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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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solch einem aus Goldstreifen hergestellten Besen die beste Stelle für den Bau eines riesigen Tempels erforschte. Nehmen wir an, es sei eine Art Rutengänger gewesen. Diese Goldstreifen, dünn ausgewalzt- auf welche Art, bleibt für uns ein Rätsel - bogen sich wie Federn an einer bestimmten Stelle, und keine Kraft der Welt konnte diese gebogenen Goldblattstreifen jemals wieder geradebiegen. Also sah man sie als etwas Heiliges an. Dieses Attribut erscheint sehr oft bei Maya-Götzenbildern in jeglichem Material.«
    Kuno blickte interessiert auf das Beschriebene. »Und was hat nun der zweite Herr in Händen? Das sieht doch aus wie rinnendes Wasser oder so etwas Ähnliches.«
    »Bravo! Wissenschaftler brauchten lange, bis sie dies erklären konnten - Sie haben es mit einem Blick erfaßt. Nur, daß es nicht eine Darstellung von rinnendem Wasser, sondern von Strömen Menschenblutes bedeuten soll. Ein Sinnbild der tausend und abertausend Menschenopfer, welche die Mayas ihrem Gott darbrachten.«
    »Müssen ja reizende Zeitgenossen gewesen sein. Und wo leben die Nachkommen dieser Mayas heute?«
    »Völlig in Dunkel gehüllt ist es, wohin das Volk sich einst etwa 600 nach Christus auf die Wanderschaft machte. Auch weiß man nicht, warum sie auswanderten. Nachkommen glaubt man in einem bestimmten Stamm von Indianern Mexikos zu erkennen, da diese den Gesichtstyp aufweisen, den man auf Bildwerken der Mayas abgebildet fand; den Gesichtstyp, den Sie auch dort bei den beiden Götzen finden.«
    »Und wo ist nun die dritte Statuette, von der Sie sprachen?«
    »Mit Einar Thorsen in die Tiefe gestürzt.« Ganz ruhig sagte Achim dies. »So, mein lieber Kuno, nun habe ich Ihnen einiges erklärt und hoffe, daß Sie daraufhin meine Götzenbilder nun etwas weniger scheußlich finden. Erzählen könnte ich Ihnen die ganze Nacht von diesem versunkenen Volk.«
    »Ehrlich gesagt finde ich, sie grinsen uns jetzt noch höhnischer und eingebildeter an als vorher.« Kuno hatte sich sofort erhoben und war nun wieder ganz und gar Kammerdiener eines guten Hauses. »Ich bedanke mich für diese interessanten Berichte. Kann ich für Sie noch etwas tun, Herr Professor?«
    »Wenn ich sicher sein darf, daß Sie mich nicht an meine Schwester verraten, hätte ich es gern, wenn Sie mir noch eine kleine Flasche Sekt herauf brächten.« Achim sah Kuno mit amüsiertem Lächeln an. »Sie mag es nämlich nicht, wenn ich von damals spreche, und sie mag es nicht, wenn ich so spät noch Sekt trinke.«
    »Selbstverständlich verrate ich es nicht, Herr Professor. Ich kann mir aber von gutem Sekt keinen Schaden ausmalen.«
    »Mary ist aus den bösen Tagen noch manchesmal bemüht, mich wie ein Wickelkind zu behandeln. Ist Herr Brunnig schon versorgt?«
    »Melde gehorsamst, Herr Professor, daß die von Herrn Rübezahl - pardon, ich meine natürlich von Herrn Brunnig gewünschte Flasche Helles bereits oben in seinem Zimmer ist.«
    »Na also, dann bin ich ja nicht der einzige Sünder.«
    Kuno lief schnell nach unten, nahm in der Küche den Weinkellerschlüssel vom Brettchen und wollte gerade die Kellertreppe hinuntergehen, als er am weit offenstehenden Küchenfenster Mary bemerkte, die mit ganz leichtem Spott fragte: »Will sich der Herr Kammerdiener noch einen kühlen Trunk holen?«
    »Frau Sörensen bat mich, ihr eine Flasche Selters zu holen«, war seine unüberlegte Ausrede.
    »Sagte dies die Gute im Traum, Herr Kammerdiener? Frau Sörensen hat nämlich schon lange das Licht in ihrem Zimmer abgedreht.« Päng! Den Chef durfte er doch nicht verraten, der Schwindel mit der Tante war schiefgegangen, also mußte er den Ruf eines Säufers auf sich nehmen. »Aber lassen Sie sich nicht stören, Kuno - irgend etwas werden Sie schon im Weinkeller zu tun haben. Gute Nacht. Die Hunde liegen in der Halle. Sie nehmen sie dann bitte mit nach drüben.«
    »Sehr wohl, Fräulein Bergemann. Gute Nacht wünsche ich Ihnen ebenfalls.« Was Kuno selten geschah, er hatte einen roten Kopf bekommen.
    »Mein Bruder ist schon zur Ruhe gegangen?«
    »Sehr wohl, es ist alles für Herrn Professor erledigt.«
    »Dann wäre dies auch in Ordnung.« Weg war sie, und Kuno schlich wie ein begossener Pudel in den Weinkeller. Teufel, Teufel, es war gar nicht so einfach, sich mit Diplomatie durchzuschaukeln. Er suchte und fand das Gewünschte für Achim, füllte den Kühler mit Eisstückchen aus dem Kühlschrank und lauschte dann in der Halle, ob ihm nicht etwa Mary noch begegnen würde. Aber still war es, so

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