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Kammerdiener gesucht

Kammerdiener gesucht

Titel: Kammerdiener gesucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Friede Birkner
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verwendet wurde. Mary hat die ehemaligen Zimmer der Baronesse erwählt, und in meinen Räumen soll früher der alte Baron gelebt haben.« Gertraude konnte nur nicken, denn hätte sie geantwortet, wäre ihm vielleicht die Erregung ihrer Stimme aufgefallen. Er lehnte sich behaglich in seinem Sessel zurück und fuhr fort: »Kann mir zur Zeit gar nicht denken, daß ich wieder auf große Fahrt gehen werde. Vielleicht liegt es noch an dem verflixten Bein, das gar so langsam heilen will, oder strahlt dies Haus soviel Ruhe und Frieden aus. Auch Mary mag nicht mehr auf weite Reisen gehen, und sehr, sehr ungern trenne ich mich von ihr. Verstehen Sie das?«
    Eifrig nickte sie. »Die Zeit, die ich von meinem Bruder getrennt wurde, als er eine neue Position antrat, war sehr bitter für mich. Wir Geschwister hatten das seltene Glück, meist in unserem Leben dicht beisammen zu sein.«
    »Dann müßte ich Ihnen wohl bald einmal Urlaub geben, daß Sie Ihren Bruder in München aufsuchen?« Nur unmerklich war sein Zögern bei dieser Frage.
    Himmel - wie nun wieder schwindeln? In diesem Augenblick klopfte es, und Kuno kam herein, was sie zunächst einer Antwort enthob.
    »Verzeihung, Herr Professor, wenn ich störe - aber Frau Sörensen sagt mir soeben, daß Wotan neu beschlagen werden muß. Soll ich ihn zum Schmied reiten? Ich würde dann Hedrich veranlassen, daß er mich bei Ihnen für diese kurze Zeit vertritt.«
    »Nun sagen Sie selber, Fräulein Horn, habe ich es nicht gut? Der Besuch unserer alten Lina kümmert sich wie ein ausgezeichneter Stallmeister um die Pferde, und mein Freund Michel durchstöbert sämtliche verborgenen Schätze des Besitzes, um uns allerhand Kostbarkeiten vorzuführen. Also gut, Kuno, einverstanden, daß Sie mit Wotan zum Schmied reiten. Wie gut, daß es überhaupt noch einen Schmied gibt, um ein Pferd zu beschlagen! In unserer Zeit durchaus nicht selbstverständlich.« Er nickte Kuno zu, stellte aber an Gertraude dann beharrlich seine letzte Frage noch einmal, während sie schon gehofft hatte, er habe sie vergessen. »Nun also - wäre ein baldiger Urlaub fällig?«
    »Reizend von Ihnen, Herr Professor, aber mein Bruder ist jetzt nicht in München. Wenn Sie erlauben, werde ich zur gegebenen Zeit um ein freies Wochenende bitten.« Sie sah ihn wartend an, aber er lächelte nur, so daß sie verlegen weiter fragte: »Soll ich Diktat aufnehmen, Herr Professor?«
    »Nein.«
    »Dann also weiter abschreiben?«
    »Nein, auch nicht. Sie sollen nicht so aufreizend tüchtig und arbeitswütig sein. Wir müssen ja nicht morgen schon mit dem ganzen Buch fertig sein. Haben Sie sich schon die Fotos angesehen, die ich für das Buch bestimmte?«
    »Ich nahm sie gestern abend mit auf mein Zimmer. Dort im Kasten liegen sie wieder eingeordnet. Wer machte denn die Aufnahmen, auf welchen Sie, Ihre Schwester und dieser blonde Schwede zu sehen sind?«
    Einen Augenblick zögerte Achim mit der Antwort, als wäre ihm dieses Thema unbehaglich. Schnell antwortete er dann: »Mit Selbstauslöser wurden diese Bilder gemacht.« Gertraude ahnte nicht, daß ihn ihre weiteren Worte quälen würden, und sagte: »Er muß ein sehr großer und kräftiger Mensch gewesen sein, dieser Schwede, ein Mann, wie wir uns die Wikinger vorstellen. Schade, daß er auf den Fotos nur unklar zu sehen ist.«
    »Schön und böse. Bitte, ein anderes Thema«, war seine kurze Antwort. Beide waren einen Augenblick verlegen, dann fuhr er in heiterem Ton fort: »Haben Sie sich schon überlegt, daß wir mit meiner Arbeit sehr lange zu tun haben? Damit will ich sagen, daß wir Sie hier nicht so bald wieder fortlassen werden.«
    »Kann es für einen Angestellten etwas Angenehmeres geben als solche liebenswürdigen Worte vom Chef?«
    »Wie brav doch dieses Fräulein Horn zu antworten weiß, ohne auf das Grundthema einzugehen!«
    »Sie meinen, wie ich mich zu einem langen Aufenthalt im Torhaus Gleichen einstellen würde? Das kann ich schnell und ehrlich beantworten: Nirgends werde ich lieber sein als hier!« Ein freudiges Leuchten lag in ihrem Blick bei diesen Worten. Er beugte sich vor und legte seine Rechte auf den Schreibtisch, so, daß sie, wollte sie nicht ungezogen sein, die ihre hinein legen mußte.
    »Also - auf sehr gute und lange Freundschaft?«
    »Auf ein hauptsächlich für Sie gedeihliches Zusammenarbeiten, Herr Professor.« Gertraude war etwas unsicher geworden, zumal er ihre Hand nicht gleich frei gab und mit leichtem Kopfschütteln erklärte:
    »Nicht ganz die

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