Schmerzenskind war es, das große Dach. Was meinst du, ob ich noch einmal zu Doktor Schöner gehe und ihm ehrlich berichte, wieso wir hier sind?«
    »Ein guter Gedanke. Dann haben wir einen, der weiß, wie wir dazu kamen. So, nimm dein Köfferchen, da biegt eben der Bus um die Kurve. Mach' es gut, liebes Mädel, und komm bald und gesund wieder: Vergiß nicht, es ist das liebe alte Torhaus Gleichen, wohin du zurückkommst!«
    »Ach, Kuno, ich möchte am liebsten weinen!«
    »Kannste, aber bitte zu Hause. Hast du ein Taschentuch bei dir?« Herzlich nahm er die Schwester in den Arm und küßte sie.
    »Hab' ich. Und grüß Tante und die Dackelviecher nochmals!« Flink stieg sie in den Bahnbus, winkte ihm noch einmal zu. Dann lief Kuno schnell zur Leutestube, wo er sein Frühstück wußte.
     
    Daß aber Mary, die schon für den morgendlichen Ritt mit Wotan angezogen war, vom Fenster ihres Schlafzimmers aus gut erkennen konnte, wie der Kammerdiener die zukünftige Sekretärin ihres Bruders küßte, wußte er zum Besten seiner fröhlichen Harmlosigkeit nicht. Mary beschloß, vorerst nicht darüber zu sprechen. Was gingen sie im Grunde genommen die Privatdinge des Personals an, solange dies seine Pflicht erfüllte? Aber irgendwie bedrückte es sie doch, denn bisher fand sie den Kammerdiener, wenn er auch kein ganz perfekter Kammerdiener war, recht angenehm und erfreulich.
    Wotan jedenfalls mußte für Kunos Leichtsinn büßen und wurde auf seine alten Tage an diesem Morgen verflixt scharf herangenommen, so daß er und seine Reiterin gegen neun Uhr erhitzt und nicht fröhlich heimkehrten.
    Als Kuno sie zurückkommen sah, eilte er herbei. Es machte sich immer gut, hilfsbereit zu sein. Er wollte ihr beim Absteigen helfen, aber ein kühler Blick nagelte ihn gewissermaßen auf dem Kopfsteinpflaster des Schloßhofes fest. Die Zügel wurden über ihn hinweg dem alten Hedrich gereicht.
    »Gut abreiben, bitte, Hedrich, Wotan ist sehr warm geworden. Ist mein Bruder schon unten, Kuno?«
    »Herr Professor wartet mit dem Frühstück auf Fräulein Bergemann. Darf ich jetzt servieren?«
    »In fünf Minuten, ich will mich noch schnell umziehen.«
    »Es kam vorhin ein Anruf aus der Kreisstadt, daß das Auto fertig sei. Wie ich verstand, wäre man mit dem Neuspritzen des Wagens fertig.«
    »Danke schön. Erfreulich, daß der Wagen endlich fertig ist. Sagten Sie nicht, daß Sie chauffieren können?«
    »Allerdings, Fräulein Bergemann. Wünschen Sie, daß ich den Wagen hole?«
    »Darüber hat mein Bruder zu bestimmen. Also, in fünf Minuten servieren.«
    Kuno blieb zurück wie ein vergessener Regenschirm. Warum war die Gnädige so ungnädig? Womit hatte er den Zorn verdient, der in ihrem sonst so freundlichen Blick festzustellen war? Fragen durfte er natürlich nicht, ein Kammerdiener fragt so etwas nicht, ein Kammerdiener bemerkt so etwas überhaupt nicht, 1 ein Kammerdiener hat nur tadellos das Frühstück zu servieren. j
    Achim saß schon mit Michel Brunnig auf der Terrasse, sie unterhielten sich gemütlich und harmlos. Kuno meldete, daß Fräulein Bergemann noch um fünf Minuten Geduld bitten lasse.
    »Gut, gut, Kuno, warten wir also. Dieser selten schöne Sonntagmorgen macht uns das nicht schwer.«
    Kuno verschwand in die Regionen der Küche und war bemüht, nicht zu verpassen, wenn Mary herunterkam. Dann lief er gleich hinterher, sorglich das Tablett mit den von Lina gebratenen Spiegeleiern und dem frisch gerösteten Toast vor sich hertragend. Verdammt, das stieg ihm in die Nase - der Speck hatte es in sich Castor und Pollux waren sofort einer Meinung mit ihm und reckten die Dackelhälse, um dem Geruch näher zu kommen. Aber als gut erzogene Hunde bettelten sie nicht. Kuno war also stolz auf seine artigen Hunde, bedauerte nur, daß er sich nicht damit wichtig machen durfte, schenkte den Kaffee ein, tat ; alles, was

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