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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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schweres Ding in den Rucksack. Von diesem Augenblick an führte er das Kommando, befahl, wie wir absteigen sollten, was noch zu geschehen habe, und hielt noch immer seine Waffe in der Hand. Mary flehte mich an, zu gehorchen. Sie weinte nicht, ihre Augen waren hart geworden, wenn sie diesen vorher geliebten Mann ansah. Kein Wort kam sonst über ihre Lippen, kein Wort mehr für ihn.
    Unten angekommen, spürten wir alle erst, wie entsetzlich überanstrengt wir waren, und hockten dicht beisammen am Boden, den ich vorher untersucht hatte, ob keine Schlangen dort waren. Nicht weit von dem Platz war ein schroffer Abhang, dessen Grund im dämmerigen Licht des Urwaldes nicht zu sehen war. Feucht war auch hier alles. Kurze Zeit gönnte Einar uns, um wieder Kraft zu finden. Dann fing er Streit um den Rückweg an. Ich hatte mir den Weg genau markiert, er lachte mich hohnvoll aus, ich sei im Irrtum, und wies die Richtung nach dem Abhang als die unsere. Seile hatten wir bei uns, vielleicht hatte er recht, daß wir den Weg ab kürzen konnten. Ehe wir aufbrachen, verlangte er von uns die beiden verwahrten Götzenstatuetten und legte nun diese drei, jede anders in der Haltung, vor sich auf den feuchten Boden. Dann zog er einen verknitterten Wisch aus einem dreckigen Notizbuch und verglich darauf vermerkte Zeichnungen mit den Statuetten; griff diese an, dann jene, hielt sie an sein Ohr und kratzte mit der Machete vorsichtig daran. Dann war wieder dieses widerliche Lachen in seinem schönen Gesicht. Kurz erklärte er, daß ich keine der drei Statuetten bekommen würde, ihm gehörten sie, nur ihm, und wenn mir das nicht paßte, könne er auch andere Saiten aufziehen.«
    »Den Kerl hätte ich vor Wut krumm und lahm geschlagen.«
    »Nachdem ich kurz überlegt hatte, was mit Mary würde, falls ich unterliegen sollte, denn Einar war enorm kräftig, konnte ich mich nicht mehr beherrschen. Ich packte ihn an der Kehle, und damit war die Tragödie da.« Achim legte eine Hand über die Augen, es erregte ihn doch sehr, von alledem zu sprechen. »Eigentlich gehe ich einen ganz anderen Weg in meinem Bericht, als ich plante, denn ich wollte ja über die Kultur der Mayas sprechen und berichte Ihnen nun von dieser Tragödie. Aber was ich angefangen, muß ich nun auch beenden. Es kam, wie ich schon einmal andeutete, zu einem grauenvollen Kampf. War es Absicht von Einar, oder war es der Lauf des Kampfes - jedenfalls kamen wir dem Abhang immer näher. Plötzlich wollte er mir eine dieser Götzenstatuetten über den Kopf schlagen. Ich wich aus, wurde immer aufgeregter, packte mit aller Kraft zu, und dann geschah es - wir waren am Abgrund. Ich höre noch heute Marys furchtbaren Schrei, sah wohl, daß sie auf mich zustürzte, doch nichts konnte den Gang des Entsetzlichen aufhalten. Einar stieß mich mit erschreckender Kraft vor sich her, aber ich ließ ihn nicht los, und so fielen wir eng umklammert den Abhang hinunter.«
    »Arme Mary Bergemann, dies mit ansehen zu müssen!« sagte Kuno unwillkürlich. »Wie gut, daß sie so beherzt war und es ihr doch möglich wurde, Sie zu retten.«
    »Wie das Mädel dies fertigbrachte, wird mir zeit meines Lebens unfaßbar bleiben. Das Letzte ihrer Kraft muß sie hergegeben haben. Ich selbst war bewußtlos - lange, so lange, daß sich mir für später die Zeitbegriffe verwirrten. Alles hat Mary angeordnet, sie hat dann unser Lager aufgelöst, sie hat alles, was wir im Laufe dieser Expedition erarbeitet und gefunden hatten, sorglich verpackt und nach Europa transportieren lassen, während ich in einem mexikanischen Krankenhaus soweit wieder zurechtgeflickt wurde, daß ich den Flug in die Heimat überstand. Davon also nun aber nicht mehr. Jetzt kommt nur noch ein kurzer Vortrag über diese beiden Scheußlichkeiten dort, wenn es Sie nicht langweilt. Ich selbst bin, ehrlich gesagt, durch meinen Bericht recht nervös geworden, da wird mir ein sachlicher Vortrag guttun. Also, betrachten wir erst die links stehende Statuette. Ich erklärte Ihnen schon, daß diese Figuren aus einem Stück massiven Holzes geschnitzt wurden, einem Holz, das wir heute nicht kennen.«
    Eben wollte Kuno dazwischenwerfen, daß er neulich festgestellt habe, im Inneren der einen Figur bewege sich etwas, als Achim schon weiter sprach: »Sie sehen, daß die linke Figur eine Art Besen in Händen hat, ähnlich geformt wie die Insignien, die
    man bei altägyptischen Herrschern sehen kann. Die Sage berichtet darüber, daß damals ein Weiser der Mayas mit

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